Drei Schweizer NL-Teams unter der Woche im CHL-EinsatzKeine Atempause: Stressige Vorbereitung für den Deutschland-Cup

Wer gedacht hat, dass die Spitzensportler der National League auf Grund des Deutschland-Cups eventuell aus dem Rhythmus kommen, täuscht sich gewaltig. Noch während der Woche müssen im Gegensatz zu ihren deutschen Pendenten, wo nur die Red Bulls München die zweite Runde erreicht haben, gleich drei Schweizer NL-Teams in der Champions Hockey League ihr Können zeigen.
Zum einen treffen am 6. November in München die Red Bulls auf den EV Zug und dazu müssen noch die ZSC Lions Zürich gegen den finnischen Vertreter Kärpät Oulu und der SC Bern bei den Malmö Redhawks ihr Können zeigen.
Zwei Tage später treffen dann die Nationen der Slowakei, Olympiasieger Russland, Vizeweltmeister Schweiz und Vize-Olympiasieger Deutschland in Krefeld aufeinander, um an drei Tagen ihren Meister zu bestimmen. Für alle interessierten Fans: Der 9. November ist spielfrei. Der scheidende Bundestrainer Marco Sturm wird die deutsche Nationalmannschaft letztmalig betreuen und er freut sich sehr auf das Turnier: „Das Teilnehmerfeld ist wie in den Jahren zuvor ausgeglichen und qualitativ vielversprechend. Wir freuen uns, dass neben der Slowakei und Russland nun auch die Schweiz wieder mit dabei ist. So können wir dem Publikum in Krefeld drei Spiele auf international höchstem Niveau bieten“.
Selbstverständlich hat der Schweizer Nationaltrainer Patrick Fischer sein Aufgebot längst aufgerufen und hier sind die Akteure, geordnet nach ihren Vereinsmannschaften inklusive eines Rückblicks auf deren Leistungen in der National League.
EHC Biel
Samuel Kreis (V), Jason Fuchs (S), Damien Riat (S)
Eine Überraschung ist es schon. Und das im doppelten Sinn. Der Leader der National League stellt nur drei Spieler für das Turnier in Krefeld. Und trotzdem ist es ein Erfolg des vierfachen Schweizer Meisters, zuletzt 1983, der in den letzten Jahren mit klugen Transferleistungen und mit dem neuen Trainer Törmänen auf sich aufmerksam machte. In den letzten Spielen zeigten die Bieler leicht Nerven, kamen seit unserer letzten Bilanz nur auf 13 Punkte und auf 27:22 Tore. Samuel Kreis konnte übrigens bis heute in der Nationalmannschaft noch keinen Scorerpunkt erzielen, gilt aber als guter Aufbauspieler. Der Berner Jason Fuchs ist ein Leichtgewicht mit guten technischen Skills. 2015 bis 2017 in Ambri tätig, ein guter Lehrverein und jetzt in Biel. Damian Riat ist ein echter Diamant im Schweizer Eishockeyhimmel. Erst 21 Jahre jung wurde er zum Goalgetter bei Servette Genf und zeigt nun in Biel, was er draufhat.
SC Bern
Für den Deutschland-Cup hat Patrick Fischer keinen einzigen Berner aufgeboten. Vermutlich soll getestet werden, inwieweit es auch ohne die Stars geht. In den letzten acht Vereinsrunden holte der SCB 14 Punkte bei 21:17 Toren. Vor allem die Defensive machte Trainer Kari Jalonen etwas Sorge. Vielleicht war es auch die Dauerbelastung von Keeper Genoni. Nach dem Spiel in München in der CHL haben daher die Berner Spieler ein paar Tage Regenerationspause, ehe es dann in der eigenen Meisterschaft weitergeht.
SC Langnau Tigers
Andrea Glauser (V)
Neben Biel sicherlich die Überraschung schlechthin in der Schweiz. Ganze 9.000 Einwohner hat der Ort, kann aber auf einen Zuschauerschnitt von nahezu 6000 blicken. Und die Fans sind stolz auf ihre Mannschaft, die vom dänischen Trainer Heinz Ehlers gemanagt wird. Seit der letzten Hockeyweb-Analyse sind die Tigers von Platz sieben auf drei gesprungen, konnten 18 Punkte holen und 25:17 Tore schießen. Das Team lebt in der Hauptsache von ihren Ausländern Elo, Gustafsson, Johansson, diDomenico und Pesonen. Bester Schweizer Scorer ist im Augenblick Raphael Kuonen mit acht Punkten auf Platz 47. Andrea Glauser ist ein Perspektivverteidiger, der vor der Saison aus Fribourg kam und nach 16 Spielen mit fünf Punkten von einem persönlichen Scorerrekord nicht weit entfernt ist.
