Teil 1 der Saisonvorschau: Wer folgt dem SC Bern?Schweizer NL-Saison begann am Wochenende
Kann der HC Ambri-Piotta seine Vorjahresbilanz verbessern? (Foto: dpa/picture alliance/KEYSTONE)Die Überraschungen blieben aus und daher darf man gespannt sein, ob es einigen anderen Teams gelingt, in die Phalanx der großen Drei, also diejenigen, die in den letzten zehn Jahren die Meisterschaft unter sich aufgeteilt haben, einzubrechen. Dies waren neben Bern noch der Zürcher SC Lions sowie der HC Davos. Hockeyweb informiert in zwei Teilen über die Schweizer Teams, kurz und knackig halt und tippt nebenbei auch den Vorrundensieger.
HC Ambri-Piotta
Geht es weiter nach vorne?
Kann der HC Ambri-Piotta die Erfolgsbilanz der letzten Saison bestätigen oder gar steigern? Eine der großen Fragen, die die Fans in der Leventina umbringt. Immerhin gab es erstmals seit sechs Jahren wieder eine Play-off-Teilnahme und auch wenn diese im Viertelfinale in 1:4 Spielen gegen Biel vergeigt wurde. Die Serie war knapp und am Ende konnte gefeiert werden, denn als Jahreslohn gab es erstmals die Teilnahme an der Champions Hockey League und dem Spengler-Cup.
Die Manager dieser Leistung waren neben Präsident Filippo Lombardi Trainer Luca Cereda und Sportchef Paolo Duca. Lombardi verließ sich auf Cereda und Duca und diese zahlten das Vertrauen mit einer perfekten Leistung zurück. In dieser Saison wird Ambri-Piotta richtig gefordert und da passte es nicht ins Bild, als sich Stammkeeper Benjamin Conz langfristig verletzte. Back-up Daniel Manzato ist mit seinen 35 Jahren nicht mehr in der Lage, dauerhaft Conz zu ersetzen und so wurde der HCAP aktiv, holte erst den Schweden Viktor Östlund und dann den Tschechen Dominik Hrachovina. Letzterer zeigte bis jetzt in der CHL ausgezeichnete Leistungen und könnte theoretisch in Ambri bleiben. In der Abwehr gingen mit Samuel Guerra und Lorenz Kienzle (beide Davos) wichtige Spieler. Vor allem Guerra tat weh. Bei Kienzle kam es mit Davos zu einem Tausch. Der talentierte 19jährige Austro-Schweizer Julian Payr kam und will den nächsten Schritt an der Seite von Topstar Michael Fora machen. Im Sturm lautet die große Frage. Wer ersetzt Megastar Dominik Kubalik, der nach Chicago wechselte. Richten soll es der Slowene Robert Sabolic, zusammen mit Dominic Zwerger und gestandenen Spielern wie Tommaso Goi, Fabio Hofer, Marco Müller.
Hockeyweb-Tipp: Platz 8
SC Bern
Dem Favoriten droht die Abwahl
Der Meister steht laut den Experten am Ende der Vorrunde nicht auf eins. Wann hat es solche Voraussagen in den letzten Jahren gegeben? Tatsächlich haben sich die Berner allerdings diese Prognosen selbst zuzuschreiben.
Der Hauptgrund ist auf der Torhüterposition zu finden. Einer der Hauptgaranten, Keeper Leonardo Genoni, aktuell der beste Schweizer Keeper, wechselte für fünf Jahre zum großen Konkurrenten EV Zug. Dafür kam aus Zürich das ewige Talent Niklas Schlegel. Der 25jährige, zuletzt mehr Co-Keeper beim ZSC, soll Bern in der Spur halten. Sein Back-up wird Pascal Caminada sein, der seinen Zenit allerdings schon überschritten hat. Es wird spannend sein zu beobachten, ob Chefcoach Kari Jalonen auf dieser Position während der Saison nachbessern wird. Auch in der Verteidigung gab es Veränderungen. Der Altersschnitt von fast 30 Jahre wurde durch den Einbau von drei Talenten spürbar gesenkt. Vor allem Yannik Burren hat sich gemausert. Neben ihm wurden Colin Gerber und Mika Henauer aus der Jugend hochgeholt. Einziger namhafter Neuzugang ist der Finne Miika Koivisto, der von Dynamo Moskau losgeeist wurde. Im Sturm musste der Verlust von Gaetan Haas verkraftet werden, den es in die NHL zu Edmonton zog. Dafür konnte Vincent Praplan zurückgeholt werden. Der frühere Klotener wurde in der AHL nicht glücklich und es zog ihn folgerichtig in die Schweiz zurück. Praplan gilt als sensibel, kann jedoch als Flügelstürmer äußerst wertvoll sein. Ein weiterer Topzugang ist Into Pestoni. Früher in Ambri ein Spitzenmann, wurde er in Zürich nicht glücklich. In Davos fand er zu alter Form zurück und will nun in Bern noch einmal angreifen. Dazu kommen die etablierten Ausländer wie Arcobello, Ebbett und Mursak.
