Uwe Krupp im Hockeyweb Interview - Teil 2

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Lesedauer: ca. 9 Minuten

Uwe Krupp soll die deutsche Nationalmannschaft Ende April als Sieger der ersten Division, der B-WM in Amiens (Frankreich), wieder in die A-Gruppe der Weltmeisterschaft führen. Hockeyweb hat sich in einem ausführlichen Interview mit dem Bundestrainer über diese Aufgabe, seine persönliche und die Situation im deutschen Eishockey unterhalten.



Hockeyweb:

Herr Krupp, die DEB-Auswahl steht bei der B-Weltmeisterschaft in der Pflicht. Wie schätzen Sie die Situation ein?

Uwe Krupp:

Wir müssen realistisch sein. Bei der B-WM zu sein und von vornherein zu sagen, da gehören wir nicht hin, das wäre ein katastrophaler Fehler.

Hockeyweb:

Wie sehr besteht im deutschen Eishockey in diesem Zusammenhang auch ein eher mentales Problem im eigenen Selbstverständnis?

Uwe Krupp:

Wenn es um das deutsche Eishockey geht, fängt jeder zweite Satz mit ‚Eigentlich’ an. Eigentlich sind wir ja so gut, eigentlich gehören wir ja gar nicht in die B-Gruppe… Eigentlich sind wir besser als die Schweiz… Eigentlich, ach ja, dann waren wir auch mal… Diese Einstellung, diese Perspektive ist einfach verkehrt. Man wird im internationalen Vergleich an den Ergebnissen gemessen und nicht daran, ob man den ein oder anderen erfolgreichen Spieler in der Liga hat. Man wird daran gemessen, wie man kollektiv auftritt. Da muss man sagen, dass wir einfach nicht besser sind als das, wo wir stehen. Wir sind eine Mannschaft, die in der Welt auf dem zehnten oder elften Platz ist und möglicherweise auf den neunten Platz kommen könnte. Aber wo wir jetzt sind, das ist schon richtig, da gehören wir hin.

Hockeyweb:

Sie reden von ‚Eigentlich’ und sprechen damit eine ‚Hätte’- oder ‚Würde’-Mentalität an. Ist das ein Punkt, wo Sie ansetzen müssen und wollen?

Uwe Krupp:

Es hilft uns nicht, wenn man glaubt, dass man dort, wo man steht nur ist, weil es ein Unfall war. Wir können uns nicht darauf verlassen, immer das eine wichtige Spiel zu gewinnen und wenn wir das nicht schaffen, dann passiert eben das, was uns in Österreich mit dem Abstieg passiert ist. Realistisch gesehen sind wir nicht so stark wie die Mannschaften, die in der Welt auf den ersten sieben Plätzen stehen. Das muss man anerkennen.

Hockeyweb:

Die Turniere, gerade die A- und die B-WM, zeichnet eine unterschiedliche Zielstellung aus. Wie würden Sie die Turniere selbst charakterisieren?

Uwe Krupp:

Die B-WM ist für uns im deutschen Eishockey eine existenzielle Sache. Wir wollen so schnell wie möglich wieder hochkommen. Unglücklicherweise sind wir jetzt in dieser Position, wo wir dieses Turnier gewinnen müssen. In den letzten Jahren war es dagegen bei der A-WM gut genug, die ein oder andere Mannschaft zu schlagen. Diese Position war relativ komfortabel. In der Zukunft, besonders im Hinblick auf 2010, ist es vielleicht gar keine schlechte Sache, jetzt herauszufinden, welcher von unseren jungen Spielern auf dem Sprung ist, auf wen wir bauen können und wer uns dabei hilft, nicht nur in der A-Gruppe zu spielen, sondern auch erfolgreich zu sein.



Hockeyweb:

Stichwort Olympia. Beim Turnier in Turin hatte die deutsche Mannschaft, wenn man so will, nicht allzu viel zu verlieren. Welche Erkenntnisse konnten Sie in den Spielen gewinnen?