EV Zug
Yannick-Lennart Albrecht (S), Lino Martschini (S), Dario Simion (S)
Gleich drei Stürmer bietet der EVZ beim Deutschland-Cup auf. Das zeigt die Stärke der Innerschweizer deutlich auf. In den letzten vier Wochen von Platz drei auf vier abgerutscht, aber immer noch in Reichweite der führenden Teams, sollten die Zuger immer auf der Expertenrechnung stehen. In dieser Zeit holten sie 14 Punkte bei 22:17 Toren. Yannick-Lennart Albrecht kam vor der Saison aus Langnau, musste sich erst einfinden, und brauchte seine Zeit. Aktuell steht er bei sechs Punkten und 22 Strafminuten. Albrecht gilt als Stoßstürmer mit guten technischen Möglichkeiten. Lino Martschini ist einer der wenigen Erfahrenen im Schweizer Team. 24 Punkte in 39 Länderspielen zeigen seine Gefährlichkeit gut auf. Obwohl nur 1,68 m groß, ist er flink, kann gut das Spiel lesen und ist zudem torgefährlich. Der gebürtige Tessiner Dario Simion, er kam vor der Saison aus Davos, muss sich erst einfinden in das System von Trainer Tangness. Zusammen mit Martschini soll er starke offensive Aktionen kreieren.
HC Fribourg Gotteron
Kilian Mottet (S), Samuel Walser (S)
Fribourg hat einen kleinen Zwischenspurt hingelegt, kam auf 17 Punkte in den letzten neun Spielen bei 23:17 Toren. Entsprechend motiviert gehen die beiden Auserwählten Kilian Mottet und Samuel Walser in den Deutschland-Cup. Mit 27 Jahren, 320 NL-Spielen und 13 Länderspielen gehört der nur 1,77m große Kilian Mottet zu den älteren Semestern des Schweizer Kaders. Wie treffsicher Mottet sein kann, bewies er bei seinen neun Toren in nur 17 Spielen. Ein Jahr jünger und zuletzt beim HC Davos aktiv. Vermutlich werden sie ihn in Graubünden vermissen, denn Walser steht für eine physische Variante im Offensivspiel.
HC Lausanne
Lukas Frick (V), Christoph Bertschy (S), Yannick Herren (S)
Wie auch der EV Zug bieten die Lausanner drei Spieler für den Cup auf, die auch auf Grund der Vereinsleistungen sehr motiviert sein werden. In den letzten zehn Spieltagen kamen die LHC-Cracks auf 18 Punkte bei 27:20 Toren und verbesserten sich von Platz neun auf sechs. Sie gehören damit zur Spitzengruppe, haben auf Leader Biel nur sechs Punkte Rückstand. Für Verteidiger Lukas Frick hat der Cup-Einsatz einen besonderen Wert, soll er doch zeigen was in ihm steckt. In der Liga klappte das bei ganzen vier Assists in 18 Spielen und einem -3 Wert noch nicht so richtig. Mit Christoph Bertschy haben die Lausanner einen Spieler geholt, der in der NHL bei Minnesota nicht so richtig Fuß fassen konnte, in der AHL bei Binghampton und Iowa seinen Wert aber durchaus gezeigt hat. Laut den Experten glänzt Bertschy mit hohem Speed und einem harten Schuss. Yannick Herren, bereits im fünften Jahr in Lausanne aktiv, hatte zuletzt leichte Schwierigkeiten, steht aber aktuell schon bei 13 Punkten in 18 Spielen. Er gilt als höchst effizient agierender Spieler, dem jedoch ein Schuss Härte fehlt.
Zürcher SC Lions
Lukas Flüeler (T), Roger Karrer (V), Christian Marti (V), Jerome Bachofner (S), Marco Miranda (S)
Ausgerechnet die Zürcher haben die meisten Spieler im Aufgebot, obwohl die letzten Wochen ja sportlich nicht das Gelbe vom Ei waren. Von Platz fünf auf sieben abgefallen, 12 Punkte und 20:23 Tore. Allerdings muss man ihnen zugutehalten, dass die ZSC Lions auch noch zwei Nachholspiele zu absolvieren haben. Bei erfolgreicher Abwicklung lägen sie auf Platz drei. An Lukas Flüeler liegt es sicherlich nicht, dass die Lions aktuell etwas schwächeln. Mit 2,40 Gegentoren/Spiel steht er zwar in der Goalierangliste nur auf Platz elf aber vielleicht hat es auch den Grund, dass Trainer Serge Aubin augenblicklich mehr seinem Konkurrenten Niklas Schlegel vertraut. Ein Nati-Neuling ist Roger Karrer. Der Zürcher U20-Nationalspieler soll trotz bis jetzt wenig beeindruckender Zahlen zeigen, wie er unter starkem gegnerischem Druck agiert. Christian Marti soll dagegen im Angriff die Breschen schlagen, ist er doch mit seinen 1,90 m und 95 kg dafür bestens geeignet. Einen echten Sprung nach vorne hat Jerome Bachofner gemacht. Brauchte er in der letzten Saison für drei Tore noch 30 Saisonspiele, so liegt er aktuell nach 15 Runden schon bei sechs Toren. Kurios die Entwicklung bei Marco Miranda. Der 20jährige hat in der NL noch nicht getroffen, dafür aber zweimal in der CHL. Auch er soll sein Nati-Debut geben.
