Faszination Olympia: Zehn Mann holen Bronze in Lake Placid
Auflösung des Hockeyweb-GewinnspielsFaszination
Olympia
Eine Hockeyweb-Serie von Horst Eckert
Zehn Mann holen Bronze in Lake Placid
Im Jahr 1932 herrschte in Deutschland die große Arbeitslosigkeit. Geld
war knapp, jeder musste sparen. Auch die Verantwortlichen für die
Olympiamannschaft für die Spiele im amerikanischen Lake Placid. Ganze 2 000
Reichsmark stellte das NOK für die Sportler zur Verfügung. Da die Fachverbände
auch am Hungertuch nagten, wurde das wenige Geld für 20 Olympiateilnehmer
bereitgestellt. Die Bobfahrer, die ebenso wie die Eishockeyspieler
„Medaillenchancen“ hatten, teilten sich das Geld. Eishockey-Teamchef war
Hermann „Menne“ Kleeberg, Vizepräsident des Weltverbandes LIHG und
talentierter Organisator. Er plante mit seinen Cracks die „Reise mit
Selbstbeteiligung“. Dadurch fielen schon die Spieler weg, die keine
Ersparnisse hatten oder arbeitslos waren. Ganze zehn Mann blieben am Ende auf
der Liste. Ein Torhüter, zwei Verteidiger, zwei Angriffsreihen und ein
Ersatzmann.
Manager Kleeberg hatte scharf kalkuliert und stellte fest, dass man in Übersee
vor und während dem Turnier noch Freundschaftsspiele austragen muss, um den
Etat zu sichern.
Gastspiele von Europameister und Vizeweltmeister Germany
Immerhin war Deutschland Europameister und Vizeweltmeister 1930 und zählte
zu den besten Teams in Europa. Das lies sich gut verkaufen. So wurden Spiele
gegen die McGill-Universität, gegen Halbprofiteams aus der Umgebung von New
York und ein Match gegen den örtlichen Amateurklub Lake Placid Athletic Club
austragen muss. Bei einem dieser Spiele brach sich der einzige Torhüter den
Deutschland im Aufgebot hatte, der Allgäuer Walter Leinweber das Nasenbein.
Doch der Holzfachmann vom EV Füssen biss die Zähne zusammen und spielte alle
Partien durch. „Ein Pflaster auf der Nase war der einzige Schutz des
bayerischen Riechkolbens. Eine Maske hatten wir damals noch nicht“, erinnerte
sich Walter Leinweber später.
Publikum wechselte den Schiri aus
Das Turnier mit nur vier Teams lief wie erwartet. Kanada und die USA
fertigten die beiden Europäer gnadenlos ab. In einem Spiel der Doppelrunde USA
gegen Deutschland benachteiligte der amerikanische Schiedsrichter die Deutschen
so sehr, dass das Publikum protestierte und forderte eindringlich die
Auswechslung des Unparteiischen. Die Organisatoren gaben nach und tauschten den
Schiri aus. Das Spiel gewann USA mit 7:0 Toren. Nach zwei Siegen gegen Polen
hatte das deutsche Team die Bronzemedaille gewonnen. Kurz danach traten sie die
Rückreise per Ozendampfer an. In Deutschland hatten sie dadurch einen
Eishockeyaufschwung ausgelöst. Die zehn Cracks und Männe Kleeberg wurden als
Helden gefeiert.
Endstand: 1.
Canada, 2. USA, 3. Deutschland, 4. Polen
Die deutschen Spiele: Gegen Canada 1:4,0:5, USA 0:7,0:8, Polen 2:1,4:1.
Das deutsche Team: (In Klammern die erzielten Tore)
Torhüter: Walter Leinweber EV Füssen; Verteidiger: Alfred Heinrich SC
Brandenburg Berlin, Erich Römer Berliner Schlittschuhclub; Stürmer: Rudi Ball
(3), Gustav Jaenecke (1), Werner Korff, Erich Herker (1),alle Berliner
Schlittschuhclub, Martin Schröttle (1), Marquard Slevogt, Dr. Georg Strobl (1)
alle SC Riessersee. Spielertrainer Erich Römer (Außenkapitän)
Alle sind Mitglied der Hall of
Fame Deutschland. Gustav Jaenecke und Rudi Ball sind auch Mitglied der IIHF Hall
of Fame International in Toronto.