Uwe Krupp:

Ich will widersprechen. Das ist ein Turnier gewesen, in dem man viel verlieren kann. Vielleicht nicht im Sinne einer Relegation, einer Erst- oder Zweitklassigkeit. Aber es war ein Turnier, wo wir gut spielen mussten und das gegen Gegner, die zum Teil besser sind als wir. Ich war mit der Leistung der Mannschaft zufrieden mit Ausnahme der ersten dreißig Minuten gegen Italien. Da waren wir verkrampft und haben die Italiener ins Spiel kommen lassen, so dass sie vor dem heimischen Publikum besser als unsere Mannschaft gespielt haben. Den Rest des Turniers haben wir uns gut geschlagen. Auch gegen die Schweiz, das ist ein Gegner, der immer ein bisschen den Maßstab setzt. Die anderen Ergebnisse waren auch okay. Gegen Finnland haben wir vom Spielsystem her eines der besten Spiele gespielt. Zwar nicht so emotional, wie wir spielen wollen, aber von der Klugheit und der Art und Weise war es gut. Die anderen Ergebnisse fielen vielleicht ein bisschen zu hoch aus, das 1:4 gegen die Tschechen war ein Tor zuviel mit etwas Pech am Ende. Aber es war eine gute Lernphase für die Mannschaft, um zu sehen, wie wir zu spielen haben.



Hockeyweb:

Was haben Sie als noch junger Bundestrainer persönlich an Erkenntnissen mitgenommen?

Uwe Krupp:

Egal, ob junger oder alter Bundestrainer, ich war gut vorbereitet. Es gab für mich keine Überraschungen. Was wichtig war, dass wir uns kennengelernt haben, dass die Spieler wissen, auf welche Sachen ich Wert lege und bei welchen Dingen ich relativ locker bin. Die Mannschaft muss sehen, welches Niveau ich erwarte. Das haben wir in dem Turnier erreicht. Die Spieler kennen mich nun viel besser als das vorher der Fall war.

Hockeyweb:

Wo, in welchen Dingen, auf die Sie großen Wert legen, kann man denn in der Nationalmannschaft die Handschrift des Uwe Krupp erkennen?

Uwe Krupp:

Ich will von den Spielern konzentrierte, fokusierte Arbeit sehen. Ich will, dass die Spieler mit Intensität spielen, dass sie immer arbeiten. Ich erwarte von den Spielern, egal ob wir spielen oder trainieren, dass sie sich individuell so vorbereiten, dass sie ihre beste Leistung abrufen können. Das ist relativ pauschal, aber das sind die Sachen, die ich von den Spielern erwarte.

Hockeyweb:

Wenn Sie sich mit ihren Vorgängern Hans Zach und Greg Poss vergleichen. Wie fällt dieser Vergleich aus?

Uwe Krupp:

Es gibt viele Ähnlichkeiten zwischen Hans Zach, Greg Poss und mir. Sogar mehr Ähnlichkeiten als Unterschiede. Auch Hans Zach und Greg Poss waren beide Trainer, die Wert legen darauf, dass Spieler ihr System, das sie spielen wollen, akzeptieren, dass sie hart arbeiten, Durchsetzungsvermögen und Kampfgeist haben. Das trifft auf mich auch zu. Ein Trainer, der diese Charakteristik nicht hat, kann nicht erfolgreich sein.



Hockeyweb:

Hans Zach, Ihr Vorvorgänger, hat oft viel eingefordert, was die Nachwuchsarbeit im deutschen Eishockey betrifft. Wie sehen Sie diese Situation?

Uwe Krupp:

Ich denke, dass die Nachwuchsarbeit immer besser sein kann. Das ist auch weiterhin eine unserer Hauptaufgaben. Wir haben mit der DNL eine Nachwuchsliga geschaffen, die erfolgreich ist, aus der bewiesenermaßen gute Spieler kommen, die später auch Nationalspieler werden. Wir müssen an der Breite arbeiten. Es ist nach wie vor ein Ziel, eine gute Nachwuchsarbeit zu machen und das muss weiterhin von den Vereinen angestrebt werden.

Hockeyweb:

Gerne wird ihre persönliche Situation mit der des Fußball-Bundestrainers Jürgen Klinsmann verglichen, gerade auch wegen des Wohnorts in Nordamerika. Wie stehen Sie persönlich dem gegenüber?



Uwe Krupp:

Der Vergleich ist okay, weil es einige Parallelen wie die Kinder in der Schule oder eine Amerikanerin als Frau gibt. Er fliegt nur ein bisschen weiter als ich. Jürgen Klinsmann tut mir aber manchmal auch ein bisschen leid. Es ist nicht immer ganz fair, was dort abläuft.



Hockeyweb:

Wie muss man sich den Alltag Ihrer Arbeit von Übersee aus vorstellen?

Uwe Krupp:

Der Alltag ist eher so, dass täglich von mir gecheckt wird, was gerade auf der Agenda steht. Statistiken gehören dazu, die Premiere-Spiele kommen zu mir. Franz Reindl, Ernst Höfner und Klaus Merk reisen, schauen sich vor Ort Spiele an, die Reports dazu werden ausgetauscht. Ebenso wie Erkenntnisse über Spieler, die auffallen. Wir planen außerdem auch viel, was die Zukunft im Eishockey betrifft. Nachwuchsarbeit, die U20, mit der ich nach wie vor zusammen bin, Sommerlehrgänge. Solche Dinge werden geplant. Es geht nicht nur um den aktuellen Spielbetrieb, sondern es geht auch um kurz-, mittel- und langfristige Planungen. Wir haben mit unserem Trainerstab überall unsere Finger drin.