Hockeyweb-Tipp: Platz 2
EHC Biel
Schafft der EHC Biel den nächsten Stepp
Zweimal hintereinander stand ein früherer Nobody jetzt nach der Vorrunde auf den Plätzen drei und vier und scheiterte zweimal im Halbfinale der Play-offs. Die Fans wollen jetzt mehr und sie wollen endlich ins Finale. Das ist möglich, denn die ausgezeichnete Arbeit von Sportmanager Martin Steinegger und Coach Antti Törmänen bringt Früchte. Allerdings gab es im Saisonvorfeld auch eine Info, die die Fangemeinde zwar irgendwo erwartete, aber auch schockte. Legendenkeeper Jonas Hiller, der spielerische Vater der zwei Halbfinalteilnahmen wird sich nach dieser Saison zurückziehen. Dass die Mannschaft dies nicht verdauen kann, ist nicht zu erwarten aber was passiert nach dieser Saison? Bekannt wurde nur, dass Topmann Reto Berra (2009 bis 2013 in Biel), der aktuell für Fribourg spielt, bereits abgesagt hat. Fest steht jedoch für diese Spielzeit, dass Back-up Elien Paupe sicherlich noch mehr Einsätze erhalten wird als zuletzt. In der Defensive gelang den Bielern im Transfersommer ein besonderer Coup. Yannick Rathgeb (23), mit Hoffnungen nach Amerika gegangen, kam zurück und unterschrieb einen Dreijahresvertrag. Bis auf Forster und Salmela, die beide weit über 30 Lenze jung sind, hat Coach Törmänen mit der Lizensierung des Talentes David Prysi für eine Verjüngung gesorgt, zumal der eingespielte Janis Moser ebenfalls erst 19 ist. Im Sturm haben die Bieler, die eigentlich viel Wert auf den Nachwuchs legen, mit Dominik Diem (ZSC), Julian Schmutz (Langnau) und Marco Pedretti (ZSC) drei wichtige Akteure verloren. Dafür kamen zwei Spieler, die nach Formschwächen jetzt einen neuen Karriereschub anstreben: Der Schwede Anton Gustafsson (Langnau) sowie Luca Cunti (Lugano) kamen gleich zwei Center ins Seeland. Außerdem konnte als Reaktion auf den Abgang von Topstar Robbie Earl (Langnau) der Österreicher Peter Schneider gewonnen werden, der aus Wien kam. In der EBEL schaffte Schneider in 72 Spielen 81 Punkte. Ob er das in der NL wiederholen kann, darf bezweifelt werden.
Hockeyweb-Tipp: Platz 5
HC Davos
Das Seuchenjahr schnell vergessen machen
Es kann nur noch besser werden. Die letzte Saison muss sich in Davos angefühlt haben wie der Hurrikan Dorian, der vor kurzem an der nordamerikanischen Atlantikküste gewütet hat. Nach einem katastrophalen Start bekam man erst am Ende die Saison einigermaßen in den Griff, konnte sich gegen Rapperswil durchsetzen. Wie schlimm es gewesen sein muss, zeigt der freiwillige Ausstieg von Trainerlegende Arno del Curto, der nach 22 Jahren die Reißleine zog und weiter nach Zürich zog.
Nachdem Lettlands Toptrainer Harijs Vitolins die Davoser Kohlen aus dem Feuer holte, wurde jetzt ein absoluter Neubeginn mit Christian Wohlwend gestartet. Wohlwend gilt, obwohl er als Spieler nur ganze 47 NL(A)-Spiele absolviert und dabei ein Tor geschossen hat, durchaus wie geschaffen für diesen Job. Zuletzt war er tätig als Nationaltrainer im Juniorenbereich sowie als Assistent bei der A-Nati. Ein ganz wichtiger Schachzug gelang mit dem Transfer von Sandro Aeschlimann. Der Keeper soll die Torhüterposition wieder festigen und zusammen mit dem immer noch talentierten Joren van Pottelberghe wieder sattelfest machen. Auch in der Abwehr wurde Nägel mit Köpfen gemacht. Aus dem benachbarten Ambri kamen mit Samuel Guerra und Lorenz Kienzle wichtige Stützen, dazu wurde mit Otso Rantakari von Tappara Tampere ein Top-Verteidiger verpflichtet. Aus der Jugend kamen mit Davyd Barandun (19), Dominic Buchli (21) und Oliver Heinen (19) starke Perspektivspieler. Ein besonderes Augenmerk wird man sicherlich auf Perttu Lindgren legen und der Frage, ob und wie er mit den ausländischen Schweiz-Neulingen Aaron Palushaj (USA/Örebro) und Mattias Tedenby (HV 71) zurechtkommt. Beide zeichnen sich durch einen Speed aus und sollten so wenig Probleme in der NL haben. Da einige der Talente wie Luca Hischier oder Dario Meyer zuletzt einen großen Sprung gemacht haben und die Routiniers wie duBois oder Ambühl geblieben sind, wird es sicherlich eine bessere Saison werden. Allerdings ob es für die Play-offs schon reicht, darf dahingestellt sein.
