ZSC Lions holen sich den Hauptrundentitel in der SchweizTitelverteidiger SC Bern muss in die Abstiegsrunde

Die Zürcher SC Lions haben die Hauptrunde in der Schweizer National League gewonnen.  (Foto: dpa/picture alliance/KEYSTONE)Die Zürcher SC Lions haben die Hauptrunde in der Schweizer National League gewonnen. (Foto: dpa/picture alliance/KEYSTONE)
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Ausschlaggebend für das, aus Sicht des ZSC, hervorragend verlaufende Finish war dabei, dass die Zürcher beide Spiele Ende Februar gegen die bestens besetzten Zuger gewannen. Am Ende standen für den EVZ nur 90 Punkte auf der Habenseite und das war ein Zähler zu wenig. Wie berichtet ist es unklar, wann die Play-offs beginnen können.

Wie knapp die Entscheidungen am Ende der Hauptrunde waren, verdeutlichen die Plätze drei und vier. Der HC Davos, eigentlich eine echte Saisonüberraschung, schwächelte, kam aber auf 89 Punkte und Servette Genf überraschte mit einem gewaltigen Endspurt und verzeichnete am Ende ebenfalls 89 Punkte. Wer weiß, wie die Vorrunde ausgegangen wäre, hätte sie noch zwei oder drei Wochen länger gedauert.

Die negative Überraschung schlechthin war jedoch der SC Bern. Der Meister der Jahre 2010, 2013, 2016, 2017 und 2019 fuhr eine Saison wie vor vier Jahren, als man 2015/16 gerade noch Achter nach der Vorrunde war, um dann einen Siegeszug ohnegleichen anzutreten und am Ende den Meisterpokal hochzuhalten. Dieses Jahr war es anders und ausgerechnet der HC Lugano, den man vor zwei Wochen noch in dessen Halle mit 6:0 abgeschossen hatte, hatte zum Schluss mit 69 Zählern einen Punkt mehr auf dem Konto als der SC Bern.

Die Abschlusstabelle:

1. Zürcher SC Lions 166:124 Tore, 91 Punkte

Der ZSC war am Ende mal wieder das Maß aller Dinge. Einer der Gründe ist der beste Sturm der Liga. Der zweite Grund hat mit dem ersten zu tun, denn mit Scorerkönig Pius Suter (53 Punkte) und Garrett Roe (48) hatte man zwei Spieler unter den Top 3. Grund drei war einen weiterer Topscorer. Der Kanadier Maxim Noreau (39) holte sich den Titel als punktbester Verteidiger. Bei so vielen Topspielern musste der Torhüter nicht auf Platz eins landen. Lukas Flüeler kam mit 2,42 Gegentoren pro Spiel auf Platz 8, der nachträglich geholte Finne Joni Ortio (2,38) auf Platz 6.

2. EV Zug 147:124 Tore, 90 Punkte

Der Start war schwach, weil auch Starkeeper Genoni am Anfang schwächelte. Dann fing sich das Team, zog auf Platz eins und keiner zweifelte an dem Vorrundensieg. Bis Mitte Februar. Dann nahm sich das Team seine Auszeit, verlor beide Spiele gegen Zürich (1:4, 1:4). Überraschend, dass trotz des Zuzugs von Gregory Hoffmann aus Lugano, der sofort Topscorer (47) wurde, der Sturm nicht die erhoffte Leistung brachte. Von den Ausländern konnte einzig Jan Kovar (45) glänzen.

3. HC Davos 159:142 Tore, 89 Punkte

Die Graubündner war eine der echten Überraschungen. In der letzten Saison noch Tabellenvorletzter und jetzt auf drei und dass, obwohl der Start aus bautechnischen Gründen komplett auswärts durchgeführt werden musste. Erst nach 15 Auswärtsspielen in Folge konnte das erste Heimspiel durchgeführt werden und trotzdem hätte es fast zum Sonnenplatz gereicht. Im Gegensatz zu anderen Teams funktionierten die Ausländer. Perttu Lindgren (40), Matias Tedenby (37) und Aaron Palushaj (35) kamen unter die Top 20 und auch das Torhüterduo Joren van Pottelberghe (2,62 Gegentore) und Sandro Aeschlimann (2,70) zeigte gute Leistungen.

