Play-Off-Report National League: Der SC Bern ist einmal mehr FavoritAb Samstag gehts rund in der National League

Der SC Bern, am Anfang mit leichten Schwierigkeiten, dann aber souverän, konnte seinen Vorsprung in der Tabelle der Schweizer NL ab dem fünften Spieltag kontinuierlich ausbauen. Am Ende stand ein klarer erster Platz mit 102 Punkten und elf Zählern Vorsprung.
Nach gutem Start des EV Zug - die Zuger gehören jährlich zu den heimlichen Favoriten - gab es im Oktober und November eine längere Dürreperiode, die aber von den Verantwortlichen des EVZ gut gemeistert wurde. Die Rede ist deswegen vom Management, weil dieses bewusst auf Trainer Harold Kreis setzte und damit der Liga ein Musterbeispiel für Vertrauen gab. Dieser Harold Kreis brachte sein Team wieder auf Kurs und trotz der sportlichen Attacken aus Biel und Lugano blieben seine blau-weißen auf Platz zwei.
Sensationell die Leistung des EHC Biel. Der Altmeister der Jahre 1978, 1981 und 1983 pulverisierte förmlich unter Head-Coach Antti Törmänen seine letztjährige Abschlussposition und erreichte mit Platz drei die beste Saisonleistung seit 1991.
Nach drei Jahren Enthaltsamkeit mal wieder auf einen der vorderen Plätze: Der HC Lugano zeigte eine starke Saison, auch wenn es den einen oder anderen Ausreißer gab. Trainer Greg Ireland, der im Januar 2017 das Traineramt übernahm, hat eine gut funktionierende Equipe zusammengestellt, die das Zeug zu einer Überraschung hat.
Die schwarzen Drachen aus Fribourg konnten aus den letzten drei Spielen noch sechs Punkte zusammenkratzen und damit Platz fünf sichern. Trainer Mark French hat eine gute Mischung aus Routiniers und jungen Wilden zusammen – und jetzt, wo man kein Favorit ist, kann man für Wunder sorgen. Allerdings muss dann, im Gegenteil zur Vorrunde, die Abwehr besondere Leistungen bringen.
Der HC Davos, der eigentlich immer Geheimfavorit ist, hat bis jetzt ein Jahr zum Vergessen hinter sich: erstmals seit dem Jahr 2000 wieder mehr Spiele verloren als gewonnen, auch die Sturmleistung mit 134 Toren war so schlecht wie seit 1999/2000 nicht mehr. Damals schossen Ex-Hai Luciano Borsato, Reto von Arx & Co. nur 123 Tore. Und 156 Gegentore gab es gar zuletzt 1998/99. Dies allerdings an den beiden jungen Keepern van Pottelberghe und Senn festzumachen, wäre unfair. Das ganze Team muss für die Play-Offs die Kehrtwende schaffen. Das bedeutet viel Arbeit für Kulttrainer Arno del Curto.
Geradezu peinlich empfanden sicher viele den Auftritt der ZSC Lions: Die Zürcher haben einen der größten Etats der Liga und kamen dennoch über die ganze Saison hinweg nicht in Tritt. Die Experten behaupten, dass es am schwedischen Trainer Hans Wallson lag und der Wechsel zu Hans Kossmann im Dezember zu spät kam. Das wäre möglich, aber die Lions spielten auch unter ihm wie eine launische Diva. Wer gerne zockt, sollte in den Play-Offs auf die Zürcher setzen.
