KHL auf Konfrontationskurs mit NHL

Und er scheint doch wieder loszugehen, der
Transferkrieg zwischen der russischen KHL und der NHL. Während man sich
vor einem Jahr unter Vermittlung der IIHF darauf geeinigt hatte,
Verträge gegenseitig zu respektieren, geht es diesen Sommer im um die
"restricted free agents".
Stein des
Anstosses ist der Tscheche Jiri Hudler. Er hat ein Angebot auf
Vertragsverlängerung mit den Detroit Red Wings abgewiesen und das im
NHL-Gesamtarbeitsvertrag eingebaute Schiedsgericht aufgerufen. Nach
Ansicht der NHL ist er damit vertragliche Verpflichtungen eingegangen,
denn laut dem Gesamtarbeitsvertrag muss jene Partei, die das
Schiedsgericht beauftragt, den Entscheid annehmen, während die
Gegenpartei wählen kann, ob sie den Vertrag zu den vom Gericht
festgesetzten Konditionen eingehen will oder nicht. Falls Detroit also
annimmt, hätte er in der NHL einen Vertrag.
Doch bevor er
überhaupt zur Anhörung (für morgen geplant) kam, unterschrieb Hudler
einen besser dotierten Vertrag bei Dynamo Moskau. Die NHL legte ihr
Veto ein, worauf die KHL ihr Abwarten signalisierte. Heute hat sie aber
den Vertrag registriert unter dem Vorwand, dass Hudler einerseits
vertragslos sei und ein Abkommen zwischen der NHL und der KHL bezüglich
"restricted free agents" (RFA) fehle.
Die RFAs waren in der
Vor-KHL-Zeit nie ein Thema bei internationalen Transfers. Ein
vertragsloser Spieler konnte die NHL immer verlassen, auch wenn er ein
restricted free agent war. Das Problem nun ist, dass die 2008
gegründete KHL zahlreiche Konzepte der NHL kopiert hat und in einer
veränderten Form ebenfalls RFAs kennt. Die Regeln werden aber weitaus
strenger interpretiert. Während ein NHL-Club die Spielerrechte an RFAs
für die Liga besitzt, gelten die Spielerrechte für RFAs in Russland
gemäss dem KHL-Reglement weltweit. Ein RFA kann also faktisch die KHL
gar nicht verlassen, was kürzlich das russische Sportschiedsgericht
bestätigt hat bei den Spielern Denis Parschin und Sergej Schirokow.
Deren Verträge waren beim ZSKA Moskau zwar ausgelaufen, jedoch werden
sie an einen Wechsel nach Nordamerika gehindert.
In der Klemme
der russischen Liga sitzt auch Jewgeni Dadonow. Sein Vertrag mit
Traktor Tscheljabinsk ist ausgelaufen, doch er ist RFA und Traktor hat
vom reglementarischen Recht Gebrauch gemacht, den Vertrag automatisch
und einseitig um zwei Jahre zu verlängern. Dadonow ist jedoch nicht ins
Trainingslager erschienen. Die Florida Panthers hatten in einem
Medienbericht verlauten lassen, dass er in ihrer Organisation spielen
wird, auch wenn es bislang keine offizielle Mitteilung vom Club gegeben
hat. Auch den "Fall Dadonow" gibt die KHL als Grund an, Hudler für
Dynamo Moskau freizugeben.
Ölstadt Chanty-Mansijsk will in die KHL
Neben
der internationalen Fehde plant die KHL an einem weiteren
Aufstockungsversuch weiter. Ligavertreter waren zu Besuch beim
Zweitliga-Meister HK Jugra aus der boomenden Öl-Stadt Chanty-Mansijsk
in Zentralrussland. Der Club möchte nächstes Jahr der KHL beitreten.
Zuletzt ist eine internationale Expansion an mangelndem Interesse
gescheitert. Einzig der tschechische Meister Karlovy Vary hatte die KHL
in Betracht gezogen, jedoch nicht die nötigen Mittel gehabt.
(Martin Merk - hockeyfans.ch)