Teil 2 der Saisonvorschau: Wer folgt dem SC Bern?Schweizer NL-Saison begann am Wochenende

Wird der EV Zug Meister? (Foto: dpa/picture alliance/KEYSTONE)Wird der EV Zug Meister? (Foto: dpa/picture alliance/KEYSTONE)
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Die Überraschungen blieben aus und daher darf man gespannt sein, ob es einigen anderen Teams gelingt, in die Phalanx der großen Drei, also diejenigen, die in den letzten zehn Jahren die Meisterschaft unter sich aufgeteilt haben, einzubrechen. Dies waren neben Bern noch der Zürcher SC Lions sowie der HC Davos. Hockeyweb informiert in zwei Teilen über die Schweizer Teams, kurz und knackig halt und tippt nebenbei auch den Vorrundensieger.

SC Langnau Tigers

Kommen die Tigers zum zweiten Male in Folge in die Play-offs?

Nimmt man die letzte Saison des SCL als Maßstab, dann haben sie sich zu einem Team gemausert, dass gleich hinter der Phalanx der Etablierten erscheint. Und diese Erfolgsstory ist unzertrennlich mit dem Namen Heinz Ehlers verbunden. Der 53-jährige Däne, der von 1996 bis 2002 in der DEL für die Augsburger Panther und die Berlin Capitals aktiv war, stand bis vor kurzem noch für Betonmischeishockey mit großer taktischer Disziplin aber es gab eine Änderung zu beobachten. Ehlers veränderte in Nuancen die taktische Ausrichtung seiner Tigers, stand zuletzt für durchaus attraktives Eishockey und sein Team, dass von den Namen nicht überragend ist setzte seine Vorgaben erfolgreich um. Am Ende stand mit dem Erreichen des Viertelfinales der größte Erfolg seit 2012.

Top bei Langnau ist die Torhüterposition besetzt. Der Lette mit Schweizer Dokumenten Ivars Punnenovs sollte eigentlich die Nr. 1 sein, verletzte sich aber während der letzten Spielzeit und wurde ausgezeichnet von Damiano Ciaccio ersetzt. Da dieser am Ende sogar für einen Torhüter-Pokal in der Schweiz nominiert wurde, bedeutet dies, dass Coach Ehlers wohl keine wirkliche Nr. 1 besitzt. Das könnte ein Duell ergeben, dass den Tigers zunutze sein könnte.

Die Defensive musste nur den Abgang von Flurin Randegger verkraften. Der komplette Kern blieb den Langnauern erhalten und dieser Kern sorgte in der vergangenen Spielzeit dafür, dass es in der Vorrunde nur die viertwenigsten Gegentore gab. Zugänge gab es noch mit Sebastian Schildt (32; Fribourg), Tim Grossniklaus (24; Olten; verliehen an Kloten) und Alain Bircher (21; Kloten; verliehen an Langenthal). Wie in der letzten Saison auch setzt Ehlers seine Ausländer komplett im Sturm ein. Und hier besitzt er mit Harri Pesonen und Chris diDomenico zwei herausragende Akteure, aber auch Robbie Earl, Aaron Gagnon und Ben Maxwell kennen den Weg zum gegnerischen Tor. Das Problem, das Ehlers hat, ist die Torgefährlichkeit seiner Schweizer Spieler. Diese ist lediglich ausreichend und deswegen wurde aus Biel Julian Schmutz geholt. Die Tigers wurden somit in der Breite verbessert und wer die Arbeit von Coach Ehlers kennt, weiß, dass das Team nicht zu unterschätzen ist.

Hockeyweb-Tipp: Platz 7

HC Lausanne

Funktioniert die Formel: Neues Stadion plus Spitzenteam = Finale

Mit dem amerikanischen Milliardär Ken Stickney im Hintergrund haben die Lausanner endlich die Möglichkeit, mit großen finanziellen Mitteln nach der Krone zu greifen. Dazu wird demnächst die bisherige Arena, die Patinoire de Malley, die 6.600 Zuschauer fasste, abgelöst von der Voudoise Arena, in der 10.000 Zuschauer Platz finden und die auch, neben Zürich, Gastgeber für die A-WM 2020 sein wird.

