Unglückliches Viertelfinal-Aus in der Verlängerung
Berichte aus der Frauen-BundesligaHoch erhobenen Hauptes hat sich die Deutsche
Nationalmannschaft von der 67. Eishockey-Weltmeisterschaft in Finnland
verabschiedet und das "Wunder von Turku" nur knapp verpasst. Beim 2:3
(0:1,0:1,2:0,0:1) nach Verlängerung musste das DEB-Team nach 37 Sekunden der
Verlängerung den "sudden death" durch Eric Brewer erleiden. Einmal
mehr wuchs die deutsche Mannschaft nur 18 Stunden nach dem sensationellen
Unentschieden gegen Finnland über sich hinaus und hätte mit etwas mehr Glück
in das WM-Halbfinale einziehen können.
Zunächst sah es jedoch gar nicht danach aus.
Zu kurz war die Regenerationszeit nach dem gestrigen schweren Spiel gegen
Gastgeber Finnland, hinzu kam die über zweistündige Busfahrt zum neuen
Spielort Turku. Zudem konnten Mirko Lüdemann (Rippenbruch) und Sven Felski
(Kreuzbandriss) nicht eingesetzt werden, beide hatten sich gestern verletzt.
Beide Teams begannen verhalten und wollten sich vor allem in der Defensive
keinen Fehler erlauben. Das Konzept von Bundestrainer Hans Zach musste aber
schon früh einen Rückschlag erleiden, als Kanada's Kapitän Ryan Smyth gleich
das erste Powerplay zur Führung nutzte. Vor allem Smyth und Anson Carter
tauchten im ersten Spielabschnitt desöfteren gefährlich vor Müller auf.
Deutsche Chancen blieben zunächst Mangelware, zu sehr war man damit
beschäftigt, einen größeren Rückstand zu vermeiden.
Auch im Mittelabschnitt änderte sich das Bild
wenig, Boos und Kreutzer versuchten es, scheiterten aber an Sean Burke im
kanadischen Tor. Als Daniel Briere einen Schuss zum 2:0 für die Ahornblätter
abfälschte, schien eine Vorentscheidung gefallen, aber das DEB-Team gab nicht
auf. Unmittelbar nach der zweiten Pause hatte Christian Ehrhoff die größte
Möglichkeit zum Anschlusstreffer, aber auch er scheiterte aussichtsreich. Zwei
Minuten später dann doch das Tor: Der Neu-Nürnberger Lasse Kopitz war mit
seinem zweiten Länderspieltreffer im Nachschuss aus kurzer Distanz erfolgreich
und gab damit das Signal zur Aufholjagd. Die deutsche Mannschaft mobilisierte
danach noch einmal alle Kräfte und war auf einmal das spielbestimmende Team.
Dies wurde sechs Minuten vor dem Spielende mit dem Ausgleich durch Daniel
Kreutzer belohnt. Und es gab sogar noch weitere Möglichkeiten, um die Sensation
zu schaffen und in das Halbfinale einzuziehen. Kurz vor Spielende
erhielt Daniel Kunce nach einem überflüssigen Foul noch eine Strafzeit, aber
man rettete sich in die Verlängerung, die nach NHL-Muster mit 4-4 gespielt
wurde.
Die Strafzeit von Kunce sollte sich nach 37
Sekunden der Verlängerung bitter rächen, denn Eric Brewer von den Edmonton
Oilers zog einfach mal von der blauen Linie ab und der Puck fand durch Freund
und Feind hindurch den Weg ins Netz. Man war so nah an einer Sensation dran,
dass dieser "sudden death" im ersten Moment eine große Enttäuschung
für die aufopferungsvoll kämpfenden Spieler war, aber dennoch muss man den Hut
ziehen vor der Leistung der DEB-Auswahl. Schon im Vorfeld der Weltmeisterschaft
gab es viele Absagen wichtiger Spieler, danach dieses unbeschreibliche
Verletzungspech während des Turniers, wo am Ende mehr Spieler angeschlagen oder
verletzt als gesund waren. Ganz Eishockey-Deutschland kann stolz auf diese
Mannschaft sein, die in punkto Einsatzwillen und Moral schier Unglaubliches
leistete.
Auch der Bundestrainer war voller Lobeshymnen
auf sein Team: "Das war eine heroische Leistung, Hut ab vor dieser
Mannschaft. Die Spieler sind jetzt natürlich sehr niedergeschlagen, aber sie
haben großartiges geleistet. Das Foul von Daniel Kunce war ein Reflex und ist
eben passiert. Mit ein bisschen Glück hätten wir es geschafft, aber wir sind
auch so weitergekommen als ich es vorher gedachte habe. Wenn wir so
weiterarbeiten braucht uns vor der Zukunft des deutschen Eishockeys nicht bange
sein."
Deutschland - Kanada 2:3 n.V.
(0:1,0:1,2:0,0:1)
Tore:
0:1 (03.04) Smyth (Comrie, Bouwmeester) 5:4
0:2 (32.43) Briere (Cross, Dandenault)
1:2 (44.31) Kopitz (Retzer)<br>
2:2 (54.00) Kreutzer (Benda) 4:4
2:3 (60.37) Brewer 4:3
Strafen: Deutschland 12 min. - Kanada 16 min.