EHC Biel sonnt sich in der Schweiz an der TabellenspitzeTitelverteidiger ZSC nur auf Rang fünf
Jubel beim EHC Biel - das Team steht in der Schweiz an der Spitze der National League. (Foto: dpa/picture alliance/KEYSTONE)Die Mannschaft des Finnen Antti Törmänen zeigt bis jetzt durchwegs beeindruckende Leistungen und hat sich die Tabellenführung auch mehr als redlich verdient. Beeindruckend, wie die Bieler in allen Mannschaftsteilen starke Leistungen bieten und wie selbstbewusst das Team auftritt. Die einzige Niederlage setzte es ausgerechnet gegen den HC Fribourg-Gottéron, als man nach einer schnellen Führung (3:2) den Faden verlor und nicht wiederfand. Ausgleichend konnten alle fünf Auswärtsspiele gewonnen werden. Highlight dabei das 7:3 beim HC Davos sowie das 5:2 beim SC Bern. Die Hauptstädter stellen auch im Augenblick den einzigen echten Verfolger. Nach ebenfalls acht Spielen haben die Berner sogar die bessere Abwehr (11) als Biel, kommen aber beim Toreschießen nicht nach (33:25 für Biel). Der EV Zug befindet sich in Reichweite der beiden führenden Vertretungen, während Titelverteidiger Zürich mit zwölf Punkten im Augenblick sogar außerhalb der oberen Play-off-Ränge befindet.
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EHC Biel (Platz 1, 33:13 Tore, 21 Punkte)
Dass Biel einen weiteren Sprung nach vorne macht, war von den Experten erwartet worden. Dass es nach acht Spieltagen für Platz eins mit vier Punkten Vorsprung reicht, sicherlich nicht. Entscheidend ist wohl für das vom Finnen Antti Törmänen gecoachte Team, dass es in allen Mannschaftsteilen gleichstark ist. Im Tor steht weiterhin der 36-jährige Alt-Internationale Jonas Hiller seinen Mann, aber Törmänen hat zuletzt mehrfach seinen Back-up Elien Paupe ins Rennen geworfen und dieser konnte zeigen, dass er mehr als nur ein Ersatz ist. Beeindruckend: Zusammen mit Zürich hat man mit 13 Gegentoren die zweitwenigsten kassiert. Lediglich der SC Bern hat erst elf Tore kassiert. Im Sturm sieht es noch besser aus. 33 Tore bedeuten absolute Bestmarke. Vor allem auswärts gab es noch keine Mannschaft, die diesem Sturm lange widerstehen konnte. Lediglich Langnau konnte beim 3:5 mithalten. Besonders beeindruckend das 5:2 in Bern und das 7:3 in Davos. Damit hat sich Törmänen eine Vertragsverlängerung, die bis 2021 im Raume steht, verdient.
SC Bern (Platz 2, 25:11 Tore, 17 Punkte)
Der hohe Favorit zeichnet sich durch seine Defensivstärke aus. Wie bereits angesprochen sind elf Gegentore Ligabestwert. Lediglich beim 2:5 gegen Biel wurde diese Abteilung stellenweise vorgeführt. Es folgte noch ein 1:3 in Genf und danach funktionierte die Defensive wieder. Der HC Ambri-Piotta wurde in der Valascia mit 6:1 abgeschossen und auch Lausanne konnte beim 2:0 der Berner im Angriff keine besonderen Taten vollbringen. Später Zugang noch beim SCB: Das 18-jährige Nachwuchstalent Jeremy Gerber, ein gebürtiger Langnauer, unterschrieb einen Vertrag bis 2022.