Erster Baustein für die neue Saison war die Verpflichtung von Tobias Stephan vom EV Zug. Stephan verließ den kommenden Meisterschaftsfavoriten, nachdem bekannt wurde, dass Zug den Starkeeper Genoni aus Bern engagiert hatte. In Lausanne hatten zuvor Sandro Zurkirchen und Luca Boltshauser das Tor gehütet, wobei beide keine schlechte Figur abgaben, aber am Ende wohl die ambitionierten Verantwortlichen nicht ganz überzeugen konnten.

Die Defensive ist skandinavisch ausgerichtet. Der Schwede Jonas Junland gilt als ausgezeichneter Aufbauspieler und Blueliner, sein finnischer Kollege Petteri Lindbohm als Defensivspezialist. Dazu kommt noch mit Viktor Oejdemark ein Schwede mit Schweizer Pass. Aus Davos konnte Fabian Heldner geholt werden, der mit seinen 95 Kg bei 1,93m die physische Komponente verstärken soll. Dazu kommen gestandene Defender wie Robin Grossmann, Joel Genazzi oder Lukas Frick.

Im Sturm konnten zwei Akteure verpflichtet werden, die die spielerische Tiefe deutlich verstärken. Der Schweiz-Kanadier Cody Almond zog es vom benachbarten Genf nach Lausanne und Josh Jooris, Sohn des auch in Deutschland bekannten Mark Jooris, wurde von den Toronto Marlies (AHL) verpflichtet. Diese beiden ergänzen in ihrer Qualität die Topstürmer Cory Emmerton und Dustin Jeffrey. Auch nicht zu verachten ist der Lette Ronalds Kenins sowie vier weitere ausländische Spieler mit einheimischen Dokumenten. Dies wären Robin Leone, Tyler Moy, Tim Traber und Joel Vermin. In der Breite ist Lausanne gut aufgestellt, aber der finnische Headcoach Ville Peltonen muss aufpassen, dass keine Verletzungen das Team zurückwerfen. Mit gerade einmal 23 Spielern ist der LHC quantitativ nur mittelmäßig und auf Abruf stehen nur Juniorenspieler ohne NL-Erfahrung.

Hockeyweb-Tipp: Platz 3

HC Lugano

Ist mehr als das Viertelfinale möglich?

Seit 2011 endete die Saison fünfmal frühzeitig im Viertelfinale, einmal im Halbfinale und es gab zwei Vizetitel. Das ist aller Ehren aber im Tessin möchte man mehr. Der Serienmeister der achtziger Jahre hechelt dem achten Meistertitel hinterher, den letzten gab es 2006. 2018 schien man soweit, aber am Ende hatte der SC Bern die besseren Nerven und wie sieht es diese Saison aus?

Die Legende zu Lebzeiten hat sich verabschiedet. Der Lette Elvis Merzlikins ist die NHL zu Columbus gewechselt und so wurde, aus der Not geboren, aus Lausanne Sandro Zurkirchen geholt. Dieser gilt unter Fachleuten keineswegs als Meisterkeeper, konnte jedoch in der letzten Saison mit fast 93% Fangquote brillieren. Back-up ist der Österreicher Stefan Müller.

Die Defensive wird vermutlich das Problemkind für Headcoach Sami Kapanen darstellen. Die Bianconeri kassierten die viertmeisten Gegentore und anstatt für mehr Sicherheit zu sorgen, passierte in dieser Abteilung, vom Abgang von Stefan Ulmer zum EHC Biel abgesehen, nichts. Zwar kann die Defensive viel Erfahrung aufweisen mit Kapitän Alessandro Chiese und Julien Vauclair und besitzt mit Elia Riva auch ein Toptalent aber die Unsicherheit bleibt. Immerhin konnte in letzter Sekunde mit Atte Ohtamaa ein Verteidigungsspezialist vom finnischen Erstligisten Kärpät Oulu ausgeliehen werden.

Auch in der Offensive gab es Verluste, die kaum zu ersetzen sind. In erster Linie ist da Gregory Hofmann zu nennen, den es an die Zuger Fleischtöpfe zog. Allerdings hat der neue Sportchef Hnat Domenichelli auch Erfolge vorzuweisen, die aufhorchen lassen. Reto Suri verließ Zug und auf der Kontingentspielerposition holte er von den New York Rangers Ryan Spooner.