Mit Hochachtung wird die Leistung von Servette Genf angesichts der im Hintergrund schwelenden Querelen gesehen. Nun ist endlich Ruhe eingekehrt, nachdem der Kanadier Quennec als Haupteigner seine Anteile an eine Stiftung abgegeben hat. Die Spieler kämpften trotz der ungewissen Zukunft weiter und kamen über dem Strich beeindruckend über die Ziellinie.z
Lange Zeit gut im Rennen, aber am Ende fehlte die Kraft und Kondition. Die Langnau Tigers, der Verein aus der zweitkleinsten Stadt der NL (9000 Einwohner – nur Ambri-Piotta ist noch kleiner) verspielte am Ende den Einzug in die Play-Offs. Dabei stimmte es in der Abwehr, die den besten Wert seit 2001 mit 134 Toren holte. Der Sturm war dagegen häufiger nur ein laues Lüftchen. Zusammen mit Kloten bildete man das Schlusslicht. Daran muss also Trainer Heinz Ehlers im Sommer arbeiten.
Eine echte Enttäuschung ist der HC Lausanne. Früher klappte es wenigstens in der Defensive, heute ist sie der Schwachpunkt. Dazu kam eine akute Formschwäche im Endspurt: Von den letzten acht Spielen gingen sieben verloren.
Eine kleine Überraschung lieferte Ambri-Piotta ab. Zwar gab es sportlich wenig zu feiern, wie man am vorletzten Platz sieht, aber das Trainergespann Cereda/Matte hat zusammen mit Vorstandschef Lombardi einen geraden Weg in eine bessere Zukunft eingeschlagen. Zwar wird Lhotak den Verein verlassen, aber einige wichtige Talente konnten gehalten werden. Mit Ambri könnte es in der kommenden Saison wieder aufwärts gehen, wenn die Play-Downs erfolgreich abgeschlossen werden.
Für den EHC Kloten war die letzte Saison ein Desaster. Der letzte Platz war zwar nicht vorauszusehen, aber die Sparmaßnahmen der letzten Jahre haben ihre Spuren hinterlassen. Zwar wurde im Oktober bereits der finnische Trainer Pekka Tirkkonen – in der kommenden Saison in Wolfsburg hinter der Bande – geschasst, aber auch die Lösung Kevin Schläpfer konnte seinen neuen Verein nicht vom letzten Platz führen. Jetzt ist muss der Abstieg verhindert werden für den Dino der NL: Zuletzt spielten die Klotener 1961/62 in der zweiten Liga.
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Play-Off-Runde
Im Gegensatz zu etlichen anderen Ländern gibt es in der Schweiz keine Pre-Play-Offs. Man beginnt also sofort mit dem Viertelfinale. Los geht es am 10.03. Die weiteren Termine lauten: 13.03., 15.03., 17.03., 20.03., 22.03. und 24.03. Gespielt wird durchgehend, also bis in Finalserie, im Best-of-Seven-Format.
SC Bern – Servette Genf
Natürlich ist der Vorrundensieger der klare Favorit, aber die Berner tun gut daran, die Servettois nicht zu unterschätzen. Die sechs Vorrundenspiele gingen komplett ausgeglichen aus. Beide Mannschaften gewannen je drei Spiele bei einem Torverhältnis von 16:16. Interessant ist, dass beide zwei Auswärtsspiele für sich entscheiden konnten. Im Gegensatz zu Genf, das mit Descloux, Mercier, Almond und Schweri vier Verletzte aufweist, ist Bern verletzungsfrei. Dazu hat der SCB die größere Offensivpower aufzuweisen, so dass sich im Endeffekt die Hauptstädter durchsetzen werden.
Hockeyweb-Tipp: 4:1 für Bern
EV Zug – Zürcher SC Lions
In vier Spielen gab es drei EVZ-Siege und einen für die Lions, Torverhältnis: 13:13. Fünf Plätze vor den Lions durch die Ziellinie gerauscht und im direkten Duell auch die Nase vorn – Zug ist Favorit, aber der ZSC hat sich schon häufiger als Play-Off-Team geoutet. Vor sechs Jahren war die Konstellation ähnlich. Zug Vorrundensieger, Zürich nur auf acht und am Ende hatte der ZSC 4:0 gewonnen. In dieser Saison sieht es anders aus, da sich die Lions nur aufgrund der im Herbst gewonnenen Punkte über die Ziellinie schleppen konnten. Zug hat zudem mit Morant nur einen Verletzten, Zürich mit Blindenbacher, Marti und Nilsson gleich drei fehlende Leistungsträger zu beklagen.
