Neue Serie: Die NHL-Spieler in der Alpenrepublik - Heute Jason Krog
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Als der
Villacher SV, im September, mit der Verpflichtung Jason Krog von den Anaheim
Mighty Ducks an die Öffentlichkeit trat, ging ein Aufruhr durch die österreichische
Eishockeyszene. In der Alpenrepublik passierte es nun mal nicht alle Tage, dass
ein Verein einen Spieler verpflichtet der in den letzten zwei Spielzeiten 147
Spiele für ein NHL Team gemacht hat. In dieser Saison hat sich, aufgrund der
Streitigkeiten von NHL-Klubbesitzern und Spielergewerkschaft, der Spielermarkt
in ganz Europa merklich verändert und derzeit sind an die 400 NHL-Cracks bei
Teams in ganz Europa engagiert.
Die großen Stars spielen in den Topligen von Russland, Schweden, Finnland, der
Schweiz oder kehrten zu ihren Heimvereinen in die Slowakei und nach Tschechien
zurück.
Doch auch im kleinen Österreich
streifen sich mittlerweile etliche, nicht uninteressante Akteure der National
Hockey League, das Trikot eines Bundesligisten über.
In unserer
Serie „Die NHL-Spieler in der
Alpenrepublik“ möchten wir Ihnen die Stars aus der NHL ein wenig näher
bringen.
Arbeiten
wo andere Urlaub machen
NHL-Crack
Jason Krog in Villach
Begonnen hat die Eishockeykarriere von Jason Krog im zarten Alter von vier
Jahren, als er zum ersten Mal die Kufen angeschnallt bekam und mit einem
Eishockeyschläger den Eis-Rink seiner Geburtsstadt Fernie in British Columbia
unsicher machte. Während der Zeit in den Junior-Teams wurden seine Fähigkeiten
oft in Frage gestellt und Krog flog, aufgrund seiner Köpergröße, zweimal aus
der Mannschaft. Der große Umschwung für den kleinen Mann kam dann in der
Saison 1994-95 bei den Chilliwack Chiefs in der BCJHL. Dort erzielte Krog in 60
Spielen 47 Tore und bereitete 80 vor. Das brachte ihm, neben enormer Selbstbestätigung,
auch ein Stipendium an der University of New Hampshire.
Sein damaliger Coach Harvey Smyl, entdeckte das Potenzial von Krog und
charakterisiert den Spielertyp Jason Krog treffend: „Er hat die Fähigkeit das Spiel zu lesen, einen tollen Schuss und
macht jedem in seinem Team zu einem besseren Spieler. Jeder Spieler ist glücklich
mit ihm in einer Linie zu spielen, denn seine Gabe, jeden wissen zu lassen wo er
im richtigen Moment zu stehen hat, ist unvergleichlich. Jason ist ein sehr
entschlossener Spieler und besitzt hervorragende Führungsqualitäten.“
In den vier NCAA- Saisonen bei den New Hampshire Wildcats etablierte sich Jason
als Top-Spieler und begab sich 1999, mit dem Gewinn des den Hobey Baker Awards
(Bester Spieler der College-Ligen), in eine Reihe mit Chris Drury und Paul
Kariya. Als punktebester Spieler, bester Torschütze und bester Vorlagenspieler
unterzeichnete er schon im darauf folgenden Herbst einen lukrativen free
agent-Vertrag mit den New York Islanders. Nun sollte es für Jason Krog nicht
mehr allzu lange dauern um mit seinem großen Idol Mario Lemieux Auge in Auge um
die Scheibe zu kämpfen. Doch in den Anfängen seiner NHL-Karriere war Krog
nicht vom Glück verfolgt. Zurückgeworfen durch mehrere Verletzungen pendelte
er immer wieder zwischen AHL-Farmteams und der NHL hin und her. Einen Stammplatz
in der stärksten Liga der Welt bescherte ihm erst der Wechsel zu den Mighty
Ducks of Anaheim vor zwei Jahren. Seither ist der jetzt 29-Jährige fixer
Bestandteil des Teams und war schon knapp dran den Stanley Cup in seinen Händen
zu halten.
Dass Krog in Villach gelandet ist geht auf die Vermittlung von VSV-Verteidiger
Mike Stewart (Frankfurt Lions 2000/2001) zurück. Andere, finanziell bessere
Angebote, gab es zu Haufe, doch die meisten Verträge erstreckten sich über die
ganze Saison. „Mike hat mir nur Gutes
von Villach erzählt und mein Vertrag hier beinhaltet eine Ausstiegsklausel. Mir
war wichtig, wenn es in der NHL wieder losgehen sollte, ohne Problem zurückkehren
zu können“.