Weiterhin im Sturm für den HCL tätig sind gestandene Größen wie Alessio Bertaggia, Luca Fazzini, Mauro Jörg, Raffaele Sannitz, Sandro Zangger und Kontingentspieler wie Linus Klasen und Jani Lajunen. Unter diesen Umständen fiel der Abschied von Zaubermaus Maxim Laperriere zu den Berliner Eisbären in die DEL nicht so ins Gewicht. Die Frage lautet daher: Kann Headcoach Kapanen seinen offensiven Stil weiterhin behalten ohne in der Defensive die Power zu verlieren. Sollte dies gelingen, ist eine bessere Position als zuletzt drin.

Hockeyweb-Tipp: Platz 6

SC Rapperswil-Jona Lakers

Ist mehr als der letzte Vorrundenplatz möglich?

Die letzte Saison hatte mit den Zielen am Ende nichts gemeinsam, endete katastrophal. Schwächste Abwehr und schwächster Sturm. Wenigstens am Ende hatten die Lakers Glück, als Swiss-League-Meister Langenthal auf die Aufstiegsrunde verzichtete. Tatsächlich langten die Verantwortlichen in die vollen, zumindest was ihre finanziellen Möglichkeiten betrifft. Der Etat liegt bei etwa 13 Mio. CHF (11,8 Mio. EUR), nach 11,2 im Jahr 2018 und 7,2 im Jahr 2017.

Im Tor die Nr. 1 ist kein Neuzugang. Melvin Nyffeler glänzte in der letzten Saison mit 91,3% Fangquote. Kein besonderer Wert aber in der Schießbude der Liga nimmt diese Leistung Form an. Sein Back-up Noel Bader, nur ein Jahr jünger, wird zu einigen Einsätzen kommen aber an dem Thron nicht rütteln können. In der Verteidigung verließen Sven Berger und Timo Helbling die Lakers aber in deren Lücke stießen mit Daniel Vukovic (Genf) und Flurin Randegger (Langnau) erfahrene Verteidiger. Mit Dominik Egli (Biel) und Mauro Dufner (Genf) kamen zwei vielversprechende Talente, wobei Dufner erst einmal an den Zweitligisten Thurgau verliehen wurde. Problematisch könnte es werden, dass in der Defensive kein Kontingentspieler zu sehen ist.

Im Sturm musste die enttäuschenden Kontingentspieler Dion Knelsen  und Jared Aulin den Verein verlassen. Knelsen ging nach Olten, Aulin über Straubing (DEL) nach Manchester. Beide wurden mit Roman Cervenka (ZSC) und Andrew Rowe (Mora/Schweden) sehr gut ersetzt. Das Wandervogel Casey Wellman verlängerte, wird auch dem Lakers-Konzept zuzuschreiben sein und dann sind noch Akteure wie der überzeugende Kevin Clark oder auch Schweizer wie Roman Schlagenhauf, Kay Schweri, Sandro Forrer zu nennen, die den nächsten Schritt gehen wollen. Zu erwähnen wären auch zwei Spieler mit deutschem Pass. Nico Dünner (25) kam aus Langenthal und Martin Ness spielt seit 2017, davor ein Jahr in Krefeld, für die Lakers.

Hockeyweb-Tipp: Platz 12

Zürcher SC Lions

Back to the roots: Halbfinale ist möglich

Erstmals seit 2006 mussten die Lions wieder in die Play-downs und diese Scharte muss so schnell wie möglich ausgewetzt werden.

Aus diesem Grund musste Trainerlegende Arno del Curto, im November aus Davos geholt, im Sommer schon wieder gehen und wurde vom Schweden Rikard Grönborg ersetzt. Auf der Torhüterposition hat sich Niklas Schlegel nach Bern verändert, so dass Lukas Flüeler jetzt unangefochtene Nr. 1 ist. Back-up Daniel Guntern ist noch NL-unerfahren, war zuletzt Stammkeeper in Küsnacht. Ein Duo, das nicht gerade Mut macht, so dass es durchaus sein kann, dass die Lions sich auf den ausländischen Märkten noch einmal für diese Position umsehen.