Hockeyweb-Tipp: Platz 9
Servette Genf
Klappt das Jugendexperiment
Servette Genf gleicht einer Sphinx, die man absolut nicht einschätzen kann. Der Vizemeister der Jahre 2008 und 2010 musste in den letzten Jahren derart viele Grabenkämpfe überstehen, dass eine sportliche Entwicklung fast schon zur Nebensache wurde. An der Bande kam für Chris McSorley sein Landsmann Patrick Emond. Nachvollziehbar, denn Emond hatte zuletzt die Genfer U20-Mannschaft trainiert, kennt viele junge Spieler genauestens.
Im Tor wird es einen Zweikampf geben zwischen zwei gleichstarken Keepern. Robert Mayer, mit 29 Jahren im besten Alter, will natürlich den Angriff von Gauthier Descloux abwehren. Hier sollte es keine Probleme geben. In der Abwehr gilt es, den Abgang der Legende Goran Bezina auszugleichen. Das dürfte nicht leichtfallen, denn ein starker Defender wurde nicht geholt. Da der Schwede Henrik Tömmernes geblieben ist, bleibt der Rest auf den Schultern von Jonathan Mercier, Arnaud Jacquemet und Neuzugang Marco Maurer (Biel). Immerhin konnte man Simon LeCoultre ein hochtalentierter Defender aus Moncton zurückgeholt werden und mit Roger Karrer, Sandis Smons und Enzo Guebey wurden auch drei vielversprechende Talente in die erste Mannschaft geholt. Die Verjüngung hat auch im Sturm Einzug gehalten. Der Kanadier Eric Fehr kam aus der NHL (Minnesota), sollte Lance Bouma ersetzen. Mit Marco Miranda kam ein Top-Talent vom Zürcher SC, während u.a. Cody Almond und Kevin Romy Genf verließen. Damit bleibt die Verantwortung bei den Franzosen Eliot Berthon, Florian Douay und Tim Bozon. Dazu kommen noch Tommy Wingels, der überraschend blieb, Daniel Winnik und der Lette Deniss Smirnovs. Zusammen mit einigen starken Schweizer Akteuren wie Timothy Kast, John Fritsche, Tanner Richard und Juraj Simak versucht Trainer Edmond das Unmögliche wahr zu machen.
Hockeyweb-Tipp: Platz 10
HC Fribourg-Gottéron
Verpassen die Gotterons wieder die Play-offs?
Die letzte Saison endete in einer absoluten Enttäuschung. Die Fribourger hielten die vollen 50 Spieltage mit um am Ende unglücklich in die Play-downs zu rutschen. Jetzt soll es Cheftrainer Mark French in seiner dritten Saison richten und endlich wieder in den Play-offs Einzug halten, nachdem es in den letzten fünf Jahren dreimal nicht funktionierte.
Im Tor wird viel von der Form von Reto Berra abhängen. Der 32jährige machte in der letzten Saison 46 Spiele, kam auf eine Fangquote von 92,2 Prozent, die am Ende nicht ausreichten. Ob er diese Belastung noch einmal schaffen wird, steht in den Sternen. Sein Back-up Ludovic Waeber ist talentiert, konnte aber in seinen wenigen Einsätzen auch nicht wirklich überzeugen. In der Abwehr hat Fribourg ein Altersschnitt von 30,4 Jahren. Das zeugt von Erfahrung, aber ob man die jungen gegnerischen Stürmer so einfach abwehren kann, darf bezweifelt werden. Immerhin konnte, wenn auch schon 31, Jeremie Kamerzin aus Bern verpflichtet werden. Im Sturm gab es eine Runderneuerung bei den Ausländern. Von Djurgarden Stockholm kam mit Daniel Brodin ein Stürmer, der weiß wo das gegnerische Tor steht. In 71 Spielen in der SHL konnte er 44 Punkte holen. Aus Omsk (KHL) wurde der Kanadier David Desharnais verpflichtet. Desharnais gilt als Zwei-Wege-Stürmer, dessen Offensivdrang einzigartig ist. Ebenfalls aus Omsk kam mit Victor Stalberg ein Schwede, der am Saisonanfang 2018/19 noch in Zug aktiv war und somit das Schweizer Eishockey perfekt kennt. Der vierte neue Kontingentspieler ist der Verteidiger Ryan Gunderson, des es aus Gävle (SHL) nach Fribourg zog. Mit Sandro Schmid konnte lediglich ein sehr talentierter Stürmer aus der U20 von Malmö zurückgeholt werden, ansonsten sieht es in der Entwicklung von Talenten mau aus und das kann am Ende den Unterschied ausmachen.
Hockeyweb- Tipp: Platz 11