SC Bern führt National League zur Saisonhalbzeit knapp vor Zug und Biel anSchweizer Meisterschaft spannend wie nie

Der SC Bern führt die Schweizer National League an. (Foto: dpa/picture alliance/KEYSTONE)Der SC Bern führt die Schweizer National League an. (Foto: dpa/picture alliance/KEYSTONE)
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1. SC Bern, 50 Punkte

Der Champion von 2017 und Sieger der Vorrunde von 2018 führt mal wieder die Tabelle der National League an. Allerdings beträgt der Vorsprung nur ungewohnte zwei Punkte und fast hätten sich die Hauptstädter auch als Verfolger der Spitzenteams einordnen müssen, hätten Zug und Biel in den letzten Wochen nicht kleine Schwächephasen gezeigt. Das Geheimnis der Mannschaft des finnischen Meistertrainers Kari Jalonen liegt nicht in der Offensive, sondern in der Defensive. Mit nur 45 Gegentoren nach 25 Spielen haben die Berner keine zwei Gegentore pro Spiel kassiert. Ganz besonders stark spielt die Verteidigung vor eigenem Haus. Schon in fünf Spielen kassierte Keeper Genoni kein Gegentor und weil er so wertvoll ist, nach der Saison aber Bern in Richtung Zug verlässt, war die Torhüterpersonalie zwischenzeitlich sogar Chefsache. Die neueste Info: ZSC-Keeper Schlegel kommt als Ersatz für Genoni.

2. EV Zug, 48 Punkte

Der EVZ will nach oben. Endgültig. Die letzte Meisterschaft und auch bisher die einzige stammt noch aus dem letzten Jahrtausend. 1998 wurde man Meister, mit Spielern wie Keeper Patrick Schöpf, Verteidigern wie Dino Kessler und John Miner und Stürmern wie Jörg Eberle, Misko Antisin und Chris Lindberg. Nachdem im letzten Jahr zum wiederholten Male im Viertelfinale Schluss war, schlugen die Zuger schon jetzt im Vorfeld der Saison 2019/20 richtig zu. Aus Bern konnte Spitzenkeeper Genoni verpflichtet werden und vom HC Lugano kommt Gregory Hofmann. Allerdings sind die Zuger auch in dieser Spielzeit nicht zu unterschätzen, wobei ihre Stärke, wie die der Berner in der Abwehr liegt. 75 erzielte Tore bedeuten zusammen mit Lugano Platz drei in der Offensive, 52 Gegentore sind Platz zwei. Während der bisherigen Spielzeit zeigten die Zuger hauptsächlich starke Leistungen, häufig jedoch auswärts. Auf eigenem Eis gab es unnötige Heimniederlagen wie zweimal ein 1:4 gegen Fribourg und Lausanne und auch das 3:4 gegen Bern gehört in die Kategorie: Ärgerlich. 

3. EHC Biel, 46 Punkte

Die ersten Saisonspiele müssen den Fans der Bieler wie ein Traum vorgekommen sein. Zwar gab es gegen Fribourg mit 2:3 eine überraschende Heimniederlage, aber das Team des finnischen Trainers Antti Törmänen nahm die Pleite leicht und gewann in der Folge fast jedes Spiel. Das bedeutete Platz eins, stellenweise mit sechs Punkten Vorsprung. Das Problem begann für die Bieler mit dem Deutschland-Cup. Das erste Spiel nach dem Cup konnte noch mit 3:2 gegen Langnau gewonnen werden, danach folgten einige drastische Niederlagen, wobei vor allem das 4:5 bei Aufsteiger Rapperswil überraschte und auch das 2:7 gegen den schlingernden HC Davos konnte nicht vorhergesagt werden. Nach dem 2:3 gegen Lugano hatten sich dann die Bieler gefangen, kamen zu drei Siegen in Folge, mussten aber am 26. Spieltag ein 1:4 gegen Fribourg hinnehmen. Geheimnis: Starke Stürmer gepaart mit einem starken Powerplay. Pro Spiel haben die Bieler 7:15 Minuten Zeit, Höchstwert in der NL und sie kommen auf 20 Prozent, das bedeutet Platz drei.

4. HC Lausanne, 43 Punkte

Die Westschweizer, die über mächtige finanzielle Mittel verfügen, befinden sich auf dem besten Wege, ihre NL(A)-Rekord aus dem Jahr 2017 zu verbessern, als sie mit 80 Punkten vier wurden. Das haben sie beiden Mannschaftsteilen zu verdanken, da sich beide verbessert haben. Herausragend das Powerplay. Mit 20,22 Prozent liegt der LHC auf Platz zwei und macht dabei das schwache Penaltykilling (79,8 Prozent) wieder wett. Ebenfalls gut, auch wenn der Wert 9,37 unter der Zehnermarke ist, ist die Schusseffizienz. In der Scorerstatistik herausragend und eigentlich nicht zu ersetzen: Jonas Junland. Der Schwede toppt seine erstklassigen Leistungen in den beiden Jahren zuvor und liegt aktuell mit 25 Punkten, als Verteidiger, auf Platz acht in der NL. Bester Stürmer ist der Kanadier Dustin Jeffrey mit 23 Punkten, was bedeutet, dass die Verantwortlichen bei der Verpflichtung dieser beiden Spieler alles richtig gemacht haben.

