Wird der ewige Geheimfavorit endlich Meister?Der Blick zum Nachbarn: NLA-Check, Teil 2
Kann der HC Fribourg-Gottéron - wie hier in der CHL - auch in der NLA regelmäßig jubeln? (Foto: Imago)HC Fribourg-Gottéron
Die Prozedur ist jedes Jahr die gleiche. Der HC Fribourg geht als Geheimfavorit in das Titelrennen und spätestens im Frühjahr in den Play-offs, die er problemlos in den letzten Jahren erreichte, scheitert er. Manchmal im Halbfinale wie im letzten Jahr, spätestens jedoch im Finale wie vor zwei Jahren.
So ist es auch in dieser Spielzeit. Das Team ist äußerst ausgeglichen. Stars und Zuträger sind gut verteilt, ältere, erfahrene Spieler wechseln sich mit starken Talenten ab.
Im Tor besitzen die Fribourger ein Trio mit Zukunft. Mit Melvin Nyffeler (19) und Ludovic Weber (18) versuchen zwei aktuelle Juniorennationalspieler, den begehrten Back-Up-Platz hinter Benjamin Conz zu ergattern. Conz ist aber trotz über 200 NLA-Spiele auch erst 22 Jahre alt und gilt noch als Talent. Die Verteidigung wird vom ältesten Abwehrspieler und gleichzeitig einzigem Ausländer angeführt. Joel Kwiatkowski (37), mit der Erfahrung von 900 Spielen in NLA, NHL, WHL und KHL ausgestattet, soll sich um die Jungspunde wie David Wildhaber (19) und Maxime Montandon (20) kümmern. Die restlichen Verteidiger wie Timo Helbling (33), Anthony Huguenin (27) und Michael Ngoy (32) sind äußerst erfahren und jederzeit in der Lage, gegnerische Stürmer in Schach zu halten.
Im Sturm sind die Fribourger wie seit eh und je gut aufgestellt. Die von der Größe extremsten sind auch gleichzeitig die wichtigsten Akteure. Die HCF-Legende Julien Sprunger (1,94 Meter und seit Karrierebeginn beim gleichen Verein 533 Spiele), Martin Ness (1,90 Meter und sehr talentiert) sowie der in Moskau geborene Andrei Bykov (1,73 Meter, 376 Spiele und nur für Fribourg aktiv) können Spiele alleine entscheiden. Aber auch die zweite Reihe hat sich mittlerweile einen Namen erworben. Die Kanadier Jeff Tambellini (30) und Christian Dube (37), die finnische Neuerwerbung Petteri Wirtanen (28) aus Donetsk (KHL), der US-Boy John Fritsche (23) sowie die Schweizer Sandy Jeannin (38), Thibaut Monnet (32), Benjamin Plüss (35) und Tristan Vauclair (30) können jederzeit für Tore sorgen und verleihen dem Team von Trainer Hans Kossmann eine beeindruckende Tiefe.
Hockeyweb-Tipp: Der HC Fribourg-Gottéron landet zwischen Platz eins und vier nach der Vorrunde.
Servette Genf
Die Servettois sind, wie die Konkurrenz aus dem nahen Fribourg, besessen von dem Gedanken, endlich mal einen Meisterpokal nach Saisonende in den Händen zu halten. Dafür wurde, wie seit Jahren, die Mannschaft erneut aufgerüstet und diesmal ist sie wirklich ein Geheimfavorit.
Man bediente sich bei den drei wichtigsten Aktivitäten nicht auf irgendeinem Spielermarkt, es musste schon die NHL sein. 271 Spiele in der NHL (Tampa und Montreal) waren Beweis genug, um den Linksaußen Tom Pyatt nach Genf zu lotsen. Die gleichen Initialen – aber deutlich erfahrener als Tom – hat sein Bruder Taylor. Dieser jagte dem Puck in 928 NHL-Spielen für Pittsburgh, New York Rangers, Phoenix und Vancouver nach. Ein weiterer wichtiger Baustein ist Matt d‘Agostini. Der 27-Jährige kam aus Buffalo und war vor einem Jahr sogar in zehn Spielen für den SC Riessersee in der 2. Bundesliga aktiv. Letzter Top-Neuzugang ist der Kanadier Paul Ranger (Toronto, Tampa). Zusammen mit den gestandenen Genfer Spielern wie Alexandre Picard, Kevin Romy, Juraj Simek, Tim Traber sollten die Genfer somit in der Lage sein, wieder ganz oben im NLA-Konzert mitzumischen.
Hockeyweb-Tipp: Die Genfer landen nach der Vorrunde zwischen Platz drei und sieben.
