Die Leine ist los

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Remember the time 1

Lüdemann und acht Sekunden vor Schluss. Das ist, was vielen sofort beim Wort "Olympia-Qualifikation" einfällt. Am 13. Februar 2000 war es vor immerhin 600 Zuschauern in der alterwürdigen Tivolihalle in Sloweniens Hauptstadt Laibach der Kölner Verteidiger Mirko Lüdemann, der auf Pass von Jürgen Rumrich für das 2:1 gegen Italien sorgte. Ein paar Sekunden zuvor hatte Maurizio Mansi von der DEG die Scheibe vor dem leeren deutschen Tor vertändelt. Ich sehe jetzt noch das enttäuschte Gesicht des damaligen Krefelders Chris Bartolone vor mir. "Alles, was wir uns erarbeitet haben, ist weg", lamentierte der sympathische Italo-Kanadier. Auch Roland Ramoser, seinerzeit in Nürnberger Diensten, war fassungslos. "Mein Gott, was hat Maurizio da angestellt?" Denn ein Unentschieden hätten den Italienern, die gegen Slowenien und Jugoslawien ein besseres Torverhältnis herausholten, schon gereicht.

Remember the time 2

Nicht alle wissen, dass es sich bei diesem freudigen Ereignis nur um die Vorqualifikation handelte. Die endgültige (ich vermeide das Wort "Finale") Qualifikation fand in Oslo statt, und die bestritten die von Hans Zach trainierten Akteure gegen Weißrussland (1:1), die Ukraine (3:1) sowie Gastgeber Norwegen (6:4). Erstaunlich, dass alle Akteure des All-Star-Teams in der DEL ihre Brötchen verdienten oder verdienen. Es waren Torwart Andrej Mesin (Preussen Berlin und Nürnberg), die Verteidiger Sergej Stas (u. a. Revier Löwen) und Mirko Lüdemann (Köln) sowie die Stürmer Klaus Kathan (jetzt Hannover), Wadim Schachrajtschuk (Nürnberg) und Morten Ask (jetzt Duisburg). Von der damaligen deutschen Mannschaft sind lediglich noch der Ur-Berliner Eisbär Sven "Felle" Felski sowie Andy "Eisen" Renz (damals Schwenningen, jetzt Köln) mit von der Partie.

Remember the time 3

Die Qualifikation für Olympia 1998 im japanischen Nagano fand für unsere Mannschaft in Oberhausen, der Heimat der damaligen Revier Löwen, statt. Der Kanadier George Kingston stand damals an der Bande unseres Teams. Gegen die Ukraine gab es nur ein 4:4, aber sowohl die Schweiz (4:1) als auch die Slowaken (3:2) waren den Deutschen unterlegen. Das waren noch Zeiten! Übrigens bestand die erste Sturmreihe der Adlerträger damals aus Reemt Pyka (jetzt Co-Trainer in Krefeld), Jochen Hecht (Buffalo Sabres/NHL) und Florian Keller (jetzt Nürnberg).

Enttäuschende und enttäuschte Japaner

Die erste Hürde ist geschafft! Gegen eine völlig indisponierte japanische Mannschaft gewannen die Adlerträger nach einer recht engagierten Leistung mit einem deutlichen 7:1. Schon während des Spiels redete Thomas Brandl, der am nächsten Montag 40 Lenze jung wird und die meiste Zeit seiner langen Laufbahn bei den Kölner Haien verbrachte, auf Naoki Tomita ein. Der "gute Geist" der japanischen Truppe, selbst einmal im Nachwuchs der Rheinländer als verbissener Stürmer tätig, wurde immer aufmerksamer. Das Gesicht des Reisekaufmannes rötete sich immer mehr.

Noch nach dem Spiel konnte sich Tomita kaum fassen. "Die Japaner waren ja völlig aus dem Leim", wunderte er sich. "So eine schlechte Leistung habe ich schon lange nicht mehr gesehen", äußerte er sich im privaten Kreis. Dann schob er nach: "Ich glaube, dass am Samstag und Sonntag eine andere Mannschaft auf dem Eis stehen wird." 

Torrichter haben es nicht leicht

Die Torrichter haben es in Hannover nicht leicht. Auf die Frage eines Herren im Schiedsrichterdress, jedoch bekleidet mit normalen Straßenschuhen, wie er denn zu seinem Platz käme, antwortete ein Ordner: "Da müssen Sie zwei Blöcke weiter, den Umlauf dann benutzen, und dann durch die Stehplätze wieder hinuntergehen." Der leidgeprüfte Unparteiische forderte kurzentschlossen einen Stuhl, kletterte mit Hilfe desselben über ein Gitter, traf beinahe einen Zuschauer mit seinem Schuh und strebte dann kopfschüttelnd zu seinem Käfig. Wir dürfen gespannt sein, wie die Leute ihren "Parcours" bewältigen, wenn die Stehplatzreihen (wie für morgen und Sonntag erhofft) gut gefüllt sind.


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