5. SC Langnau Tigers, 42 Punkte

Die nach Ambri zweitkleinste Stadt in der NL mit gerade einmal 9000 Einwohnern schockt die Experten. Nur einer wird es geahnt haben und diese Person hält sich mit Prognosen zurück weil sie weiß, wie schnell der Fall sein kann. Die Rede ist vom Coach der Tigers, dem Dänen Heinz Ehlers. Der knorrige 52-Jährige, der von 1996 bis 2002 auch in der DEL für Augsburg und die Berlin Capitals auf Torjagd ging, hat im Laufe der letzten Jahre aus einem Underdog ein Team geformt, dass nicht nur das Zeug hat für die Play-Off-Runde sondern auch zu mehr. Mit 1,68 Punkten pro Spiel liegen sie in der bereinigten Statistik sogar auf vier und sie haben noch ein Spiel Rückstand. Stars der Mannschaft sind die beiden Kontingentspieler Harri Pesonen (26 Punkte) und Christopher di Domenico (26 Punkte). Die beiden sind eine Art Lebensversicherung, kommt doch der nächste Tiger, der Finne Elo Eero mit zwölf Punkten gerade einmal auf Rang 55. Bester Schweizer ist sogar ein Verteidiger, Anthony Huguenin mit zwölf Punkten auf Platz 57. Der erste Langnauer Stürmer mit Schweizer Lizenz taucht auf Rang 69 mit zehn Punkten auf, Raphael Kuonen.

6. HC Fribourg-Gottéron, 41 Punkte

Auch Fribourg ist eine kleine Überraschung und sie wäre noch schöner ausgefallen, leistet sich das Team nicht im Augenblick eine kleine Schwächeperiode. Von den letzten acht Spielen konnten nur zwei gewonnen werden. Umgekehrt könnte jetzt Fribourg von der Tabellenspitze grüßen. Vielleicht hilft Fribourg ja das 4:1 in Biel letzten Samstag. Dass das Potenzial für höhere Ränge vorhanden ist, bewiesen das 3:0 gegen Bern, das 4:1 in Zug und der Erfolg in Biel. Dass die Fribourger aber auch immer wieder mit Bruder Leichtsinn zu kämpfen haben, bewiesen wiederum die Resultate in Lugano (0:6), Ambri (1:2) oder in Genf (0:5). Gut in Form sind jedenfalls auch die Schweizer Julien Sprunger (24 Punkte auf Platz neun) und Kilian Mottet (23 Punkte auf 10). Die beiden US-Amerikaner Jim Slater (16) und Andrew Miller (15) folgen im besseren Mittelfeld.

7. HC Ambri-Piotta, 40 Punkte

Die Sensation schlechthin. Das Leitungsduo Cereda/Duca hat eine erstklassige Leistung abgeliefert und zur Saisonhälfte steht die Leventiner nicht wie zu erwarten war auf Platz elf oder gar zwölf, sondern sogar deutlich über dem Play-off-Strich auf Platz sieben. Auch wenn es immer mal Schwächephasen gab, hat Ambri nie aufgegeben und immer wieder den Return geschafft. Beeindruckend: Vor dem Deutschland-Cup ging das Team auf dem Zahnfleisch, kassierte nach dem 2:1 gegen Rapperswil fünf Niederlagen in Folge. Nach der Pause folgten in neun Spielen gleich sieben Siege und weil der jüngste Kontingentstürmer der National League, Dominik Kubalik auf Platz eins der Scorerliste steht und der Österreicher Dominik Zwerger, für den sogar bei jedem Spiel Extra-Busse aus dem Nachbarland ins Tessin fahren, auch trifft wie er will, steht das kleinste Eishockeydorf Europas viel besser da als erwartet.

8. Servette Genf, 38 Punkte

Die Westschweizer sind im Augenblick hin- und hergerissen. Nach den Reibereien in der Führungsspitze der letzten Saison und der finanziellen Rettung in letzter Sekunde wären die Genfer über Platz sieben oder acht froh gewesen. Jetzt stehen sie auf einem der besagten Plätze und hadern, dass es durchaus hätte besser laufen können. Dabei hatte auch den Genfern die Deutschland-Cup-Pause gut getan. Danach folgten drei Siege in Folge, ehe es einen kleinen Absturz gab, weil das gegnerische Tor von Rapperswil (1:3), Langnau (0:3) und Lausanne (1:7) wie vernagelt schien. Zum Glück gelang im letzten Spiel ein 2:0 beim Meister aus Zürich.