Kloten Flyers
Ein echter Evergreen, dieser Klub aus der Zürcher Vorstadt. Die Kloten Flyers, vor zwei Jahren noch so gut wie pleite, haben nicht nur erfolgreich den Rettungsanker geworfen, sie erlebten förmlich einen „Turn-Around“. Niemand hatte die Flyers, obwohl ein typischer Play-off-Kandidat, im Finale erwartet und in dieser Saison gehören die Klotener eindeutig zum erweiterten Favoritenkreis.
Im Gegensatz zum Ligakonkurrenten Fribourg, der ein äußerst junges Torhüter-Trio ins Rennen wirft, bringen es die beiden Flyers-Keeper auf einen Altersdurchschnitt von 35 Jahren. Nr. 1 ist immer noch der 40-jährige Martin Gerber, der trotz seines Alters in der letzten Saison in 50 Spielen auf einen Gegentorschnitt von 2,22 kam. Back-up ist Jonas Müller, dem allerdings die NLA-Erfahrung fehlt, so dass die Torhüterbesetzung ein nicht zu unterschätzendes Risiko darstellt.
Die Abwehr wird angeführt von zwei 34-jährigen Kanadiern: Micki DuPont und Jim Vandermeer. DuPont, von 2003 bis 2006 auch mal bei den Eisbären Berlin unter Vertrag, gilt als außerordentlicher Spielmacher, der auf höchstem Niveau sehr konstant spielen kann. Zu diesen beiden gesellen sich unter anderem die Schweizer Nationalspieler Robin Beck (in Konstanz geboren), Philippe Schelling, Sami El Assaoui, Lukas Stoop und Patrick von Gunten. Ergänzt werden diese Reihen durch den talentierten Nachwuchs in Form von Lukas Frick und Edson Harlacher.
Im Sturm hängt viel vom Erfolgstrio Victor Stancescu, Tommi Santala und Marcel Jenni (40 Jahre) ab. Aber auch für die zweite Reihe wurde etwas getan. Steve Kellenberger kam aus Biel und mit Denis Hollenstein aus Genf wurde sogar der Sohn von Flyers-Trainer Felix Hollenstein zurückgeholt. Wie üblich in Kloten spielen dort viele Nationalspieler (Matthias Bieber, Simon Bodenmann, Cyrill Bühler, Romano Lemm) und einige talentierte Stürmer, die bestimmt ihren Weg in der NLA machen werden, wie Robin Leone, Vincent Praplan und Thomas Studer.
Hockeyweb-Tipp: Die Kloten Flyers belegen im Endklassement Platz zwei bis fünf.
HC Lausanne
Der letztjährige Aufsteiger in die NLA hat eine fulminante Saison hinter sich gebracht. Gleich in der ersten Saison nach acht mageren Jahren in der NLB gelang eine fast ausgeglichene Punktesaison und man kam sogar bis ins Viertelfinale. Dort forderte man den späteren Champion ZSC bis aufs Blut und scheiterte nur knapp.
Auf der Keeperposition vertraut man der Legende Christian Huet. Der Franzose, 2004/05 auch in Mannheim tätig, kam trotz seiner 39 Jahre in 51 Spielen auf einen Gegentorschnitt von 2,35 und ist die Nr. 1 zwischen den Pfosten. Sicherlich wird jedoch aus sein Back-up Pascal Caminada regelmäßig von Trainer Heinz Ehlers eingesetzt werden.
Die Defensive, in der letzten Saison das Prunkstück der Lausanner, wird auch in diesem Jahr voll gefordert sein. Geführt von einem Iren mit Schweizer Pass, John Gobbi und einem Finnen, ebenfalls mit Schweizer Pass, Larri Leeger, könnte höchstens die geringe Quantität von nur acht Spielern, für Schweizer Verhältnisse eine ungewöhnlich geringe Quote, bei Verletzungen für Probleme sorgen. Da der Sturm mit gerade mal 104 Toren in der Vorrunde unterirdisch schwach war, beschloss man beim HCL, gerade in diesen Mannschaftsbereich zu investieren. Geführt wird die Abteilung „Attacke“ vom Finnen Juha-Pekka Hytönen. Der aus Chabarowsk (KHL) geholte Hytönen schaffte in der letzten Saison 47 Punkte in 55 Spielen. Ihm stehen neuerdings die beiden Finnen Ossi Louhivaara und Harri Pesonen zur Seite, beide spielstarke Angreifer, die für Furore sorgen sollen. Aus Kloten kam noch Yannick Herren, aus Langenthal Vincent Le Coultre und aus Ambri Alain Mieville. Somit sollte die Sturmschwäche behoben sein.
Hockeyweb-Tipp: Lausanne wird um einen der Play-off-Plätze kämpfen müssen. Die Qualität ist eher vorhanden als vor der letzten Saison. Daher landen sie vermutlich zwischen Platz sechs und zehn.