EV Zug (Platz 3, 26:20 Tore, 15 Punkte)
Der EV Zug befindet sich dort, wo er sich gerne sieht, wo ein Sprung auf Platz eins gerne von den Fans gesehen würde. Allerdings besteht der Rückstand auf den Sonnenplatz sechs Punkte, ist also so schnell nicht aufholbar. Größtes Manko scheinbar im Augenblick die Defensive, die mit 20 Gegentoren recht anfällig ist. Vielleicht liegt es daran, dass Stammkeeper Tobias Stephan bisher in der Meisterschaft noch keine Pause erhalten hat, mit 2,32 Gegentoren nur auf Platz sieben steht. Dass Backup Aeschlimann eine Alternative ist, hat dieser in den letzten vierzig Minute im CHL-Spiel in Brünn bewiesen, als er nach schwachem Beginn seine Mannschaft zum Erfolg hexte. Vielleicht braucht auch die Verteidigung noch etwas Zeit zum Einspielen. Dass es besser wird, bewiesen die beiden letzten Begegnungen, als Genf (5:1) und Rapperswil (4:1) chancenlos blieben. Einziges echtes Problem: Mit Fohrler, Schlumpf, McIntyre, Roe und Simion fallen gleich fünf Stammspieler wegen Verletzungen aus.
Servette Genf (Platz 4, 18:20 Tore, 14 Punkte)
Mit 14 Punkten auf Platz vier und dann ein negatives Torverhältnis. Schon außergewöhnlich, aber die vier Niederlagen fielen halt höher aus als die mühevollen Siege, wobei lediglich der letzte Erfolg (2:1) gegen den alten Rivalen Lausanne erst nach dem Penaltyschießen herausgeholt werden konnte. Besonderes Pech hatte die Servettiens zum Meisterschaftsbeginn: Beide Ausländer, Lance Bouma sowie Tommy Wingels verletzten sich, fallen länger aus und so musste auf die Schnelle nachgebessert werden. Erster Helfer war der Amerikaner Jack Skille, der vom KHL-Club Dinamo Minsk kam und der Kanadier Daniel Winnik. Letzterer kam aus der NHL, wo er in der letzten Saison alle 81 Spiele für die Minnesota Wild absolvierte. Dieses ungewollte Wechselspiel schwächte natürlich den Sturm, so dass erst 18 Tore nach neun Spielen auf der Habenseite stehen. Grandios dagegen die Torhüter, wobei der aus Ambri eigentlich als Backup geholte Gauthier Descloux augenblicklich mit 1,18 Gegentoren pro Spiel seinen Konkurrenten Robert Mayer (3,01) abgehängt hat.
Zürcher SC Lions (Platz 5, 14:13 Tore, 12 Punkte)
Der Titelverteidiger nur auf Platz fünf nach knapp einem Viertel der Meisterschaft. Das ist nur dann überraschend, wenn man keinen Blick auf die Toranzahl wirft. Mit 14 Toren in sieben Spielen, also zwei pro Spiel kann man nicht mehr erwarten. Zum Glück steht die Defensive stabil. Alle Begegnungen waren, was die Toranzahl betrifft, extrem torarm. Das 4:3 gegen Ambri war schon die Ausnahme. Ansonsten fielen 2,9 Tore pro Spiel. Ein Problem des neuen ZSC-Coaches Serge Aubin ist sicherlich, dass mit Patrick Geering, Fabrice Herzog, Robert Nilsson und Fredrik Pettersson vier wichtige Stammstürmer fehlen. Trotzdem hat Aubin mit gesamt 15 Stürmern eine große Bandbreite und diese muss jetzt die Kastanien aus dem Feuer holen. Dass das geht, zeigten am Dienstag die sieben Tore gegen den Ex-Verein von Aubin, den Vienna Capitals.
HC Fribourg-Gottéron (Platz 6, 19:22 Tore, 12 Punkte)
Auch die Westschweizer können von der Sturmschwäche ein Lied singen und wenn dann die Defensivzahlen auch nicht stimmen, dann muss was passieren. Bis jetzt traf man unbefriedigende 2,38 pro Spiel. In der Schweiz braucht man mehr als passable Kontingentspieler, will man „oben“ mitspielen. Und diese sind, wenigstens zurzeit, in Fribourg zwar vorhanden aber außer Form. Bester Scorer ist bis jetzt Julien Sprunger mit vier Toren und zwei Assist. Danach kommt mit Samuel Walser (6) ein weiterer Schweizer, ehe auf Rang 40 mit Andrew Miller der erste Ausländer auftaucht. In einer reinen Ausländerliste, die 49 Spieler beinhaltet, steht Miller auf 20. Jim Slater folgt auf 30, Michal Birner auf 33 und der Verteidiger Jonas Holös auf 39. Letzterer ist auf Grund seiner Aufgaben entschuldigt, die anderen drei müssen schnellstens in die Kontakte kommen, wenn sie in Fribourg noch das Weihnachtsfest erleben wollen.
