HC Ambri-Piotta verabschiedet sich von der ValasciaLa Montanara erklingt bald in neuer Arena

Die Spieler des HC Ambri-Piotta verabschiedeten sich nach dem Spiel gegen den HC Fribourg-Gottéron von der Valascia – leider ohne Fans. (Foto: dpa/picture alliance/KEYSTONE)Die Spieler des HC Ambri-Piotta verabschiedeten sich nach dem Spiel gegen den HC Fribourg-Gottéron von der Valascia – leider ohne Fans. (Foto: dpa/picture alliance/KEYSTONE)
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„Geboren“ im Oktober 1959 muss es jetzt einem Stadionneubau weichen, der unumgänglich geworden ist, wenn der HC Ambri-Piotta, das letzte gallische Dorf in der NL, auch in der Zukunft bestehen will. Der bekannte französische Schriftsteller Andre Malraux sagte einmal: „Wer in der Zukunft lesen will, muss in der Vergangenheit blättern.“ Abgewandelt kann man auch sagen, dass der HC Ambri in der Vergangenheit eine Tradition, auch mit Hilfe der Valascia, aufgebaut hat, die man nur mit modernen Mitteln, sprich einem neuen Stadion zu halten und auszubauen vermag.

Diese angesprochene Tradition begann als zartes Pflänzchen am 19. September 1937. Sechs Jugendliche aus Ambri und Piotta setzten sich, vermutlich, gegen ihre Eltern durch und gründeten den HCAP. Die erste Eisfläche war die CAVA, heute der Parkplatz der „noch“ Valascia. 1938 gab es dann die erste Begegnung. Bereits 1941 stieg Ambri in die NLB (heute Swiss League) auf und weckte damit das Interesse des Publikums. Vor allem südlich des St. Gotthards, zwischen Biasca und Bellinzona fand sich die erste größere Anhängerschaft und die Auswirkungen gingen noch weiter bis ins 80 Kilometer entfernte Lugano, wo schließlich der HCL 1941 gegründet wurde.

Erstmals verpasste Ambri den Aufstieg in die höchste Spielklasse 1949 nur knapp. 1953 war es dann soweit. Auch wenn die Zeiten damals noch anders und weitaus beschwerlicher waren, aber eine freie Eisfläche als Erstligastadion? Jetzt musste eine echte Eishalle her und der Grundstock für den Bau der Valascia wurde 1953 beschlossen. Die erste Saison in der höchsten Klasse wurde als Sechster beendet, noch vor dem einst großen Vorbild aus Davos mit Spielern wie Torhüter Hans Wenger und im Sturm den Gebrüdern Celio und Juri.

Im Oktober 1959 war es dann soweit. Die Halle war fertig mit zwei Öffnungen (Nord- und Südseite) und sofort hatte die Halle einen Spitznamen, erfunden von den Gästefans, die häufig Temperaturen von bis zu minus zehn Grad ausgesetzt waren: Kühlschrank. Zwischen 1959 und 1985 sah die Valascia abwechselnd Erst- und Zweitligaeishockey, bis im April 1985 HCAP-Größen wie Jorns, Kölliker, Tschumi, Rutland (später Selb, Landsberg) und McCourt den Aufstieg realisierten. Seitdem spielen die Tessiner „Gallier“ in der höchsten Schweizer Spielklasse, konnten aber bis auf den Finaleinzug 1999 (1:4 Serie gegen Lugano) national nichts Großes gewinnen. Dafür holte Ambri zweimal in Folge, 1999 und 2000, den Continental-Cup. Die großen Jahre des HCAP dauerten noch bis 2006, dann setzten sich auch in der National League die finanziell stärkeren Großstadtvereine durch und Ambri geriet in eine gefährliche Schieflage. Bis einschließlich dieser Saison schaffte es der HCAP lediglich 2014 und 2019 in die Play-offs, dazwischen konnte der Klassenerhalt mehrfach erst im direkten Duell mit dem jeweiligen Zweitligameister vermieden werden.

Präsident Filippo Lombardi, seit 2009 im Amt, merkte, dass Ambri immer mehr ein Fass ohne Boden wurde und das mittelfristig der Verein keine Zukunft haben würde, wenn nicht ein geschäftstragendes Konzept erarbeitet und umgesetzt wird. Dieses Konzept beinhaltete schließlich den Bau einer neuen Mehrzweckhalle und da der Spielbetrieb von einer zur anderen Saison nahtlos weitergehen sollte, der Platz aber in Ambri-Piotta auf Grund der Enge zwischen den Bergen nur begrenzt ist, wurde auf einen Teil des Flugplatzes zurückgegriffen. Die Halle, die von dem kanadischen Stararchitekten Murray Beynon, er baute unter anderem das Air Canada Centre in Montreal oder den GM Place in Vancouver, kreiert wurde, wird etwa 7500 bis 8000 Zuschauer fassen können und ist natürlich vollständig umschlossen.

Für die Gästefans ein Segen und wie werden die eigenen Fans reagieren? Tatsache ist, dass es 25 Fan-Clubs in der gesamten Schweiz und auch in Deutschland und Italien gibt und diese Fans werden die neue Halle mit Sicherheit sofort in Beschlag nehmen und vermutlich wird bei der Einweihung im Juli oder August 2021, noch vor dem Eröffnungsbully, dann die Hymne erklingen, die den HC Ambri-Piotta in Europa berühmt gemacht wird, das Lied der Berge: La Montanara.


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