Timo Pielmeier - Ein Bayer in Kanada – Teil 3

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Aus dem tief verschneiten St. John’s herzliche Grüße in die

Heimat!

Anderthalb

Meter hoch stapelt sich der Schnee hier inzwischen vor der Haustür. Und als

einziger Mann im Haus meiner Gastmutter komme ich nicht drum herum, mich hin

und wieder als Räumdienst zu betätigen. Aber das kenne ich ja auch von zu

hause, obwohl das schon irgendwie andere Ausmaße hat. Ich hake das als

zusätzliche Trainingseinheit ab.
Egal, mir

geht es jedenfalls nach wie vor gut hier!

Genau das

konnte ich im Dezember auch allen erzählen, als ich endlich mal wieder in der

Heimat sein durfte. Wie Ihr ja sicher wisst, gehörte ich bei der B-WM in Bad

Tölz zur U20-Auswahl des DEB. Dass wir dort so sicher den Wiederaufstieg in den

A-Pool schafften, machte das Jahr 2007 dann auch rundum perfekt für mich. Und

das war für mich ja nun wirklich nicht arm an Ereignissen und Veränderungen.

Die Auszeichnung zum Besten Torhüter des Turniers war da noch das Schmankerl

oben drauf. Dabei fühlte ich mich eigentlich fast ein bisschen

unterbeschäftigt. In der QMJHL bekomme ich nicht selten an die vierzig Schüsse

aufs Tor, in Tölz waren es im Schnitt nur an die fünfzehn. Die Truppe war aber einfach

verdammt gut drauf, was mir als Torhüter das Leben ziemlich leicht gemacht hat.

Es war schön in vertrauter Umgebung zu sein, gute Bekannte und meine Freunde

wieder zu treffen und sich dabei über alles Mögliche auszutauschen.

Die

Weihnachtsfeiertage habe ich natürlich bei meiner Familie verbracht. Logisch,

dass es auch da viel zu erzählen gab. Und ganz ehrlich: Ich hab mir ordentlich

den Bauch voll geschlagen. Aber erzählt es nicht weiter!

Wieder in

St. John’s angekommen, ging es sportlich super weiter. Wir gewannen gleich drei

von vier Auswärtsspielen. Ich konnte meinen Gegentorschnitt senken und die

Fangquote auf über 90 Prozent steigern. Irgendwie muss das der Liga aufgefallen

sein. Denn Anfang Januar wurde bekannt gegeben, dass ich zum „Rookie des

Monats“ gewählt wurde. Damit bin ich der erste Spieler in der Geschichte der

Fog Devils, der diese Auszeichnung erhielt. Aufregende Angelegenheit! Vom

Verein wurde ich beim nächsten Heimspiel vor voller Hütte geehrt und bekam zur

Erinnerung eine mit meinem Namen bestickte Reisetasche. Um eine Runde für meine

Teamkameraden bin ich natürlich nicht rum gekommen. Wenn Ihr Lust habt, schaut doch

mal auf die Internetseite der QMJHL, da findet Ihr unter meinem „Steckbrief“ ein

kleines Highlight-Video mit ein paar Saves von mir!

Das Team

an sich hat sich bis heute gut weiterentwickelt. Gerade durch den einen oder

anderen Neuzugang in der Abwehr sind wir stabiler geworden. Wir stehen zurzeit

auf Platz 10 in der Liga und müssen uns sehr wahrscheinlich keine allzu großen

Sorgen mehr um die Play-off-Qualifikation machen. Auch wenn da nur der Letzte

zuschauen muss, darf es aber für uns auf keinen Fall ein Ausruhen geben, dazu

ist die Liga einfach zu ausgeglichen. Nach 55 Spielen haben wir 25 Siege auf

dem Konto. Da müssen unbedingt noch ein paar dazu kommen, damit wir in eine

noch bessere Ausgangsposition kommen.

In der

vergangenen Woche gab es eine Neuigkeit, die bei den Leuten hier einschlug wie

eine Bombe: Die St. John’s Fog Devils wurden verkauft! Doch nicht der Besitzerwechsel

macht die Leute traurig und manch einen sogar wütend, sondern, dass damit der

Umzug der Mannschaft in einen Vorort von Montreal verbunden ist. Es heißt, dass

unser Eigentümer zu große Verluste eingefahren hat. Ab der kommenden Saison

trägt die Franchise ihre Spiele dann im Verdun Auditorium aus. Es tut mir

ehrlich Leid für die Leute in St. John’s! Erst vor wenigen Jahren mussten sie

hier ja den Weggang des AHL-Farmteams der Toronto Maple Leafs verkraften. Aber

so läuft das in Nordamerika nun mal, auch schon im Junior-Hockey, wie Ihr seht.

Wie sehr

ich mich mit dieser Geschichte auseinandersetzen muss, steht im Moment noch in

den Sternen. Es kann nämlich gut sein, dass ich schon in der nächsten Saison

verstärkt AHL-Luft schnuppern werde. Das wäre riesig, auch wenn es schon wieder

Veränderung bedeuten würde. Es ginge ja weiter vorwärts und darüber dürfte man

sich wohl zu Recht freuen. Denn darum geht es am Ende, vorwärts zu kommen. Aber

wollen wir mal noch nicht zu ungeduldig werden. Ich habe den Schritt in eine

der besten Juniorenligen der Welt jedenfalls noch nicht eine Minute bereut und

würde ihn immer wieder tun, so viel steht mal fest!

Wenn ich

mich das nächste Mal melde, kann ich vielleicht schon von meinen ersten

Play-off-Spielen in Nordamerika berichten. Drückt uns mal schön die Daumen,

damit sich die die Fog Devils wenigstens anständig von ihren Fans in St. John’s

verabschieden können! Sie haben es verdient.

Bis dahin,

Euer Timo Pielmeier

Foto by Timo Pielmeier 

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