4. Servette Genf 140:116, 89 Punkte

Noch eine echte Überraschung. Genf war immer oben dran ohne auch nur einen Spieltag an der Spitze zu stehen. Am Ende kam ein fulminanter Endspurt mit fünf Siegen aus sechs Spielen, aber etwas zu spät. Herausragend die Abwehr, die besonders von ihren Keepern lebte. Robert Mayer, in der nächsten Saison in Davos, glänzte mit 2,37 Gegentoren, sein Back-up Gauthier Descloux sogar mit nur 2,09. Am Ende hatte Servette die beste Abwehr (116) in der gesamten NL. Auch die beiden früheren NHL-Stars Daniel Winnik (44) und Tommy Wingels (39) brillierten und führten ihre Mitstreiter in ungeahnte Höhen.

5. EHC Biel 151:144, 78 Punkte

Biel begann im Herbst wie üblich stark, katapultierte sich über Wochen an die Spitze. Dann folgte fast wie in jedem Jahr eine Schwächeperiode und am Ende zogen sie wieder an, konnten aber den wichtigen vierten Platz nicht mehr erreichen. Die Bieler, die ihren wichtigsten Rückhalt in Ex-Nationalkeeper Jonas Hiller hatten, müssen in der nächsten Saison auf dessen Künste verzichten. Stattdessen wurde der Davoser von Pottelberghe bereits verpflichtet. Neben dem Belgier mit Schweizer Pass soll Hillers Back-up Elien Paupe aufgebaut werden. Auf alle Fälle muss etwas für die Defensive gemacht werden, denn diese war die drittschwächste der gesamten Liga. Alleinunterhalter im Sturm war der Finne Toni Rajala (46) und mit Abstand noch Jason Fuchs (35), Yannick Rathgeb (32), David Ullström (30) und Luca Cunti (30).

6. HC Lausanne 136:131 Tore, 75 Punkte

Die Westschweizer glänzten mit der viertbesten Verteidigung. Dazu im Tor Dauerbrenner Tobias Stephan, der aus Zug kam und mit 2,15 Gegentoren pro Spiel auf Platz eins in der Torhüterwertung landete. Das große Manko war das Toreschießen. Ihr bester Mann, Dustin Jeffrey, landete mit 35 Punkten nur auf Platz 22. Immerhin kam Christoph Bertschy (34) direkt dahinter ins Ziel. Drittbester Stürmer war Josh Jooris (30). Im Februar, passend zum Narrentreiben, hatte Lausanne noch einen kleinen Gag im Köcher, denn vier Spiele hintereinander endeten 2:3, darunter drei Heimspiele. Diese Serie versaute schließlich die Chance auf Platz fünf.

7. HC Fribourg-Gottéron 122:136, 73 Punkte

Am Ende wurde es noch ein sicherer Ritt über die Play-Off-Grenze. Der Grund war eine starke Performance von Ende Januar bis Mitte Februar mit sieben Siegen in acht Spielen. Das die letzten beiden Begegnungen verloren wurden, geschenkt. Wichtigster Mann war Nationalkeeper Reto Berra, der am Ende auf 2,36 Gegentore (Platz vier) kam. Wie wichtig er sein kann, bewies er im Geisterspiel in Bern, wo er erst in der Verlängerung bezwungen wurde und den Hauptstädtern einen wichtigen Punkt am Ende abnahm. Überraschend schwach in Fribourg der Sturm, früher ein Glanzpunkt. Ausgerechnet der amerikanische Verteidiger Ryan Gunderson (35) war bester Scorer vor dem Schweden Daniel Brodin (32). Auch Viktor Stalberg (31) blieb wohl leicht unter seinen Möglichkeiten.

