Eisige Katerstimmung nach Olympia?
Kader für Länderspiele in Riga fix
Sicherlich, denn steht man als Fan mit
Herz und Seele hinter seiner Eishockeynationalmannschaft, dann ist
Ernüchterung erlaubt, wenn die eigenen Farben nach der kürzest
möglichen Anzahl von Spielen völlig verdient und chancenlos
ausscheiden. Selbst das Prinzip Hoffnung auf einen Sieg oder
wenigstens ein Unentschieden nach normaler Spielzeit hatte keine
reelle Berechtigung. Das mit Spannung erwartete Spiel gegen
Weißrussland, indem man sich eine Chance auf einen Sieg gegen einen
Gegner ausrechnete, mit dem man sich in früheren Zeiten auf
Augenhöhe bewegte, zeigte, dass die Entwicklung des deutschen
Eishockeys in dieser „früheren Zeit“ feststeckt und aktuell
stramm in tiefere Regionen weist.
Hand aufs Herz, niemand hat mit etwas
Abstand betrachtet angenommen, unsere Nationalmannschaft hätte in
einem mit NHL, KHL Spielern, ergänzt durch Akteure aus der
schwedischen, finnischen, tschechischen usw., gespickten olympischen Eishockeyturnier, selbst mit sechs eigenen deutschen NHL Profis
verstärkt, irgend eine Möglichkeit gegen Nationen wie Schweden,
Finnland oder Kanada gehabt. Aber die Art, wie diese ganzen Niederlagen,
selbst die gegen Weißrussland, zustande kamen, ist das eigentlich
Erschreckende. Als Mannschaft teilweise taktisch und technisch
unterlegen, im Vergleich körperloses Spiel in Angriff und
Verteidigung, vervollständigt von zögerlichem Zug zum Tor, bzw.
dem Willen, sich ein Tor zu erarbeiten, lässt schlimmes vermuten für
die anstehende WM im eigenen Land, auch wenn die Qualität der Gegner
dort sicherlich nicht die Klasse aufweist wie hier bei Olympia im
Mutterland des Eishockeys, in Kanada.
Was bleibt, ist Bundestrainer Uwe
Krupp mindestens bis zum Ende der WM. Welche Frage sich stellt, ist
die nach den Möglichkeiten eines eventuellen Nachfolgers, ohne
durchgreifende Strukturverbesserungen zugunsten der
Nationalmannschaft. Was nach jedem internationalen Turnier wie immer
im fast gleichen Wortlaut zu lesen ist, ist der Ruf nach
Nachbesserung des Kooperationsvertrags zwischen DEB und dem
exklusiven ohne Auf - und Abstieg in sich geschlossenen Club der DEL,
Verbesserung der Nachwuchsarbeit und Kontingentspielerreduzierung,
das ist so alt wie die Zeiten eines Hans Zach als Bundestrainer,
allein geändert hat sich kaum etwas. Zu mindestens hat er seine
Spieler spielen lassen, was sie können und das doch recht
erfolgreich, immer mit dem Hinweis, mehr geht nicht.
Selbst die Chance bei einer WM im
eigenen Land etwas für diese Sportart zu tun und der
Nationalmannschaft die Möglichkeit der optimalen Vorbereitung zu
ermöglichen, geht unter in der Spiel - und Terminhatz der DEL.
Wie soll eine Vorbereitung aussehen, wenn die Play-offs unter Umständen am
30.04.10 enden und erst ab dann die Möglichkeit besteht, den
kompletten Kader zusammen zu haben. Die Vorstellung, dass die Spieler
der Nationalmannschaft mit dem Ausgang der Play-offs in der DEL
nichts zu tun haben und sich deswegen ausgeruht auf das
Eröffnungsspiel am 07.05.10 freuen, kann es nicht sein.
Olympia hat es gezeigt, dass es ein
Unterschied ist, ob eine kanadische Nationalmannschaft ohne
Vorbereitungszeit in das Turnier startet oder eine deutsche
Mannschaft. Denn wir müssen optimal vorbereitet sein, um den Hauch
einer Chance zu haben gegen von der Ausbildung her besseren Spielern
und Mannschaften. Bleibt zu hoffen, dass der Heimvorteil Deutschland
unserer Nationalmannschaft hilft, über sich hinaus zu wachsen und
uns der in 2009 schon mal trainierte Abstieg erspart bleibt.
Gerd Kositzki