Dopingvorwürfe: Keine KHL-Spieler bei Olympia?Franz Reindl: „Das war aus der Hüfte geschossen“

Da das Eishockey-Turnier eines der großen Zugpferde Olympischer Winterspiele ist, scheint Russland dies nun als Pfand im Kampf gegen Dopingsanktionen nutzen zu wollen – Sanktionen, die noch gar nicht beschlossen sind. Doch Erkenntnisse aus den Spielen von Sotschi 2014 lassen Anti-Doping-Kämpfer schwere Bestrafungen fordern. Ein Teil- oder Komplettausschluss russischer Athletinnen und Athleten ist dabei die Maximalforderung. Nun droht die KHL, die internationale russische Eishockey-Profiliga, nach Medienmeldungen damit, ihre Spieler nicht für das olympische Turnier in Südkorea abzustellen. Notfalls mit Hilfe einer Umstrukturierung des Spielplans, der es den in der KHL unter Vertrag stehenden Spielern unmöglich machen würde, für ihre Nationalmannschaft aufzulaufen. Wer dann überhaupt für Russland spielen soll, wenn Spieler aus der NHL und KHL nicht infrage kämen, bliebe dann völlig offen.
So etwas kann für die Veranstalter ins Geld gehen – und damit auch das IOC treffen, das Ende des Monats oder spätestens Anfang Dezember entscheiden wird, wie mit dem Thema Doping in Russland umgegangen werden soll.
Wie reagiert der Deutsche Eishockey-Bund, der sich bekanntlich und verständlicherweise auf die Spiele freute – und zum Zeitpunkt des erfolgreichen Qualifikation in Russland noch darauf hoffen durfte, an einem – wie bei den zurückliegenden Spielen der letzten 20 Jahre auch – hochklassigen Turnier mit den besten Spielern der Welt teilnehmen zu können. „Ich denke“, sagt DEB-Präsident Franz Reindl, „da hat jemand überstürzt und emotional reagiert. Wir müssen erst einmal abwarten. Ich vermute, dass das aus der Hüfte geschossen war.“ Denn der Hauptvorwurf der Russen richtet sich offenbar gegen eine umfassende Kollektivstrafe, die auch nicht betrügende Athletinnen und Athleten treffen würde. Reindl dazu: „Es geht beispielsweise um den Vorwurf gegen vier russische Spielerinnen und nicht pauschal um einen generellen Verstoß. Ich gehe davon aus, dass Russland anders reagieren wird, wenn alle Fakten auf dem Tisch liegen. Derzeit wird intensiv an diesen Dingen gearbeitet. Wir müssen Geduld haben, bis eine Entscheidung und mögliche Sanktionen auf dem Tisch liegen. Dann müssen wir weitersehen“, so Reindl.
Reindl betont aber auch, dass ein Fernbleiben von den Olympischen Winterspielen nicht so ohne weiteres möglich ist. „Es gibt internationale Regularien zur Freistellung der Spieler“, sagt der DEB-Chef.
Klar ist derweil, dass sich der DEB und seine Nationalspieler auf die Olympischen Spiele freuen. „Das ist etwas Besonderes, zumal unser Herren-Team die letzten Spiele verpasst hatte. Wir haben die Qualifikation in Lettland bravourös gemeistert. Die DEL wird eine Pause einlegen, sodass wir uns gezielt vorbereiten können. Die Vorfreude ist groß – natürlich auch ganz aktuell auf den Deutschland-Cup in Augsburg.“
Ernst wird es am 5. Februar – dann wird sich die Nationalmannschaft treffen und vor der Abreise nach Südkorea ein Testspiel in der Schweiz bestreiten. „Derzeit arbeiten Sportdirektor Stefan Schaidnagel und Bundestrainer Marco Sturm noch an einem weiteren Vorbereitungsspiel vor Ort gegen einen Gegner aus einer anderen Gruppe“, so Reindl. Wenn das zustande kommt, kann dieser Test nicht in Gangneung, wo die olympischen Eishockeyspiele über die Bühne gehen, ausgetragen werden. Denkbar wäre Seoul als Spielort. „Wir werden früh genug da sein, sodass alle Spieler an der Eröffnungsfeier teilnehmen können. Und die zurückliegenden Teilnahmen in Vancouver und Turin haben gezeigt, dass dieses Flair, der Einzug ins Olympische Dorf für unsere Spieler eine große Bedeutung hat. Und aus eigener Erfahrung kann ich das ebenfalls nur bestätigen.“