Toni Ritter im Hockeyweb-Interview
Toni Ritter ist am 6.
Januar 1990 in Bad Muskau geboren und spielt in dieser Saison für
die Drummondville Voligeurs in der Quebec Major Junior Hockey League
(QMJHL). Auf seiner Position als Stürmer schoss er in der
abgelaufenen Saison 5 Tore und gab 6 Vorlagen in 63 Spielen. Diese 63
Spiele bestritt er allerdings bei drei verschiedenen Teams (Montreal,
Shawinigan und Drummondville). Mehr dazu erzählt er uns selbst:
Als erstes wäre es
schön, wenn du dich den Lesern einmal vorstellst:
Angefangen mit Eishockey
hat alles in Weißwasser, meiner Heimatstadt, in der mein Dad Rico
Ritter mich ab und an auf einen Teich mitnahm und mir das
Schlittschuhlaufen beibrachte. Als ich gemerkt habe das es mir Spaß
macht ging es eigentlich sehr schnell und mein Dad hat mich dann beim
damaligen Verein ESW (Eissportverein Weißwasser) angemeldet. Von
dort an ging es dann weiter über die Stationen Mannheim Jungadler,
wo ich im Alter von 16 Jahren anfing. Mit 18 Jahren wurde ich für
die CHL (1. Runde, 20 Stelle) von den Montreal Juniors gedraftet,
habe aber noch zwei Monate für die Adler Mannheim und Heilbronner
Falken gespielt. Ehe ich mich entschieden hab rüber nach Kanada
(Montreal) zu gehen um dort meine Saison fortzusetzen. Zum Beginn der
Saison 2009/10 wurde ich von den Montreal Juniors zu den Shawinigan
Cataractes getradet, wo ich bis Weihnachten spielte. Von dort aus
ging es weiter durch einen weiteren Trade zu den Drummondville
Voligeurs. wo ich jetzt meine Karriere weiterführe und hoffe dass
wir den President Cup gewinnen.
Dein zweites Jahr in
Nordamerika war sehr turbulent. Du hast zweimal dein Team wechseln
müssen. Etwas, was in Nordamerika bekanntlich zur Tagesordnung
gehört. Wie gehst du persönlich damit um?
Es ist natürlich nicht
einfach, aber das muss dir schon im Voraus klar sein, wenn du den
Schritt nach Kanada wagst. Und es war mir klar. Man kann hier drüben
wegen vielen Gründen getradet werden z.b. das du dich nicht wohl
fühlst, du nicht mit den Trainern klar kommst oder wegen
Verletzungen, wie es bei mir der Fall war. Aber es gibt auch andere
Gründe wie wenn du ein guter Spieler bist und andere Teams sich mit
dir verstärken wollen. Man weiß nie, wo der Weg hinführt hier
drüben. Es kann sich von einen auf den anderen Augenblick alles
ändern. Als ich das erste Mal getradet wurde, hab ich es erst im TV
gesehen und beim nächsten morgen Training wurde mir mitgeteilt, dass
ich meinen job in einem anderen Team weiterführen soll. Beim zweiten
mal war es ein wenig anders, Ich war Weihnachten zuhause in
Weißwasser, wo ich mir das Spiel der Lausitzer Füchse anschaute und
plötzlich einen Anruf meines Agenten bekam, dass Drummondville mich
unbedingt haben möchte, da sie sich für die Play-offs verstärken
wollen. Sicherlich war ich traurig, aber auch ein wenig froh, weil
ich wusste es bringt auch wieder gute Sachen mit sich, die man im
späteren Leben sicherlich gebrauchen kann. Zumindest die
Erfahrung.
Du kannst dadurch
auch vergleichen wie das Leben in den jeweiligen Organisationen ist.
Wie unterschiedlich sind Montreal/Shawinigan/Drummondville gewesen?
