ZSC Lions schaffen gegen den EV Zug die SensationÜberraschungs-Ei kurz vor Ostern

Gut gebrüllt, Löwe: Den ZSC Lions gelang im Play-off-Viertelfinale die große Überraschung gegen den EV Zug. (picture alliance/KEYSTONE)Gut gebrüllt, Löwe: Den ZSC Lions gelang im Play-off-Viertelfinale die große Überraschung gegen den EV Zug. (picture alliance/KEYSTONE)
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Während der SC Bern leicht und locker die nächste Runde erreichte, mussten sich der EHC Biel und auch der HC Lugano schon ein bisschen anstrengen, bis das Semifinale unter Dach und Fach war. Ganz übel erging es dem EV Zug. Die Innerschweizer starteten als Favorit fulminant gegen den Zürcher SC – und zerbarsten dennoch am selbst aufgebauten Druck. Am Ende hatten die ZSC Lions das Halbfinale erreicht. Einziger Trost für den EVZ: Die Vorrundenvizemeisterschaft erbrachte die Qualifikation für die Champions Hockey League, die im August wieder startet.

 

EV Zug – Zürcher SC 1:4 (4:1, 4:5, 2:3, 0:5, 2:3)

Nach dem ersten Spiel schien die Lage klar zu sein: Die Zuger hatten locker mit 4:1 gewonnen und dem ZSC keine Chance gelassen. Was dann passierte, könnte wohl am besten ein Psychologe erklären. Dass der Tabellensiebte einen Glanztag hat und sein erstes Heimspiel mit 5:4 gewinnt, gehört noch zum normalen Verlauf einer Serie. Was aber vermutlich den Schock auslöste, war die erste halbe Stunde in Zürich: Der ZSC, zwei Tage vorher noch chancenlos, beherrschte die Zuger, führte mit 4:1. Dann jedoch glich der EVZ innerhalb von nur zwölf Minuten aus - um eine Minute vor Schluss noch das haltbare 4:5 zu kassieren. Jetzt lag der Druck bei Zug und damit kamen die Gastgeber nicht zurecht. Wie nervös sie waren, zeigt die Tatsache, dass den ZSC Lions bei ihrem 3:2 Auswärtssieg in Spiel drei gleich zwei Shorthander-Tore gelangen. Das Endergebnis stand schon nach 32 Minuten fest, danach hielt die Festung um ZSC-Keeper Lukas Flueler, der vor den Play-Offs heftig kritisiert worden war und jetzt nervenstark auftrat. Diese Niederlage war der Knackpunkt, denn in Partie fünf standen die Zuger praktisch nicht auf dem Eis. Am Ende des Spieles hatten die ZSC Lions ein Schussverhältnis von 38:23 und ein 5:0 herausgeschossen und gingen mit riesigem Selbstbewusstsein in das fünfte Match. In allen Schweizer Gazetten stand zu diesem Zeitpunkt, dass man einen 4:1 Serienerfolg der ZSC Lions erwartete, da man Zugs Head-Coach Harold Kreis einen Turnaround nicht mehr zutraute. Was am Ende auch stimmte. Versöhnlich für die wiederum 7.100 Fans in der Brossard-Arena war am Ende, dass ihr EVZ wenigstens bis zum letzten Atemzug kämpfte. Als die Züricher eine Minute vor der zweiten Drittelpause aus dem 0:1 von Lammer (17.) innerhalb von zwanzig Sekunden durch Baltisberger und Herzog ein 2:1 machten, schien der Weg für die Lions frei, aber beherzt kämpfende Zuger warfen alles nach vorne und hatten in der 55. Minute Glück, als Nolan aus ziemlich spitzen Winkel traf. In der Verlängerung kam die endgültige Entscheidung nach zehn Minuten: Schäppi traf per Direktabnahme nach Vorlage von Miranda zum 3:2 für die ZSC Lions, die sich nun im Halbfinale mit dem SC Bern auseinandersetzen müssen.