8. HC Lugano 125:139 Tore, 69 Punkte

Als die Qualifikation für die Play-offs komplett eingetütet wurde, da schien es, als wenn der Hausberg der Bianconeri, der Monte Boglia wackeln würde. Viel knapper ging es nicht mehr, zumal man in Lugano nach dem desaströsen 0:6 gegen den Angstgegner Bern die Quali schon abgeschrieben hatte. Aber Bern zeigte ungewohnte Nerven und Lugano konnte an den Hauptstädtern wieder vorbeiziehen. Vielleicht war die Schwäche auch durch den Wegfall von Starkeeper Elvis Merzlikins zu erklären, den es vor der Saison in die NHL zog. Seine Nachfolger Sandro Zurkirchen (2,54) und der aus Bern geholte Niklas Schlegel (2,62) zeigten durchwegs gute Leistungen. Bester Stürmer war der Schwede Linus Klasen (34) vor Reto Suri (32).

9. SC Bern 131:142 Tore, 68 Punkte

Die Überraschung schlechthin. Nachdem Bandengeneral Kari Jalonen im Januar seinen Hut nehmen musste und von Hans Kossmann ersetzt wurde, wurde es nicht besser. Der SCB schlitterte von einer Laune in die nächste und am Ende stand die Abstiegsrunde, die schlechteste Leistung seit der Saison 2013/14. Vielleicht lag es an der löchrigen Abwehr, die erst an Format gewann, als der Finne Tomi Karhunen nachverpflichtet wurde. Dafür ging Schlegel nach Lugano, was langfristig eine Schwächung bedeuten könnte, wurde doch eine Ausländerstelle unnötig vergeben. Überraschend, dass wenigstens die Ausländer funktionierten. Mark Arcobello (48) landete auf Platz zwei, Simon Moser (37) auf Platz 17 und Andrew Ebbett (32) auf Rang 34.

10. HC Ambri-Piotta 120:136 Tore, 63 Punkte

Die Levantiner überraschten, trotz des Verfehlens einer Play-off-Platzierung durch eine erfrischende Saison nach dem Abgang ihres Topscorer Dominik Kubalik nach Chicago. Das Team war immer im Kampf um einen Rang über dem Strich involviert und zeigte auch in der CHL sowie später im Spengler-Cup eine hervorragende Leistung. Man kann nur hoffen, dass in Ambri die Arbeit des Duos Luca Cereda (Trainer) und Paolo Duca (Manager) weiterhin so gewürdigt wird.

11. SC Langnau Tigers 117:148 Tore, 63 Punkte

Auch die Tigers zeigten eine gute Saison, wurden am Ende nur Vorletzter, was nicht ihren Leistungen entsprach. Was Trainer Heinz Ehlers aus dem Team herauskitzelte, war exzellent und in Langnau wird man sehr traurig sein, weil Ehlers seinen Vertrag nicht mehr bis 2021 wahrnimmt, sondern schon jetzt in Richtung Dänemark weiterzieht. Im Tor zeigte der Lette Ivars Punnenovs als Dauerbrenner (2.270 Spielminuten mit 2,51 Gegentoren) eine sehr gute Leistung. Trotz war die Defensive, die aus nur Schweizern zusammengestellt war, für die Liga nicht stark genug. Mit 148 Gegentoren bekam man die zweitmeisten Gegentore. Im Sturm sind die Emmentaler völlig abhängig von den Stärken ihrer Ausländer Harri Pesonen (42) und Chris diDomenico (39), wobei letzterer Langnau verlassen wird.

12. SC Rapperswil-Jona Lakers 129:161 Tore, 52 Punkte

Noch eine Überraschung, wobei die Lakers sich zwar nicht direkt verbesserten aber bei den Pluspunkten einen Riesenschritt machten. Von 32 auf 52 ist aller Ehren wert. Das liegt auch an Keeper Melvin Nyffeler. Mit 2483 Spielminuten hatte er von allen NL-Keepern das größte Arbeitspensum zu verrichten und trotzdem erreichte er noch mit 2,90 Gegentoren einen exzellenten Schritt. Seine Leistungen waren auch notwendig, denn die Abwehr war immer noch die Schießbude der Liga, auch wenn sie sich von den Zahlen her leicht verbesserte. Was wirklich besser wurde, war der Sturm. Ein Verdienst der Kontingentspieler Kevin Clark (44), Roman Cervenka (41) und Dominik Egli (36), wobei letzterer sogar als Verteidiger eingesetzt wurde.


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