SC Langnau Tigers (Platz 7, 23:16 Tore, 12 Punkte)
Das Team des dänischen Erfolgstrainers Heinz Ehlers hat es mit der Null. Gleich die Hälfte aller Spiele endete zu null. Drei davon gingen verloren, nur eines gewonnen und das gleich spektakulär, als man einen völlig von allen Geistern verlassenen HC Davos in dessen Halle mit 7:0 vom Eis schoss. Langnau, im letzten Jahr noch relativ heimstark, zeigt sich bis jetzt ungewohnt schwach in dieser Rolle. Nur ein Heimsieg, gleich beim Auftakt mit 5:2 gegen Aufsteiger Rapperswil, folgten drei Niederlagen, zuletzt ein 0:2 gegen Fribourg. Auswärts dagegen kann Coach Ehlers seine Defensivtaktik besser zur Geltung bringen. Drei Siege geben ihm Recht, denn neben dem famosen Davos-Spiel wurde auch Vizemeister Lugano in dessen Halle mit 4:1 bezwungen.
HC Ambri-Piotta (Platz 8, 19:27 Tore, 10 Punkte)
Auch die Leventiner überraschten bis jetzt die Fachwelt. Eigentlich hatte man ihnen einen Zweikampf mit Aufsteiger Rapperswil um Platz elf vorhergesagt, zumal auch das Budget um 500.000 Franken gekürzt worden war. Der Start war perfekt. Von den ersten fünf Spielen wurden drei gewonnen, ehe jetzt ein kleines Tief die Stimmung drückt. Dabei zeigte man beim 3:4 nach Verlängerung bei den ZSC Lions eine starke Leistung und vielleicht wollte man gegen einen, an dem Tag perfekt spielenden, SC Bern zu viel und unterlag mit 1:6. Fakt ist, dass man zwar zwei gute aber nicht überragende Keeper hat, die von der nicht immer fehlerfrei arbeitenden Abwehr nicht immer dem Maß unterstützt werden wie es sein sollte. Beide, Daniel Manzato und Benjamin Conz, liegen mit knapp unter 90% in der Fangquote in jenen Gründen, die noch steigerungsfähig sind. Fakt ist auch, dass mit Elias Bianchi einer der Leistungsträger Wochen fehlte und kaum ersetzbar war.
HC Lausanne (Platz 9, 20:24, Tore, 10 Punkte)
Das Team vom Genfer See hat ähnliche Probleme wie Fribourg und zwei Punkte weniger. Auch hier kann man bei 2,22 Treffern pro Spiel nicht von Durchschlagskraft sprechen, während die Abwehr mit 2,67 Gegentoren pro Spiel halbwegs ihre Hausaufgaben gemacht hat. An Keeper Sandro Zurkirchen liegt es nicht, kann er doch mit 1,98 Gegentoren pro Spiel eine starke Quote vorweisen. Der Sturm kann seine Qualitäten noch nicht ausspielen und daran muss gearbeitet werden. Drei Tore in den letzten vier Spielen sind eine ernste Bedrohung. Erste Maßnahme, war den letztjährigen Ambri-Stürmer Cory Emmerton, der vor der Saison in die KHL zu Novosibirsk gewechselt war, wieder in die Schweiz zu locken. Als Ersatz für den verletzten Kanadier Dustin Jeffrey.