EHC Biel – HC Davos 4:2 (2:5, 3:1, 5:3, 2:4, 4:2, 5:2)



Die Frage vor Serienbeginn lautete: Würden die Nerven der Bieler, die zuletzt 1990 das Halbfinale der Schweizer Play-offs erreicht haben, halten oder würde Trainerfuchs Arno del Curto seine Davoser ins Halbfinale führen? Tatsächlich schien die erste Partie vor heimischem Publikum die Befürchtungen der Bieler Fans zu bestätigen: Nach einer schnellen 2:0-Führung durch Joggi und Lüthi nach zehn Minuten übernahmen die GÄste aus Davos das Geschehen, wendeten im zweiten Drittel durch Tore von du Bois, Egli und Corvi die Partie - und legten im Abschlussdrittel nach. Kousal und Wieser zerlegten, jeweils im Powerplay, die indisponierte Verteidigung der Bieler in ihre EInzelteile. Auch Keeper Jonas Hiller war nicht der sichere Rückhalt für die Gastgeber. Die Antwort der Bieler kam jedoch prompt in Spiel zwei: Biels Coach Törmänen wollte seiner Verteidigung Selbstverstrauen geben, ließ in Davos extrem defensiv spielen - und das zahlte sich aus. Lediglich der Amerikaner Broc Little konnte in der 55. Minute das Bieler Bollwerk überwinden. Zuvor hatten hatten aber schon Jecker und Wetzel ein 2:0 für die Gäste herausgeschossen. Natürlich nahm del Curto seinen Keeper Senn für einen sechsten Mann aus dem Tor und kassierte mit einem 55m-Schuss 18 Sekunden vor Schlussdas 1:3 - ausgerechnet durch Beat Forster. Der Routinier hatte von 2010 bis 2017 in Davos gespielt und war erst vor der Saison nach Biel gewechselt. Die nächsten beiden Spiele wurden von den gastgebenden Mannschaften gewonnen. Erst gewann Biel mit 5:3, dann Davos mit 4:2. Partie fünf ging wiederum an Biel, das sich mit 4:2 durchsetzen konnte und somit die Chance erspielt hatte, die Serie für sich zu entscheiden. Würde Davos ein finales siebtes Spiel erzwingen können? Die Antwort hieß Nein. Die Bieler zeigten mit Klasse, warum sie im Vorrundenendklassement Dritter geworden waren und gewannen hochverdient mit 5:2. Entscheidend war dabei das Mitteldrittel, als sie nach dem 1:1-Ausgleich der Davoser durch Wieser konsequent weiterspielten und bis zur nächsten Pause gleich Tore erzielten. Rajala, Dufner und Earl brachten Biel mit 4:1 in Führung. Im Schlussdrittel erzielten beide Seiten noch je ein Tor, Walser für Davos und Fuchs für Biel. So stand am Ende ein deutlicher Sieg für den EHC Biel. Für den Meister der Jahre 1978, 1981 und 1983, der in der Saison 1989/90 zuletzt das Halbfinale erreicht hatte, damals noch mit Spielern wie Anken (Tor), Kölliker, Gingras (Verteidigung) und den Brüdern Aeschlimann, Boucher, Leuenberger und Patt (Sturm), ist dies ein Riesenerfolg! Die Bieler treffen nun auf den HC Lugano und haben aufgrund der besseren Vorrundenplatzierung in einem möglichen siebten Spiel Heimrecht. 

SC Bern – Servette Genf 4:1 (7:0, 5:2, 5:1, 1:4, 5:2)



23 Tore erzielte Bern in den fünf Spielen der Serie - diese Offensivpower war zu viel für die Servettois, die vermutlich mit dem Erreichen der Play-Off-Runde ihr Saisonziel erreicht hatten. Das hatte natürlich mit den Scharmützeln im Hintergrund zu tun: Mittlerweile steht mit dem Anwalt Laurent Strawson der dritte Präsident innerhalb von sechs Monaten dem Verein vor. Angesichts der Machtkämpfe plus der permanent schwelenden Unsicherheit war es von der Mannschaft eine große Leistung, wenigstens den rettenden achten Platz zu erreichen. Wie es hätte aussehen können, wenn es in Genf nicht so gekriselt hätte, mag man gar nicht überlegen.

Der Titelverteidiger aus der Landeshauptstadt hatte jedenfalls in den ersten beiden Spielen keinerlei Probleme. Im ersten Spiel stand es nach dem ersten Drittel bereits 4:0. Damit war die Begegnung entschieden. In Partie zwei stand es nach zwanzig Minuten jedoch überraschend 1:1. Dann startete Bern einen Zwischenspurt, traf dreimal (Haas, Burren, Bodenmann) und danach war Genf, das in dieser Phase mit zwei Pfostenschüssen auch noch Pech hatte, physisch und psychisch nicht mehr in der Lage, für den Ausgleich zu sorgen. Auch in Spiel drei zeigte sich die ganze Klasse des Meisters in der Effizienz. Die Servettois spielten ordentlich mit, konnten am Ende sogar mit 42 Schüssen drei mehr als Bern aufweisen, jedoch wurde SCB-Keeper Genoni nur einmal geschlagen, während der Genfer Keeper Bays, der diesmal den nur mittelmäßigen Mayer vertrat, fünfmal hinter sich greifen musste.

