Die ZSC Lions sind Schweizer Meister 20184:3-Seriensieger über den HC Lugano

DIe Zürcher SC Lions sind Schweizer Meister 2008. (Foto: dpa/picture alliance/KEYSTONE)DIe Zürcher SC Lions sind Schweizer Meister 2008. (Foto: dpa/picture alliance/KEYSTONE)
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Was in der Schweiz fast schon normal ist, ist im Augenblick in Deutschland nahezu undenkbar. Man stelle sich einmal vor, der Tabellendritte aus Mannheim hätte das Finale gegen den Sechsten, die Kölner Haie gespielt. Sicherlich attraktiv, von den Namen her, auch von der Paarung, aber das beste Eishockey wird woanders gespielt. In diesem Fall in München bzw. Berlin. Und das zeigte sich in Deutschland in allen oberen Ligen. Der Erste spielte gegen den Zweiten, in der DEL, DEL2 und auch in der Oberliga standen sich die beiden Hauptrundenbesten im Finale gegenüber.

In der Schweiz gab es mal wieder ein Finale, mit dem keiner gerechnet hatte. Vor drei Jahren hatte sich der SC Bern als Tabellenachter durchgesetzt und jetzt zeigte der Zürcher SC, zu was er in der Lage ist. Nacheinander wurden die deutlich besser platzierten EV Zug, SC Bern und jetzt HC Lugano aus dem Weg geräumt und am Ende die Meisterschaft gefeiert.

Besonders wird sich ein Spieler gefreut haben, der mit dem Titel seine Karriere beendete. Matthias Seger, 40-jährige Gallionsfigur, der 1994 in Uzwil seine Karriere begann, 1996 in die NLA kam als Spieler des SC Rapperswil-Jona und seit dem Herbst 1999 die Farben des ZSC trägt, seitdem 1163 Spieler in der höchsten Liga absolviert hat, dazu 202 Länderspiele absolvierte. Dieser Matthias Seger, der während der Saison schon fast aussortiert war und der jetzt noch zurückkam, um seine Mannschaft zum neunten Titel, seinem eigenen sechsten, zu führen, in dem er in der vierten Abwehrreihe zusammen mit Samuel Guerra verteidigen sollte. Dies passierte letztendlich nicht, aber auch ohne Einsatz war seine Anwesenheit auf der Bank für die ZSC-Moral wichtig. Übrigens, auch Guerra wird den Verein verlassen, er hat einen Vertrag in Ambri unterschrieben.

Die Meisterschaftsserie war spannend wie lange nicht mehr und zeigte wirklich die Breite des Schweizer Eishockeys. Sie begann mit einem 1:0-Erfolg der ZSC Lions in der Resega. Das Tor erzielte Mike Künzle. Auch in der zweiten Begegnung sahen sich die ZSC Lions am Ende vorne. 5:4 nach Verlängerung lautete das Ergebnis, wo das entscheidende Siegtor erst in der 77. Minute fiel, als Roman Wick goldrichtig stand. Sollte dies bereits die Entscheidung sein? Würden die Luganesi wieder zurückkommen? Die Antwortete zunächst nein. Der HCL zeigte keine Nerven und vernaschte seinen Gegner in heimischer Halle in Spiel drei deutlich mit 3:0. Obwohl die Lions optisch besser waren, zeigten sie sich nicht in der Lage, die stabile heimische Defensive um Keeper Elvis Merzlikins zu überwinden. Der 24-jährige Lette mit Schweizer Dokumenten war überragend, konnte 29 Schüsse abwehren und sich seinen Shutout mehr als verdienen. Auch die vierte Begegnung, jetzt wieder im Zürcher Hallenstadion ausgetragen, ging in die Overtime. Vedova und Lapierre hatten Lugano bereits im ersten Drittel mit 2:0 in Führung gebracht. Die ZSC Lions berannten danach das gegnerische Tor, in dem HCL-Keeper Merzlikins noch größere Heldentaten vollbrachte als in Spiel drei. Am Ende stand es nach Zürcher Toren von Shore und Suter 2:2 und erst in der 75. Minute traf Baltisberger zum 3:2. Jetzt führten die ZSC Lions die Serie mit 3:1 an, hatten drei Matchpucks, darunter allerdings zwei nicht in eigener Halle. Den ersten konnten sie nicht verwerten. Wieder verzweifelten sie an der Luganeser Abwehr. Nachdem es 40 Minuten lang 1:0 durch ein Tor von Hofmann für den HCL stand, beendete  ein Luganeser Doppelschlag zu Drittelbeginn die Hoffnungen der Gäste. Am Ende stand es 4:0 und war höchst verdient. Noch führten die Zürcher mit 3:2 und Trainer Hans Kossmann wollte mit seinen Mannen den Heimvorteil zum Triumph nutzen.