HC Lugano (Platz 10, 19:23 Tore, 9 Punkte)
Der Vizemeister auf einem Play-down-Platz. Wer hätte das nach acht Spieltagen erwartet und woran liegt es? Vielleicht, weil zu viel Konzentration auf der CHL liegt. Immerhin sind die Luganesi noch im Rennen, haben beim 2:0 gegen Titelverteidiger Jyväskylä gezeigt, wozu sie fähig sein können. Tatsächlich liegt viel am eigentlichen HCL-Star, dem Letten mit Schweizer Pass, Elvis Merzlikins. Aktuell liegt er bei einem Schnitt von 3,02 Gegentoren, unterirdisch. Sein Trainer Greg Ireland hat sich noch nicht richtig getraut, seinem Back-up Stefan Müller das Vertrauen zu schenken, obwohl dieser in seinem einzigen Einsatz bis jetzt 2,01 Gegentore bekam. An den verletzten Riccardo Sartori und Thomas Wellinger kann es auch liegen aber vielleicht muss einfach nur der Knoten platzen. Das ist allerdings schnell von Nöten, denn nach einem erzielten Tor (Lajunen gegen Langnau) in den letzten beiden Spielen brauchen die Stürmer schnellstens Erfolgserlebnisse. Das gilt, wie bei Fribourg, besonders für die Ausländer. Maxim Laperriere liegt nach sieben Spielen in der Ausländerwertung auf Platz 19, Lajunen (4) auf 25 und der Finne Henrik Haapala, der als Klasen-Ersatz vom NHL-Klub Florida Panthers ausgeliehen wurde, steht natürlich noch ohne Einsatz auf Platz 50.
HC Davos (Platz 11, 17:29 Tore, 9 Punkte)
Ein Mythos ist am Bröckeln. Seit 22 Jahren coacht Arno del Curto seinen HC Davos, aber so einen Fehlstart hat er noch nie hingelegt. Dabei ist die Auswärtsbilanz nach drei Spielen durchaus in Ordnung. Zwei Siege, eine Niederlage mit 5:8 Toren. Das ist in Ordnung. Was den Graubündner Eishockeyfan in die Verzweiflung treibt sind die Leistungen in der heimischen Vaillant-Arena. Vier von fünf Spielen verloren und sage und schreibe 24 Gegentore. Besonders das 0:7 gegen Langnau und zuvor das 2:5 gegen Ambri taten sehr weh. Gegen Biel darf man verlieren aber gleich mit 3:7. Dabei wollte del Curto vor Saisonstart mit der Verpflichtung des schwedischen NHL-Keeper Lindbäck eine Vorsichtsmaßnahme starten, da seine beiden jungen Keeper Senn und von Pottelberghe nicht die erhofften Leistungen geboten hatten. Das Ergebnis war, dass van Pottelberghe mittlerweile nach Aalborg (Dänemark) ausgeliehene wurde und Lindbäck (noch) nicht die Leistung geboten hat, die man erwartete. Dadurch ist die Abwehr natürlich auch verunsichert und wenn von hinten wenig kommt, dann kann vorne auch nicht viel passen. Absolut passend dazu der lange Ausfall von Sandell, für den der Schwede Rödin verpflichtet wurde.
SC Rapperswil-Jona Lakers (Platz 12, 9:24 Tore, 3 Punkte)
Der Aufsteiger ist knallhart wieder auf den Boden der Tatsachen gelandet. Nach acht Spielen mit drei Mickerpünktchen und sechs Rückstand auf Davos Letzter. Wenn das nette und ruhige Bild des Aufsteigers weiter bestehen soll, dann muss dem Team von Trainer Tomlinson bald mal was einfallen. Die erste Maßnahme war eine Wertschätzungsaktion. Keeper Melvin Nyffeler, dem Aufstiegshexer, wurde eine Vertragsverlängerung bis 2021 eingeräumt. Die Verteidigung, angeführt vom Amerikaner Matt Gilroy (augenblicklich verletzt) macht durchaus einen guten Job. 24 Gegentore entsprechen drei pro Spiel. Sicherlich steigerungsfähig aber noch im normalen Rahmen. Sorgen macht den Verantwortlichen der Angriffsschwung. Neun erzielte Tore, 1,1 pro Spiel sind deutlich zu wenig. Gegen Langnau (2:5), Lausanne (2:1) und Fribourg (2:3) reichte es zwei Toren ansonsten Tristesse. Zwei der neun Tore hat übrigens Martin Ness geschossen, Deutsch-Schweizer der vor einem Jahr noch bei den Krefeld Pinguinen angeheuert war. Damit steht Ness besser da als alle Lakers-Kontingentspieler. Jared Aulin steht in der ausländischen Scorerliste mit ganzen drei Assist auf Platz 32, Dion Knelsen mit immerhin auch zwei Toren auf Platz 34, Matt Gilroy als Verteidiger mit einem Tor auf 44 und Casey Wellman hat, verletzungsbedingt, noch nicht gescort.