Vermutlich hatte sich die SCB-Akteure nach dem klaren 5:1 geistig schon ins Halbfinale verabschiedet. Anders kann man das 1:4 im vierten Spiel nicht erklären. Beeindruckend in dieser Phase der Serie die Treue der Genfer Fans, die trotz des drohenden Rausschmisses in die Les-Vernets-Arena strömten: 6.300 Zuschauer erlebten in der ausverkauften Halle ein superspannendes Spiel. Nach dem 1:2-Anschluss durch Arcobello (Bern) zwei Minuten vor Schluss wagte Berns Trainer Jalonen alles, nahm Keeper Genoni vom Eis und wurde für seinen Wagemut von den Genfern da Costa und Traber mit zwei Gegentoren bestraft. Tatsächlich gab dieser Erfolg Servette Auftrieb und sie zeigten in ihrem dritten Auswärtsspiel in Bern die beste Leistung. Genf ging durch Wick (9.) mit 1:0 in Führung und hielt bis zur 42. Minute auch gut mit. Dann traf Arcobello zum 3:1, dem Haas in einem doppelten Überzahlspiel das 4:1 folgen ließ. Damit war das Spiel entschieden und die Serie gelaufen. Bern nahm sich daraufhin etwas zurück und so war es dem Genfer Noad Rod vorbehalten, mit dem zweiten Genfer Tor an diesem Abend zum Endstand von 2:5 den Schlusspunkt in dieser Serie zu setzen.

HC Lugano – HC Fribourg Gotteron 4:1 (6:2, 5:2, 3:4, 3:1, 5:3)



Die Fans, aber auch die Experten, hatten ein enges Rennen erwartet. Fribourg, in der Offensive keineswegs schlecht bestückt, konnte sich gegen Luganos Defensive jedoch nicht so weit durchsetzen, wie es notwendig gewesen wäre. Am Ende gab es nicht nur vier Tessiner Siege, sondern auch ein Torverhältnis von 22:12, dass schon fast Berner Qualität hat.

Die Serie begann zwei klaren Erfolgen des HCL. Beim 6:2 glänzte Gregory Hofmann mit einem waschechten Hattrick im ersten Drittel, danach trafen noch Reuille, Romanenghi und Laperriere, die Fribourger Ehrentreffer markierten Kienzle und Rossi. Das Rückspiel war ebenfalls eine klare Angelegenheit für die Bianconeri. Zwar verzeichnete Fribourg mit 27:21 mehr Torschüsse, aber die Tessiner spielten beim 5:2 höchst effektiv und kamen über die kompletten sechzig Minuten nicht in Gefahr.

Völlig überraschend dann der Rückschlag in Spiel drei: Im ersten Drittel zeigte sich die Gefahr noch nicht für Lugano. Sie beherrschten das Spiel, führten klar mit 3:1. Dann kam es zu einem Eklat. Vauclair (Fribourg) kassierte nach rohem Spiel eine Fünfer plus Spieldauer und auch Hofmann (Lugano) und Meunier (Fribourg) hatten sich lieb, blieben jedoch nur jeweils zwei Minuten auf der Strafbank. In dieser Zeit blieben die Gäste ohne Gegentor, zogen daraus ihre Stärke und als die Defensive endlich mal funktionierte, blieb prompt Keeper Barry Brust, der in der Saison 2011/12 das Tor in Straubing hütete, ohne Gegentor. Nach sechzig Minuten stand es 3:3 und in der 76. Minute brachte Kilian Mottet seinen Gotterons den Sieg und die gastgebenden Tifosi zum Schweigen. Würde Lugano diesen Rückschlag verdauen oder kommt Fribourg zurück? Die Frage wurde schnell und konsequent von Lugano beantwortet. Luganos Trainer Greg Ireland verstärkte die Defensive um Topkeeper Merzlikins und diese machte ihren Job auf fremdem Eis hervorragend, ließ nur einmal Rossi (5.) entwischen. Selbst als Bertaggia drei Minuten vor Schluss eine Strafe kassierte und Fribourg es mit sechs gegen vier versuchte, gab es kein Durchkommen. Am Ende stand ein verdientes 3:1 für Lugano und die Chance, zuhause den Deckel zuzumachen. Was auch funktionierte, auch wenn Fribourg zwischenzeitlich 2:1 führte und es nach 33 Minuten immer noch 3:3 stand. Am Ende hatte der HCL 5:3 gewonnen und das Halbfinale erreicht.


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