9. Züricher SC Lions, 37 Punkte

Der Meister unter der Play-off-Linie. Unglaublich. In Zürich sind analysieren sie, woran es liegt, denn die Mannschaft hat eigentlich das Potenzial für einen der ersten vier Plätze. Allerdings muss man wissen, dass die ZSC Lions erst 24 Spiele absolviert haben, drei weniger als Genf und sollten diese Nachholspiele durchweg gewonnen werden, winkt der Sprung auf Platz drei. Allerdings dürfte diese Aufgabe sehr schwierig werden, denn die diesjährige Stärke der Lions liegt nicht im Sturm sondern in der Verteidigung. Mit nur 63 Gegentoren stehen sie in der Liga auf Platz sechs. Erschreckend die Sturmleistungen. Gerade einmal 58 Tore wurden produziert. Lediglich die Hinterbänkler aus Davos und Rapperswil sind schwächer. Da ist es dann auch kein Wunder, dass mit Maxim Noreau der erste ZSC-Stürmer mit mäßigen 13 Punkten erst auf Platz 41 auftaucht. Danach folgt der Kloten geholte Dennis Hollenstein ebenfalls mit 13 Punkten. Einziger echter Lichtblick im Sturm ist das Nachwuchstalent Jerome Bachofner (11 Punkte; 6 Tore). Aber richtig freuen können sich die ZSC-Fans darüber nicht, denn Bachofner hat bereits einen Vertrag in Zug unterschrieben.

10. HC Lugano, 35 Punkte

Der Vizemeister kommt nicht aus seinem sportlichen Tief. Wie stark der Druck auf die Spieler ist, kommt vielleicht in der Verleihung von Linus Klasen zum Ausdruck. Der Schwede, einer der Leistungsträger der letzten Jahre und immer für den kreativen Moment zuständig, wurde mit sofortiger Wirkung an den HC Davos verliehen. Vermutlich um Platz zu machen für einen ausländischen Stürmer, der wie eine Bombe einschlagen soll, nein, muss. Allerdings muss, wie beim ZSC erwähnt werden, dass auch Lugano erst bei 24 Saisonspielen liegt. Dabei war der Saisonstart durchaus in Ordnung. Alle Heimspiele wurden zunächst gewonnen bis zum 0:1 gegen den EV Zug. Aber ausgerechnet der Kantonsrivale aus Ambri zeigte sich in der Saison in seinem Stadion niederlagenresistent. Mit 1:2 und 1:3 gab es zwei nicht erwartete Niederlagen und ganz schlimm traf den HCL das 3:6 beim Aufsteiger Rapperswil. Einer der Gründe könnte das extrem schwache Powerplay sein. Mit nur 12,5 Prozent liegen die Tessiner mit Abstand auf dem letzten NL-Platz. Selbst Rapperswil kann 14,9 Prozent aufweisen

11. HC Davos, 20 Punkte

Die Enttäuschung schlechthin. Der HC Davos, in den letzten Jahren immer eine Play-off-Konstante und 2015 sogar noch Schweizer Meister schlüpfte in dieser Saison in die letztjährige Rolle des EHC Kloten. Dass die Klotener am Ende abstiegen ist kein gutes Zeichen für den HCD. Vielleicht war das auch einer der Gründe, warum die Legende Arno del Curto nach 22 Jahren urplötzlich alles hinwarf und die Verantwortung an Michel Riesen übergab. Der 39-Jährige, der 715 Spiele in der National League, 113 Spiele in der heutigen Swiss League sowie noch 215 Spiele in der AHL absolvierte, somit auf 1043 Spiele plus Nationalmannschaftseinsätze kam, war zuletzt Trainer der HCD-Junioren. Für ihn kam der sofortige Sprung zum Cheftrainer, bei allem Respekt, zu kurzfristig und Riesen versuchte natürlich, die richtigen Stellschrauben zu finden und zu verändern aber es brachte nur marginal Erfolg. Wie stark die Mannschaft aufzutreten vermag, zeigte sie am 25. November, als es ein 5:1 in Zürich gab. Danach folgte ein Rückschritt in alte Verhaltensmuster mit vier Niederlagen in Folge. Im Augenblick jedenfalls kann das einzige Ziel sein, Aufsteiger und Verfolger Rapperswil auf Distanz zu halten.

12. SC Rapperswil-Jona Lakers, 16 Punkte

Der Aufsteiger hatte sich die Saison in der NL nicht so schwer vorgestellt, hatte aber auch am Anfang mit vielen Spielerverletzungen Pech. Seit die Herrn Casutt und Wellman wieder mit von der Partie sind, läuft es deutlich besser. In den letzten sechs Begegnungen gab es zwar vier Niederlagen, aber endlich konnte aus auswärts beim 3:1 in Genf ein Sieg herausgeholt werden, Lugano wurde deutlich mit 6:3 bezwungen und der SC Bern war zwar in beiden Spielen überlegen, kam aber nur zu zwei kümmerlichen 2:1 Siegen. Nachdem der direkte Konkurrent um Platz 11, der HC Davos im Pokal mit 4:3 auswärts eliminiert werden konnte, haben die Lakers moralisch einen Lauf, der mit Platz elf am Vorrundenende durchaus enden könnte.


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