Was passierte, war das Gegenteil. Die ZSC Lions waren feldüberlegen, berannten das Tor aber die Luganeser Gäste trafen durch Walker und Hofmann. Da auch die Lions wenigstens zwei Tore schossen (ZSC-Tore: Korpikoski und Klein), stand es nach 55 Minuten überraschend nur 2:2. Alle glaubten an die dritte Verlängerung im sechsten Spiel aber Luganos Super-Kanadier Maxim Lapierre hatte etwas dagegen. Sein Treffer in der 57. Minute entschied die Begegnung und als sich Zürichs Fredrik Pettersson drei Sekunden vor Spielende ein extremes Frustfoul leistete und mit einer Spieldauer bestraft wurde, da bekamen die Zürcher ein ziemlich mulmiges Gefühl. Einen 3:1-Vorsprung verspielt und jetzt das entscheidende siebte Spiel ausgerechnet in der Piste della Resega vor 7200 fanatischen Zuschauern. Was dann passierte, grenzte für viele an ein Wunder. Die Zürcher überstanden die ersten Angriffe der Gastgeber, und als ausgerechnet der Kapitän des ZSC, Patrick Geering, bereits in der siebten Minute das 1:0 für die blau-weißen Zürcher erzielte, da konnte keiner ahnen, dass das schon die halbe Miete war. In der Folgezeit konnten die Gäste immer wieder den Gegner vom eigenen Tor erfolgreich fernhalten und erst in der 57. Minute hätte es wirklich klingeln müssen, als Laperriere nach Traumpass von Hofmann das freie Tor vor sich hatte und ZSC-Keeper Flüeler mit einem Weltklasse-Save das 1:1 verhinderte. Danach musste Luganos Trainer Greg Ireland reagieren. Er nahm 87 Sekunden vor Schluss seinen Keeper vom Eis aber als ZSC-Stürmer Ronalds Kenins 20 Sekunden vor Schluss sich an der Bande durchsetzte und in das leere gegnerische Tor traf, war die Partie entschieden.

Stimmen zum Spiel:

Patrick Geering (ZSC Lions): „Dieser Titel ist lässig fürs Team. Besonders freue ich mich für Kevin Klein und Mathias Seger, die ihre Karriere beenden. Ich bin im Moment unheimlich glücklich. Wir ließen uns nie unterkriegen, obwohl wir nicht viel Kredit vor sechs, sieben Wochen genossen. Ich habe immer an uns geglaubt.“

Sven Leuenberger (ZSC-Sportchef): „Nachdem wir das Viertelfinale überstanden hatten, war das Team permanent locker drauf. Wir zogen es durch, zumindest bis zur 3:1 Führung im Finale. Jetzt war allen klar, wir wollen den Titel. Heute blieb ich bis zum Spiel erstaunlich ruhig. Während des Spieles zitterte ich aber bis zum letzten Moment.“

Maxim Lapierre (HC Lugano): „Es gibt nicht mehr viel zu sagen. Kurz vor dem Ziel wurden wir abgefangen. Die ganze Stadt hat sich diesen Titel so sehr gewünscht, und wir Spieler sowieso. Leider hat es nicht gereicht.“

Das Meisterteam der Zürcher SC Lions:

Tor: Lukas Flüeler, Niklas Schlegel; Verteidigung: Phil Baltisberger, Tim Berni, Severin Blindenbacher, Patrick Geering, Samuel Guerra, Roger Karrer, Kevin Klein, Christian Marti, Mathias Seger, Dave Sutter; Sturm: Jerome Bachofner, Chris Baltisberger, Fabrice Herzog, Mattia Hinterkircher, Ronalds Kenins, Lauri Korpikoski, Mike Künzle, Marco Miranda, Robert Nilsson, Pascal Pelletier, Raphael Prassl, Reto Schäppi, Drew Shore, Mattias Sjögren, Pius Suter, Linden Vey,Roman Wick. Trainer: Hans Kossmann.


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