KHL: Streben nach Expansion

Der russische Ministerpräsident Wladimir Putin
will das europäische Eishockey erobern. Putin gilt in Russland als der
mächtigste Mann, auch nach dem Ablauf seiner Amtszeiten als
Staatspräsident. Gemäß seinen Steuerangaben ist er allerdings ein
bescheidener Mann mit etwa 100.000 Euro Bargeld, zwei alten Autos,
einer Wohnung und einem Grundstück. Sein Vermögen schätzen Gegner und
Politologen aber auf acht bis 33 Milliarden Euro ein, vor allem in
Aktien staatsnaher Konzerne, die er sich über Strohmänner angeeignet
haben soll.
Die Fäden zieht Putin aber offenbar nicht nur in der
Politik, wie er der staatlichen Nachrichtenagentur "RIA Novosti"
bekanntgab, sondern auch im russischen Eishockey und deren neuen Liga
KHL. "Ich unterstütze die KHL nicht nur, ich habe sie initiiert", sagt
Putin. Eine Liga, die einen Gegenpol zu der NHL sein soll. War es damals noch der Eiserne Vorhang, der die
besten Spieler vor allem in Moskau hielt, sind es heute Rubel von
Rohstoffkonzernen, regionalen Behörden und Oligarchen.
Und auch
bei den bislang vor allem auf dem Reißbrett der Russen existierenden
Expansionsplänen zeigt sich Putin begeistert. "Ich würde die KHL gerne
zu einer europäischen Liga entwickelt sehen, die Grenzen erweitern nach
Tschechien, in die Slowakei und in die Schweiz", sagt Putin, und dann
natürlich ohne politischen Einfluss, betont er.
Bislang sind
solche Pläne aber gescheitert, und die KHL ist geographisch ein Revival
der Sowjetliga mit je einem Team aus Kasachstan, Lettland und
Weißrussland. Als einziges Team zeigte im Sommer der tschechische
Meister Karlovy Vary (Karlsbad) ernsthaftes Interesse, sah aber
aufgrund der hohen finanziellen Hürden von einer Teilnahme ab. In
anderen Ländern wie Deutschland, Finnland oder Schweden sind die Russen
bislang abgeblitzt. In der Schweiz schienen mögliche Verhandlungen nie
ernsthaft zur Diskussion zu stehen.
Die Erweiterungspläne
scheiterten auch an internen Problemen. Damit man überhaupt mit 24 Klubs weitermachen konnte, wurden mehrere Anpassungen aufgrund der
Finanzkrise nötig. Die Mindestlohnsumme wurde um 17 Prozent auf rund 4,5 Millionen Euro geschrumpft, die Obergrenze liegt bei 15,3 Millionen Euro. Der Mindestlohn pro Spieler ist 6500 Euro pro Jahr,
bei Junioren 1800 Euro, was im Kontrast steht zu einigen Topstars
mit Millionensalär. Zum Vergleich: Die NHL hat die vor fünf Jahren
heftig umstrittene Lohnobergrenze für die neue Saison gar leicht erhöht
auf rund 56,9 Millionen Dollar, der Mindestlohn liegt bei 450.000 Dollar.
Schweizer
Fans würden übrigens wenig von einer "europäischen Integration" halten. Nur 27
Prozent sehen eine Euroliga für sinnvoll. Eine breite Mehrheit hält die Kombination der nationalen Meisterschaften mit der für ein Jahr
pausierenden Champions Hockey League für ideal, wie eine Umfrage von
hockeyfans.ch bei über 2000 Fans ergab.
Artikel von unserer Partnerseite www.hockeyfans.ch