Von den Gastfamilien her
hatte ich immer sehr viel Glück, traf auf nette und verständnisvolle
Leute, so dass ich mich fast wie zuhause fühlen konnte. Zu den
Organisationen kann ich nur soviel sagen, dass es mir in Montreal
besser gefallen hat als in Shawinigan. Aber auch, das Drummondville
einfach Hockey pur ist. Hier sind alle Fans sehr Eishockey-verrückt
und unterstützen uns so gut wie es geht. Was man von der
Organisation auch sagen kann ist, dass sie uns hilft wo es nur geht.
Der Verein Drummondville Voltigeurs ist für uns wie eine Familie und
ich freu mich, für ihn zu spielen. Dabei hoffe ich auf maximale
Erfolge, so dass wir es ihnen mit unseren Siegen etwas zurück geben
können!
Wie siehst du deine
eigenen Leistungen in der abgelaufenen Saison?
Die Saison ist nicht
nach Plan verlaufen, so wie ich es mir vorgestellt hatte. Aber zurück
schauen möchte ich jetzt auch nicht mehr. Ich werd weiter an mir
arbeiten, und an den Punkten in denen ich mich verbessert habe. Es
war nicht leicht für mich, in Montreal nach meiner schweren
Schulterverletzung aus den Play-offs im letzten Jahr. Ich hatte im
Sommer eine Schulter OP und war für 6-7 Monate nicht im Training. Da
war es schwer den Anschluss zu finden. Jetzt bin ich aber wieder
Hundertprozentig fit und will meinem jetzigen Team so gut wie möglich
helfen und auf Tore jagd gehen.
Drummondville ist
eine kleine Stadt mit ca. 70.000 Einwohnern. Wird man dort auf der
Straße erkannt?
Wie gesagt,
Drummondville ist eine schöne, kleine eishockey-verrückte Stadt, in
der man es sich nur wünschen kann, zu spielen.
Wenn ich zum Essen
gehe oder mit Spielern aus meinem Team was einkaufen geh, sprechen
uns immer sofort Leute an und fragen uns wie es uns geht oder auch
nach Autogrammen. Es bringt schon viele schöne Sachen mit sich hier
in Drummondville zu Spiel. Die meine alten Gedanken und Ängste vor
dem Wechsel nach Kanada vergessen lassen und sich im Nachhinein
bezahlt machen.
Mit Drummondville
geht’s in den Play-offs von Sieg zu Sieg. Mit den Wildcats aus
Moncton steht euch allerdings ein unangenehmer Gegner gegenüber.
Zweimal in der abgelaufenen Saison verloren deine Kameraden gegen
sie. Wie siehst du eure Chancen?
Ich sehe sehr gute
Chancen gegen Moncton. Es wird natürlich kein Kinderspiel, das ist
uns allen klar aber wir werden ihn es auch nicht leicht machen. Wir
sind bereit und freuen uns auf die Best of 7 Serie gegen Moncton. Das
bessere Team soll gewinnen. Und das sind hoffentlich wir!
Was machst du in der
Sommerpause um dich auf die neue Saison vorzubereiten? Gehst du deine
Familie besuchen?
Wenn wir mit den
Play-offs fertig sind, werd ich natürlich erstmal nach Weißwasser
fliegen zu meiner Familie und Freunden und dort zwei Wochen lang
Kraft tanken für die neue Saison. Von dort aus geht es dann
knallhart weiter. Ich weiß an welchen Stellen ich mich verbessern
muss und daran werd ich nach einem harten, straffen Plan der Adler
Mannheim trainieren.
Wie soll die Zukunft
für dich aussehen?
Ich will gesund und
erfolgreich Eishockey spielen und das bestmögliche aus meiner
Eishockeykarriere rausholen. Mehr kann ich dazu erst einmal nicht
sagen.
Was wäre
ausschlaggebend um das Projekt Nordamerika abzubrechen?
Familie, Gesundheit,
Freunde und Lust auf etwas Neues!
Das Interview führte
Christian Binas.