Hockeyweb-Tipp: 4:2 für Zug
EHC Biel – HC Davos
Biel kam drei Plätze vor Davos über die Ziellinie, verlor aber von vier Vergleichen gleich deren drei, Torverhältnis: 11:10. Es war also eng. Biel ist Favorit und würde bei einem Halbfinaleinzug den größten sportlichen Erfolg seit 1991 feiern, als noch Gingras, Liba und Dupont bei den Bielern wirkten. Für Davos wäre alles andere als das Halbfinale nach der mäßigen Vorrunde eine Enttäuschung. Seit 2000 konnten sechs Titel gewonnen werden, der letzte 2015. Danach war zweimal im Halbfinale Schluss. Biel hat keine Verletzten zu beklagen, Davos mit Lindgren und Kessler zwei. Es wird also eine Nervenschlacht und da ist der HCD nicht zu unterschätzen.
Hockeyweb-Tipp: 3:4
HC Lugano – HC Fribourg Gotteron
Die Tabellennachbarn trennten sich auch im direkten Vergleich mit je zwei Siegen und Niederlagen remis. Torverhältnis: 16:10. Besonders das 8:2 am 16. Dezember war Wasser auf den Luganeser Mühlen. Dass die Gotterons gut in Form sind, bewiesen sie am 27. Januar beim 3:2 gegen die Bianconeri. Fünfmal trafen sich beide Vertretungen in Play-Offs, viermal gewann Lugano, zuletzt allerdings, 2012, waren die Drachen dran. Die Frage wird sein, ob der HCL den Ausfall der drei verletzten Leistungsträger Chiesa, Brunner und Bürgler verkraften wird. Allerdings haben auch die Fribourger drei Spieler auf der Verletztenliste: Kienzle, Rathgeb und Rivera. Eigentlich ist Lugano Favorit, aber die kaum einzuschätzenden Fribourger sind in der Lage, die Tessiner schwer zu ärgern.
Hockeyweb-Tipp: 4:2.
Play-Downs
SC Langnau Tigers – EHC Kloten
Eigentlich eine klare Sache. Während Langnau am Ende zwar offiziell an Servette Genf scheiterte, inoffiziell aber an den eigenen Nerven, verbringt Kloten seit Saisonbeginn seine Zeit am Tabellenende. Trotzdem ist alles möglich, denn Kloten konnte gegen die Tigers in sechs Begegnungen eine ausgeglichene Punktzahl erringen bei 16:14 Toren aus Klotener Sicht. Wenn Langnaus Dompteur Ehlers seine Jungs wieder nervlich in die richtige Bahn bekommt und seine verletzungsbedingen Ausfälle Barker, Stettler, Neukom und Nüssli ausgleichen kann, dann sollte es am Ende für die Tigers ausgehen. Kloten muss auf Bircher, Abbott und Lemm verzichten.
Hockeyweb-Tipp: 4:2
HC Lausanne – HC Ambri-Piotta
Lausanne ist nur vom Papier her der Favorit. Mit einem deutlich höheren Etat als Ambri ausgestattet dürfte das Verpassen der Play-Offs die Waadtländer in ihrem Innersten getroffen haben. Sollten die Nerven versagen, dann haben die Tessiner von Ambri-Piotta eine riesige Chance, ihren aktuell guten Lauf fortzuführen. Zwar ging in der Vorrunde das Duell mit 3:1 Siegen an Lausanne (Torverhältnis: 13:8), aber als Lausanne am 14. Januar mit 5:2 in Ambri gewann, da war die Mannschaft deutlich besser drauf. Bei Lausanne fehlen zwei Topspieler: Joel Vermin und Eric Walsky, bei Ambri-Piotta Eliot Berthon, Christian Stucki und Noele Trisconi.
Hockeyweb-Tipp: 3:4
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