Hockeyweb:

Gibt es Konzepte, die bereits in Schublade liegen? Welche Ansätze sind wichtig?

Uwe Krupp:

Ein riesiger Block sind immer die Fitnesstests. Ernst Höfner macht dort einen Superjob. Koordination zwischen den Olympiastützpunkten ist ein Thema. Die individuelle Arbeit mit den Spielern. Es geht auch darum, welche Spieler sich in der Vergangenheit gesträubt haben, welche Spieler kooperativ sind. Damit muss man sich beschäftigen. Auch das Verhältnis mit den Vereinstrainern muss gepflegt werden. Ich bin mir im Klaren darüber, dass die Vereinstrainer die wichtigste Arbeit machen. Je besser das Verhältnis ist, umso eher haben wir die Möglichkeit mit der Nationalmannschaft erfolgreich zu sein.

Hockeyweb:

Das heißt, es gibt auch einen regen Kontakt zwischen Ihnen und den DEL-Trainern?

Uwe Krupp:

Wenn es gegeben ist, ja. Ich habe viel Kontakt mit Pierre Pagé und habe auch gerade jetzt vor kurzem mit Mike Schmidt telefoniert. Ich habe nicht jede Woche meine Anrufsliste, wo ich jeden Trainer jede Woche anrufe, genauso wenig wie ich das mit den Spielern mache. Es muss schon einen Grund geben, etwas, wo ich Fragen habe. Ich stehe meinerseits auch jederzeit zur Verfügung. Die Trainer haben aber während der Saison auch einfach andere Prioritäten als ich.



Hockeyweb:

Zurück zu Amiens. Wie kann man die Mannschaft auf die B-WM, speziell auf recht unbekannte Gegner wie etwa Israel, vorbereiten?

Uwe Krupp:

Es ist schwierig, Informationen über eine Mannschaft wie Israel zu bekommen. Da gibt es nicht viel. Aber man kann davon ausgehen, dass Jean Perron, ein Trainer, der lange Zeit in Nordamerika erfolgreich tätig war, nicht mit einer Mannschaft, die nicht konkurrenzfähig ist, antreten wird. Die Ungarn haben wir bereits gesehen. Großbritannien kennen wir. Zu Frankreich haben wir auch genug Reports und Spiele, die wir uns ansehen können. Auch nach Japan gibt es sehr gute Kontakte. Wir wissen schon, gegen wen wir antreten. Deshalb ist es auch wichtig, dass wir erkennen, dass wir nicht leichtherzig an die Sache herangehen können.

Hockeyweb:

Es besteht nun ein gewisser Unterschied darin, ob man bei Olympia, einer A- oder einer B-WM antritt. Worauf wird das Spielsystem in Amiens in allererster Linie ausgelegt sein?

Uwe Krupp:

Unser Spielsystem wird sich nicht soviel ändern. Es erlaubt uns nämlich Spiele gegen schwächere Gegner, die es allerdings in meinen Augen so nicht gibt, und Mannschaften, die übermächtig sind, diese gibt es eindeutig, in der gleichen Art und Weise anzugehen. Der Unterschied ist aber, dass wir gegen Mannschaften, die eher auf unserem Niveau sind, mehr Chancen erspielen können und nicht so in die Defensive gedrängt werden.

Hockeyweb:

Die Leistungsträger zeichnen sich für Amiens mit den bekannten Namen ab. Welche davon sind die Spieler, die besonders in der Verantwortung stehen?

Uwe Krupp:

Wenn Marco Sturm kommt, dann hat er eine gewisse Persönlichkeit und auch die Rolle einer Leitfigur. Er ist der Spieler, auf den wir schauen können. Aber ein Spieler allein gewinnt nicht die B-WM. Die Verantwortung liegt bei jedem Spieler. Zu sagen, ich habe den einen Spieler, der für uns alles gewinnen muss, das ist Utopie. Unsere Mannschaft hat diesen Spieler auch mit Marco Sturm, Jochen Hecht, Dennis Seidenberg, Christoph Schubert oder Marcel Goc nicht. Das Team gewinnt und verliert mit ihrer Mannschaftsleistung und ihrer Einsatzbereitschaft, eben mit diesen Klischees deutscher Qualitäten.

Interview: Christian Fuchs


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