Faszination Olympia: 1976 - 0,041 Tore brachten Bronze

Faszination
Olympia
Eine Hockeyweb-Serie von Horst Eckert
Zweite Olympia-Medaille seit 1932 gewonnen
Eigentlich fing das Projekt Olympia 1976 in Innsbruck gar nicht gut an. Nach der
durchwachsenen Vorbereitung reiste man international eingestuft als
„Kanonenfutter“ nach Österreich. Dann erlebte man im Olympischen Dorf die
erste Pleite. Die DEB-Offiziellen hatten nur 18 statt 23 Spieler gemeldet.
Normal meldet man die erlaubten 23 und streicht dann kurz vor der Meldefrist fünf
heraus. Bundestrainer Xaver Unsinn wollte kurzfristig noch Verteidiger Horst
Peter Kretschmer statt einem Stürmer melden. Das ging nicht, weil die Funktionäre
statt der Mannschaft nur ihre eigenen Interessen im Kopf hatten. Wo gibt es
etwas geschenkt, kann ich bei der Eröffnung vorne mitmarschieren und wo bin ich
untergebracht? Der Xaver war stinksauer.
Dann der erste Lichtblick. Um in die Medaillenrunde zu
kommen musste man durch die Qualifikation. Ein 5:1 gegen die Eidgenossen
brachten Außenseiter Deutschland unter die sechs besten Teams. Kanada, Schweden
und die DDR hatten gar nicht gemeldet. Trotzdem war es ein heißes Turnier. Die
Unsinn-Boys hielten sich gegen alle Erwartungen prächtig. „Nur“ 3:7 gegen
die Russen, ein beachtliches 4:7 gegen die favorisierten Tschechen. Dem 3:5
gegen Finnland folgten noch zwei Siege. 7:4 gegen die Polen und dann 4:1 gegen
die USA. „Gori“ Köpf Senior schoss das 4:1. Mann war wieder von den
Offiziellen nicht gut vorbereitet. Keiner wusste wie viele Tore man braucht, um
eine Medaille zu gewinnen. Die Spieler forderten Unsinn auf, den Keeper
herauszunehmen. Doch der Xaver blieb ruhig. „Ich hatte im Bauch so ein Gefühl
dass ich das nicht machen soll“, erinnert er sich. Nach dem 4:1 waren fast
alle überzeugt, dass es nicht reicht. Grabesstimmung in der Kabine. Es wurde
gerechnet und gerechnet, aber niemand wusste den Schlüssel dieser Rechnung.
BILD-Reporter Bob Neuber kam als erster Gratulant in die Kabine. Keiner glaubte
ihm. Dann kam Miroslav Subrt,
Schiedsrichter und später IIHF-Vizepräsident. „Gratuliere, ihr habt
Bronze“, brüllte der Tscheche in die Kabine. „Mensch war das ein Jubel“,
erinnert sich Erich Kühnhackl. „Wir standen mit den Russen, die natürlich
Gold bekamen und den Tschechen, die Silber bekamen auf dem Treppchen.“
Und so sah die „Bronze-Rechnung" aus: Deutschland,
Finnland und USA hatten je vier Punkte. Nun zählten die Spiele untereinander.
Deutschland gegen Finnland 3:5 und gegen USA 4:1 =
7:6 Tore. 7 geteilt durch 6 ist 1.166.
Finnland gegen Deutschland 5:3 und gegen USA 4:5 =
9:8. 9 geteilt durch 8 = 1.125
USA gegen Deutschland 1:4 und gegen Finnland 5:4 =
6:8 (negatives Verhältnis).
Also lautete die Rechnung: Deutschland 1.166, Finnland
1.125. Deutschland war genau 0.041 Tore besser!
Endstand:
1. UdSSR
2. CSSR
3. BR Deutschland
4. Finnland
5. USA
6.Polen
Das deutsche Team:
Pos Name Vorname Sp T A P St Verein
T Weishaupt Erich
5 - - -
- Berliner SC
T Kehle
Anton
5 - - -
- EV Füssen
V Berndaner Ignaz
5 1 2 3 -
SC Riessersee
V Auhuber
Klaus
5 1 - 1 15 EV Landshut
V Kießling
Udo
5 - 1 1
6 EV Rosenheim
V Thanner Rudolf
5 - 1 1
- EV Füssen
V Völk
Josef
5 - - -
2 EV Füssen
V Metz
Stefan
5 - - -
- Berliner SC
S Kühnhackl
Erich 5
5 4 9 10 EV Landshut
S Köpf sen. Ernst
5 3 5 8 2
Berliner SC
S Funk sen. Lorenz 5
2 5 7 4 Berliner
SC
S Hinterstocker Martin 5 4 2 6 4 EV Rosenheim
S Schloder „C“ Alois 5
2 2 4 8 EV Landshut
S Philipp
Rainer
5 2 2 4 4 Bad
Nauheim
S Köberle
Walter
5 1 - 1
6 Düsseldorf
S Boos Wolfgang 5 - -
- -
Düsseldorf
S Reindl Franz 5
- - -
- SC Riessersee
S Vozar
Ferenc
5 - - -
2 Berliner SC