Faszination Olympia: 17 unbekannte Helden
Auflösung des Hockeyweb-GewinnspielsFaszination Olympia
Eine Hockeyweb-Serie von Horst Eckert
1960: 17 unbekannte Helden
- USA-Amateurteam gewinnt Goldmedaille
Die Amerikaner versuchten 1960 in Squaw Valley, im „Tal der Frauen“, wie es
die Indianer früher nannten, das Unmögliche wahr zu machen. Sie wollten vor
den übermächtigen Teams aus der UdSSR und Canada, Gold gewinnen. Da sie ja nur
Amateure einsetzen konnten, war das ein Himmelfahrtskommando, das sie dem
Offizier der US-Militärakademie, Jack Riley übergaben. Der Chefcoach war
selbst Aktiver „Amateur“ und spielte bei Olympia 1948 in St. Moritz im
USA-Team. Er holte u.a. die Brüder Bill und Roger Christian ins Team. Bills
Sohn David gewann 1980 mit USA Olympia-Gold. Dazu einen 40jährigen Blueliner
und viele „Kämpfer. Unbesiegt holte dieses Überraschungsteam die Goldmedaille.
Mit einem beträchtlichen Torumsatz: 7:5 gegen CSSR, 12:1 gegen Australien in
der Vorrunde. In der Medaillenrunde, 9:4 gegen die CSSR, 6:3 gegen Schweden, 9:1
gegen Deutschland, sensationell 3:2 gegen die UdSSR und 2:1 gegen Canada. Die
Fans in der „Blyth Memorial Arena“ jubelten und feierten ihre unbekannten
Helden mit Coach Jack Riley und Manager Walter Brown. Silber ging an Canada,
vertreten von den schon vier Jahre vorher in Cortina gescheiterten „Kitchener
Waterloo Dutchman“. Nur Bronze für den hohen Favoriten und Gold-Verteidiger
UdSSR. Die Russen-Funktionäre waren
so sauer, dass sie gleich Trainer Anatoli Tarasov feuerten. Vierter wurde die
CSSR vor Schweden und Deutschland, das trotz aller Hindernisse in die
Medaillenrunde kam. Nach der heimischen Qualifikation gegen die DDR (5:3 und
5:2) schien alles in Ordnung. Doch dann kam der große Krach.
DDR-Protest gegen Gerhard Kießling
Auf dem Flughafen, vor dem Abflug nach USA legte die DDR
Protest gegen die Teilnahme des 1957 aus der DDR geflüchteten amtierenden
BRD-Bundestrainer Gerhard Kießling ein. Die Politfunktionäre aus Ost-Berlin
drohten sogar alle DDR-Sportler aus der gesamtdeutschen Mannschaft abzuziehen.
Die West-Funktionäre gaben nach allen offiziell möglichen Protesten nach und
schickten Gerhard Kießling vom Flughafen nach Hause.“ Es war schändlich, wie
sich unsere Offiziellen aufs Kreuz legen ließen“, wetterte der für ein
gesamtdeutsches Olympiateam geopferte Gerhard Kießling. Es suchte einen neuen
Job und wurde später sogar Rollhockey-Bundestrainer. An der Bande in Squaw
Valley stand dann Karl Wild, der die von Kießling hervorragend vorbereitete
Mannschaft in die Medaillenrunde führt, wo man zwar alle Spieler klar verlor,
aber als Olympia-Sechster abschloss. Danach ging man auf eine kleine Weltreise,
bei der man es sich gut gehen ließ. Die Spieler wunderten sich, dass auch dazu
Kießling nicht eingeladen war. Es wäre eine noble Geste gewesen.
Paul Ambros und der Kofferdienst
Die DEV-Offiziellen (damals gab es noch keinen DEB) waren
bei den Spielern seit dem Fall Kießling nicht sonderlich beliebt. Auch nicht
bei Paul Ambros, dem Schlitzohr aus Füssen. Er wurde von den Funktionären zum
Kofferdienst eingeteilt. Paule musste also darauf achten, dass alle Gepäckstücke
vom Hotel zum Flughafen kommen. Die Mannschaft und die Funktionäre gingen
frohgelaunt zum Bus, als Paul Ambros dem schwarzen Kofferträger des Hotels
klarmachte, dass die Koffer von Dr. Günter Sabetzki und Heinz Henschel (zwei
DEV-Offizielle) nicht zu der Gruppe gehören. Also blieben die Koffer im Hotel.
Erst bei der Ankunft am anderen Tag bemerkte man, dass zwei Koffer fehlen. Unter
dem listigen Grinsen seiner Kollegen meinte der Allgäuer Paul Ambros: „Ich
weiß au net wo die geblieben sind“. Es dauerte Tage bis sie nachgeholt
wurden. Ambros wurde fortan nie mehr zum Kofferdienst eingeteilt !
Enstand Olympische Spiele Eishockey 1960:
1. USA, 2. Canada, 3. UdSSR,
4. CSSR, 5. Schweden, 6. Deutschland, 7. Finnland, 8. Australien, 9.
Japan.
Spiele Deutschland vs UdSSR 0:8, Finnland 4:1; UdSSR
1:7, USA 1:9, Canada 0:12, CSSR 1:9, Schweden 2:8.
Team Deutschland:
Hobelsberger (SCR), Jansen (KEV); Huber (SCR), Ambros, Eggerbauer, Waitl (alle
EVF), Schneitberger (TÖL);M.Egen, Trautwein, X. Unsinn, Schubert (alle
EVF), Sepp (MERC), Eberl, Rampf, Reif (alle TÖL), Schuldes (SCR)
Trainer: Karl Wild. (in der
Qualifikation gegen DDR spielte Metzer für Reif)
Team DDR:
Kolbe, Schischefski, Voigt, Kucera, Heinze, Rudert, Blümel, Novy, Künstler,
H.Frenzel, Franke, Buder, Kratzsch
Trainer: Rudi Schmieder