HC Lugano
Wie auch der SC Bern haben die Bianconeri diesmal keinen Spieler im Nationalteam. Das macht auch nichts, denn Trainer Greg Ireland wird sicherlich versuchen, den Erfolg der letzten Wochen (15 Punkte, 30:26 Tore), wo man sich von Platz zehn auf acht verbesserte, mit gezielter Trainingsarbeit fortzusetzen.
HC Servette Genf
Gauthier Descloux (T), Tanner Richard (S)
Die Westschweizer halten sich, trotz der internen Querelen im Frühjahr/Sommer recht gut und haben noch alle Chancen für die Play-off-Qualifikation. Allerdings verliefen die letzten Wochen nicht so recht nach dem Geschmack von Trainer Chris McSorley. Vor vier Wochen noch auf Rang vier, wurden die Servettois bis auf Platz neun durchgereicht. 9 Punkte und 22:24 Tore lautete die Zwischenbilanz. An Nationalkeeper Descloux kann es nicht liegen, kann der doch mit einem AVG von 2,06 glänzen und Platz fünf in der Goaliewertung. Außerdem hat er Stammkeeper Robert Mayer verdrängt, befindet sich also bemerkenswerten Aufschwung und soll nun auch international sich beweisen. Der Schweiz-Kanadier Tanner Richard, Augenblick mit zwei Toren und zwölf Assist in der Scorerwertung vertreten, ist eine sogenannte Allzweckwaffe und überall einsetzbar.
HC Ambri-Piotta
Michael Fora (V)
Die Tessiner haben nach starkem Start, der sie bis auf Platz fünf führte, zuletzt arg nachgelassen. Ein Play-Off-Platz ist jedoch immer noch möglich, zumal Trainer Luca Cereda mit einigen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte und er genau weiß, dass alles andere als der Abstieg in der Leventina noch als Erfolg gewertet wird. Immerhin gab es zuletzt 11 Punkte und 21:24 Tore. Aktuell steht der HCAP auf Platz zehn mit sieben Punkten Vorsprung auf Davos. Der letzte Neuzugang ist auch gleich der einzige Nationalspieler im Nati-Team. Michael Fora wollte eigentlich nach einer fantastischen Saison, die ihn sogar zum Kapitän machte, in der NHL durchstarten, fiel aber bereits nach dem ersten AHL-Spiel der Charlotte Checkers durch und kam reumütig zurück. Obwohl der Start in Ambri mit einem Punkt in fünf Spielen durchwachsen ausfiel, will Nati-Trainer Fischer ausprobieren, wie er sich auf höherem Niveau schlägt.
HC Davos
Gilles Senn (T), Fabian Heldner (V), Claude-Curdin Paschoud (V), Inti Pestoni (S)
Das ausgerechnet der Tabellenvorletzte aus Davos die zweitmeisten Spieler nach Krefeld schicken darf, kann eigentlich nur an der Philosophie von Trainer Patrick Fischer liegen. In Davos kreist jedenfalls im Augenblick der Hammer und Kulttrainer Arno del Curto steht unter schwerster Kritik. Zu einem Teil auch verständlich, haben die Davoser doch in den letzten acht Spieltagen ganze fünf Punkte geholt, bei einem Torverhältnis von 13:32. Auch die Nominierung von Gilles Senn überrascht. In der Saison 2017/18 kam er in dreißig Spielen auf eine Fangquote von 90,0 Prozent, jetzt liegt er bei 86,5 und damit ganz weit hinten. Vielleicht sollte es Senn als Vertrauenstherapie seitens seines Trainers sehen. Mit einer +/--Wertung von -11 glänzt bis jetzt Fabian Heldner. Vermutlich soll er den physischen Aspekt der Nati-Defensive verstärken. Das gleiche gilt für Paschoud, der bei -8 liegt. Einer der wenigen Davoser Lichtblicke ist Inti Pestoni. Nach seinem schwachen Jahr in Zürich konnte er in 16 Spielen 13 Punkte erreichen. An ihm liegt die HCD-Talfahrt sicherlich nicht.
SC Rapperswil-Jona Lakers
Das der mit sieben Punkten abgeschlagene Tabellenletzte der National League keinen Spieler nach Krefeld schickt, war zu erwarten. Auf Trainer Jeff Tomlinson wird genug Arbeit in der NL-Spielpause warten. In den letzten vier Wochen gab es vier Punkte und 10:28 Tore. Auch wenn es hart klingt, aber die Defensive ist nicht das Problem. 19 erzielte Tore in 17 Spielen, in der Offensive muss Hand angelegt werden, wenn nicht der sofortige Wiederabstieg passieren soll.
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