Kundl und Kufstein kämpfen um die Krone TirolsTiroler Eliteliga erfreut sich lokal großer Beliebtheit
Bei leichtem Schneeregen im späten Februar erreicht ein Bus mit 50 Schlachtenbummlern die Marktgemeinde im Tiroler Unterland. Geschmückt mit blau-gelben Schals steigen euphorisierte Fans des HC Kufstein aus dem Gefährt und zeigen sich optimistisch: „Wir haben Kundl in der Vorrunde zuletzt geschlagen und sie auch bei einem Auswärtsspiel mit 7:1 ordentlich abgeschossen, wir liegen denen nicht“, sagt Gerhard aus der Bezirkshauptstadt, der vor allem die erste Reihe der Kufsteiner als entscheidend für die Serie sieht. „Robert Schopf und Herbert Steiner sind in dieser Liga zusammen unfassbar stark“, gibt er dem Hockeyweb-Reporter zur Kenntnis.
Langsam füllt sich die Stehgerade in Kundl und die Mannschaften sind beim Warm-Up. Neben den besagten Schopf (ehemals Starbulls Rosenheim/ DEL2) und Steiner (ehemals im EBEL-Kader des HC Innsbruck) schnüren auch andere ehemalige Erst- und Zweitligaspieler die Schlittschuhe in der Eliteliga, die unter Eliteprospects.com als „Austria other“, also als unterklassige Liga in Österreich, geführt wird. Auf Kundler Seite haben es mit Thomas Müller und Stefan Pittl immerhin zwei Spieler in die EBEL geschafft und dort auch regelmäßig gespielt, doch sind diese nun schon längere Zeit in Kundl aktiv und haben mit dem EHC in den letzten sechs Jahren insgesamt fünfmal das Finale der Eliteliga erreicht. Am Freitagabend beim Kufsteiner Bezirksderby tut sich vor allem ein Spieler hervor: Petr Matousek lässt die Kufsteiner Offensive schier verzweifeln und rettet durch teilweise sensationelle Taten bei doppelter Unterzahl im letzten Drittel die 3:2-Führung über die Zeit.
Hallensprecher Philipp Dessl erzählt uns, wie sich der junge Tscheche überhaupt nach Kundl, einer 4000-Seelen-Gemeinde in der Nähe von Wörgl, verirrt hat: „Er hat im Sommer einen Tryout in der zweiten tschechischen Liga gehabt, dort wurde er aber nicht gebraucht, einer unserer Sponsoren hat ihm dann im Lager eine Halbtagsstelle angeboten, nachmittags trainiert er den Nachwuchs und abends trainiert er mit unserer Herrenmannschaft“, erklärt uns Dessl. Insgesamt seien übrigens drei „Kontingentspieler“ auf dem Spielbericht erlaubt. Auf Nachfrage, was ein Kontingentspieler sei, erhalten wir eine erstaunliche Antwort: Kontingentspieler sind Spieler, die nicht in Tirol geboren wurden und weniger als drei Saisons in der Eliteliga bestritten haben. Da es noch eine Mannschaft aus Südtirol und zwei Mannschaften aus Vorarlberg gibt, die am Ligaspielbetrieb teilnehmen, gilt das bei diesen Mannschaften analog für Südtiroler und Vorarlberger.
Die Stimmung auf den Rängen ist sehr gut, auch weil beide Mannschaften auf dem Eis alles geben. Während die ersten Reihen der beiden Mannschaften durch Schnelligkeit und guter Technik glänzen, nimmt das Niveau ab der zweiten Reihe schon bedeutend ab: Die Unterschiede zwischen den einzelnen Spielern sind zum Teil sehr beträchtlich. Während die erste Kufsteiner Reihe um Schopf, Steiner und Pröck bzw. Holst (Sohn der Villacher Trainerlegende Greg Holst) offensiv ganz schön wirbelt und jeden Oberligisten in Deutschland verstärken würden, scheinen andere Spieler sich ausschließlich mit physischem Einsatz helfen zu können und befinden sich eher auf Landesliga-Niveau. Eher auf überschaubarem Niveau befinden sich auch die Schiedsrichter in dieser Klasse: Nach vielen Gesprächen mit Zuschauern hört man deutlich heraus, dass die Schiedsrichterzunft eine Schwäche der Liga ist. Auch an diesem Finalabend wird enorm viel laufen gelassen, gerade auch harte Checks im Kniebereich ziehen nicht immer Strafen nach sich.
Angepeitscht von einer kleinen Gruppe von Ultras bringt Kundl dann eine schnelle und interessante Begegnung über die Runde und freut sich über den ersten Sieg in der Best-of-Five-Serie. Am Dienstagabend steht das nächste Spiel in Kufstein an. In der Grenzstadt werden ebenfalls wieder rund 700 bis 800 Zuschauer erwartet, die die Tiroler Eliteliga zu einer insgesamt in sich gefestigten Liga machen. „Ambitionen in die Alps Hockey League zu gehen, hat eigentlich niemand“, erzählt uns Dessl. „Kufstein hat es nach seiner Meisterschaft mal in der INL versucht, das ganze Projekt war aber wenig von Erfolg gekrönt, mittlerweile wissen alle, was sie an der Liga haben.“ Und das scheint wirklich zu stimmen: Die Tiroler Eliteliga, die aus acht Mannschaften besteht, macht den Spielern, Funktionären und den Zuschauern mächtig viel Spaß.
Christoph Schneider