Mittlerweile sind
einige Monate vergangen, der Ausfall der NHL Saison scheint unumgänglich, Jason
Krog ist noch immer in Villach und etablierte sich mit spektakulären Moves und
Toren am Fließband zum Publikumsliebling in der Draustadt.
Der Kanadier, begleitet von Freundin Kim, hat sich in der 60.000-Einwohner Stadt
auch schon blendend eingelebt. Die ersten kulturellen Anpassungsschwierigkeiten
wurden schnell überwunden:
„Mittlerweile spreche ich schon ein paar Wörter Deutsch und weiß
auch was ich zu Essen bestellen kann. Außerdem komme ich mit der manuellen
Gangschaltung des Autos gut zurecht.“ Die Kärntner Landschaft mit den
zahlreichen Seen und Bergen und die Nähe zu Slowenien und Italien kommen dem
reisefreudigen Kanadier sehr entgegen und auch abseits vom Eishockey bleibt hier
immer wieder Zeit zum Golfen und Fliegenfischen. Darüber hinaus ist Krog sehr
angetan von der Eishockeybegeisterung in Österreich und der Mentalität
Menschen: „Vom Vorstand bis zu den Fans
- jeder ist ausgesprochen nett und sehr relaxed“. Dass die Begeisterung für
den Eishockeysport in der österreichischen Faschings-Metropole recht kuriose
Auswüchse annimmt, bemerkte Jason mit Schmunzeln bereits am Anfang seines
Engagements. Der Hund seines Nachbarn hört auf den Namen des Ex-VSV-Legionärs
Gino Cavallini (EV Landshut 1996-1998).
Vom guten Niveau der österreichischen Eishockey-Liga ist Krog überrascht. „Das
Spielsystem hier ist mehr auf Offensive ausgerichtet und somit viel
interessanter für die Fans. Eislaufen und Spielaufbau spielen eine
entscheidende Rolle. In der NHL wird der Puck meist in die Ecke geschossen und
du musst ihn dir dort erkämpfen. Spielerisch ist der europäische Stil ziemlich
anspruchsvoll und auch die Liga ist sehr ausgeglichen.“ Dass das physische
Spiel in Österreich nicht so forciert wird, stört den 178cm großen Krog natürlich
nicht allzu sehr. „Das hängt ganz vom
Gegner ab, es gibt hier auch einige „big guys“ und mitunter geht es in den
Spielen ganz schön zur Sache“.
Eine neue
Herausforderung stellt die österreichische Liga für Jason Krog allemal dar. Im
Spielsystem der Mighty Ducks hatte er als Center der dritten oder vierten Linie
hauptsächlich Defensivaufgaben zu erfüllen. In Villach gilt er als Key-Player,
gestaltet den Spielaufbau, muss in den Special-Teams ran und soll möglichst
viele Tore erzielen. Auf die Frage ob man in der NHL seine Scorerqualitäten
verlieren kann, antwortet der Kandier gelassen: „Das denke ich mal nicht, aber eine gewisse Umstellung auf meine Rolle
im Spiel hier ist schon da.“
Umstellungsschwierigkeiten
auf die größere Eisfläche gab es für ihn nicht. In den vier Jahren am
College konnte er genug Erfahrung mit der großen Eisfläche sammeln. Den größten
Unterschied zur NHL macht für ihn aber das Umfeld der Klubs aus. „In der NHL lebst du den ganzen Tag fürs Eishockey. Der
Konkurrenzkampf ist sehr hart und das viele Reisen ist zudem noch irrsinnig
anstrengend. Hier gibt es Spieler die nebenbei Jobs ausüben oder zur Schule
gehen. Beim VSV bist du, vom Präsidenten bis zum Zeugwart, mit allen immer in
Kontakt, die Atmosphäre ist sehr familiär. Bei den Mighty Ducks siehst du die
Leute vom Verein fast nie“.
Das Ziel
„Meistertitel“ ist für die bisher verpatzte Saison beim VSV noch nicht ganz
verworfen. Doch zurzeit gilt es sich, in den verbleibenden elf Matches, erstmal
für die Play-Offs zu qualifizieren. Um den Rückstand von fünf Punkten auf den
Play-Off-bringenden vierten Rang aufzuholen, wird sich die ganze Mannschaft
steigern müssen. An den Künsten von Jason Krog kann es nicht liegen. Er
verbuchte in 38 Matches 18 Tore und 23 Assists, ist damit überlegener
Punktspieler seines Teams und auf Platz 8 der Punktewertung der Erste Bank
Eishockey Liga.
Angesprochen auf seinen größten sportlichen Erfolg erzählt der Kanadier auch
gleichzeitig von seinem bittersten Erlebnis: Das Erreichen der Stanley Cup
Finals 2003 und die damit verbundene 0:3 Niederlage der Mighty Ducks gegen die
New Jersey Devils im entscheidenden siebenten Spiel.
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