SC Bern beschreitet mit Florence Schelling im Management neue WegeErstmals eine Frau Sportchefin

Florence Schelling ist die neue Sportchefin des SC Bern.  (Foto: SC Bern)Florence Schelling ist die neue Sportchefin des SC Bern. (Foto: SC Bern)
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Nach der desaströsen letzten Saison musste es beim SC Bern einen Umbruch geben. Das war allen Fachleuten klar, aber niemand hatte bei dem personellen Umbruch in der Führungsetage eine Sportlerin auf der Rechnung, die eigentlich trotz ihrer erst 31 Jahre bereits eine Menge Erfahrung auf und neben dem Eis, im nationalen wie auch im internationalen Eishockeygeschäft gesammelt hat und die vor allem auch ein besonderes Ziel hatte: Florence Schelling. Die frühere Torfrau, die bei drei Weltmeisterschaften ihre Frau stand, die 2010 bei den Olympischen Spielen in Vancouver dabei war und 2012 sogar mit ihrer Nationalmannschaft die Bronzemedaille holte. Neben dem Sport studierte die geborene Züricherin, die zwischen 2008 und 2012 in Kanada spielte, an der Northeastern Uni in Boston Business Administration und machte darin ihren Bachelor of Science. 2013 wechselte Schelling wieder zurück nach Europa, erst zum EHC Bülach in die Schweiz und 2014 dann nach Schweden zum Linköpings HC, wo sie neben dem Sport an der dortigen Universität auch noch ihren Master in Business Administration machte. Nach drei weiteren Jahren als U18-Nationaltrainerin machte Florence Schelling jetzt ihren bisher größten Karriereschritt.

Der Macher im Hintergrund war dabei einer der wichtigsten Eishockey-Funktionäre in der Schweiz. Der President of Hockey Operations des SCB, Marc Lüthi, suchte einen Ersatz für seinen bisherigen Sportchef Alex Chatelain und fand ihn in einer Personalie, an die sich bisher keiner herantraute oder die vielleicht auch nicht auf dem berühmten Zettel stand. Vielleicht war es auch einfach nur die Tatsache, dass Florence Schelling eine Frau ist, die sich nunmehr, nach der Inthronisierung, aufmacht, nach Ostern in eine bisher zu 100 Prozent dominierte Männerwelt hineinzubrechen. Auf dem Eis gab es schon weibliche Einsätze im Männersport, wobei die Spielerinnen, in der Mehrzahl Nationalspielerinnen, sich hauptsächlich im Tor versuchten. In der Sportverwaltung, gar im höheren Management, ist das neu. Zumindest ein Europa. In der NHL schaffte es Angela Gargone Mitte der neunziger Jahre in den Stab des damaligen General Managers der Anaheim Ducks, Jack Ferreira.

Diejenigen, die die neue Sportchefin auf die leichte Schulter nehmen werden, könnten ihr blaues Wunder erleben. Schelling kennt alles, weiß mit allem umzugehen und wird auch nicht vor unliebsamen Entscheidungen nicht zurückschrecken. Außerdem ist es gut möglich, dass sie mit einer erfolgreichen Bilanz die Türen für ihre Geschlechtsgenossinnen öffnet und auch weitere Vereine Gefallen daran finden. In der Schweiz, in Deutschland und auch in anderen Ländern wird man sicherlich die sportliche und wirtschaftliche Bilanz des SCB in der kommenden Saison besonders unter die Lupe nehmen werden.

Und wie wichtig nimmt Marc Lüthi seine neue Mitarbeiterin: „Sie hat dieselben Kompetenzen wie ihre Vorgänger.“ Auf die Frage, wie man in Bern auf den Namen Schelling gekommen ist, sagte Lüthi, dass man bei einem Brainstorming innerhalb der Geschäftsleitung diese Idee hatte. Lüthi: „Wir suchten jemanden, der jung, intelligent, unverbraucht ist und vor allem querdenken kann. Bereits der erste telefonische Kontakt hat mich überzeugt. Sie hat in ihrer Karriere immer wieder spezielle Herausforderungen gesucht und gemeistert.“

Neben der sportlichen Herausforderung gibt es noch eine ganz spezielle, in der Schelling helfen soll. Man will mehr Frauen ins Stadion locken. Unter den VIP-Gästen des SCB steht der Frauenanteil bei 50 Prozent, im Stadion sind die Männer mit etwa 68 Prozent noch im Vorteil.

Und was sagt die Person, um die es geht, Florence Schelling? Sie antwortet kurz und knapp, zeigt damit bereits, wie sie denkt: „Mein primäres Ziel ist es, den SCB wieder an die Spitze zu führen. Gelingt mir das, dann kommen Respekt und Anerkennung automatisch.“


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