In der Verteidigung gibt es ganze acht Spieler. Recht wenig für einen NL-Verein und für eine lange Saison. Diese Akteure sind in der Mehrzahl ziemlich erfahren, möchten außerdem die letzte Saison vergessen machen. In erster Linie ist da Patrick Geering zu nennen, dessen Scoreproduktion von 42 auf 10 fiel. Auch Dave Sutter schwächelte, fiel von 19 auf 5 und Phil Baltisberger möchte nach drei Jahren endlich mal wieder ein Tor in der Vorrunde erzielen. Einzig der Kanadier Maxim Noreau war mit seinen 28 Scorerpunkten halbwegs ein Lichtblick. Interessant, dass mit Tim Berni erstmals ein Spieler des Jahrgangs 2000 übernommen wurde. Der Sturm dagegen ist über alle Kritik erhaben. Zum Zauberer Robert Nilsson, wenn er nicht gerade mal wieder verletzt ist, gesellte sich Landsmann Marcus Krüger. Der Kanadier Garrett Roe (EHC München 2014/15) möchte in Zürich wieder angreifen, nachdem er in Zug in der letzten Saison nicht vollends überzeugen konnte und erst in den Play-offs auftaute. Neben den Kontingentspielern gibt es etliche Leistungsträger, die über den ZSC ihre Chance in der Nati erhalten wollen wie z.B. Chris Baltisberger, Denis Hollenstein, Pius Suter oder Reto Schäppi. Die Mischung macht es bei den Lions und daher ist ihnen der Marsch in die Play-offs nicht nur zuzutrauen sondern zu erwarten.

Hockeyweb-Tipp: Platz 4

EV Zug

Kann im März 2020 endlich der zweite Titel gefeiert werden?

Seit vielen Jahren wird in Zug zielstrebig auf den zweiten Meistertitel hingearbeitet. Der erste stammt noch aus dem Jahr 1998 (4:2 Serie im Finale gegen Davos) und seitdem gab es in den folgenden 22 Jahren nur zwei Abstürze in die Play-downs, ansonsten stand Zug 2017 und 2019 im Finale und unterlag jeweils dem SC Bern. Sportmanager Reto Kläy analysierte die erste Finalniederlage sehr treffend, zog mit dem Norweger Dan Tangnes ein „noch“ unbekanntes Trainer-Ass aus dem Ärmel und kaufte auf dem Schweizer Markt alles ein, was Rang und Namen hatte und zum EVZ und seinen Zielen passte. Einzigartig: Der Verwaltungsratsvorsitzende Hans-Peter Strebel, ein Multimillionär, unterstützt den Verein mit dem Aufbau des modernsten Jugendsportzentrums Europas, investierte 100 Mio. CHF, aber es fließt kein Rappen in die Lizenzspielerabteilung.

Im Tor steht wohl der wichtigste Baustein. Obwohl Tobias Stephan ein Topspieler war, wurde er nach Lausanne abgegeben, damit er Neuzugang Leonardo Genoni nicht im Weg steht. Back-up Luca Hollenstein hat trotzdem gute Karten, denn sein Chefcoach ist dafür bekannt, dass er in einer langen Saison die Kräfte verteilt.

Wie in Zürich auch hat Zug nur acht Abwehrkräfte. Bis auf Livio Stadler sind alle bereits durch NL-, CHL- und Länderspieleinsätze sehr routiniert. Als Topstars wie Genoni sind lediglich Raphael Diaz und Santeri Alatalo gleichwertig. Überdurchschnittlich noch Dominik Schlumpf und mit Abstrichen Jesse Zraggen und Miro Zryd. Gut, dass mit dem Franzosen Johann Morant auch ein Spieler vorhanden ist, dessen Stärke eindeutig auf der physischen Komponente beruht.

Im Sturm sieht es dagegen für Headcoach Tangnes besser aus. Auch wenn mit Garrett Roe (Zürich) und Dennis Everberg (Rögle) zwei Topspieler den Verein verlassen haben, mit dem Tschechen Jan Kovar und dem Schweden Oscar Lindberg wurden sie mehr als ersetzt. Vor allem Kovar gehört zu den besten europäischen Stürmern, konnte in der russischen KHL 377 Scorerpunkte in 368 Spielen erzielen. Zusammen mit Carl Klingberg und Erik Thorell könnte die Schwedenwaffe für Furore sorgen. Ein weiterer Topneuzugang ist Gregory Hofmann. Der 26jährige gilt als bester Schweizer Stürmer. 2017/18 kam er für Lugano in 54 Spielen auf 55 Punkte. Dazu kann Zug noch weitere Spitzenspieler zurückgreifen wie Altmeister Fabian Schnyder, Lino Martschini, Yannick Albrecht oder Sven Senteler.

Hockeyweb-Tipp: Platz 1


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