Jaromir Jagr: Bin keine Zirkusnummer!Aktuelle und ehemalige schwedische Wegbegleiter glauben fest an das Comeback der Eis-Ikone
Das Warten auf Jaromir Jagr. (picture alliance/Michal Krumphanzl/CTK/dpa; picture-alliance/dpa; picture alliance/AP Photo)Jaromir Jagr, Eishockey-Gott im Wartesstand. Noch bremst den tschechischen Superstar eine Knie- und Oberschenkelverletzung. Der 46-Jährige konnte noch kein Spiel für seinen Klub RytÃÅ™i Kladno, bei dem er auch Mitbesitzer ist, absolvieren (Hockeyweb berichtete). Dennoch, die Lobeshymnen weltweit reißen nicht ab. In der Zeitung Expressen setzten jetzt schwedische Ex-Stars und ein aktueller Mitspieler zur ultimativen Lobhudelei an. Aussagen, die ein gutes Bild vom Hype abgeben, die Jagr in seiner Heimat auslöst.
Die Ehrfurcht vor der Legende ist groß. Die gilt vor allem für Linus Svedlund, der in Kladno unter Vertrag steht. „Er ist so alt wie meine Mutter“, erzählt der 24-Jährige. Als Svedlund im September 1993 geboren wurde, hatte Jagr bereits den World Cup und Canada Cup gewonnen, drei Spielzeiten in der NHL absolviert, dabei zwei Stanley Cups mit Pittsburgh Penguins gewonnen. Svedlund: „Die Hysterie um ihn ist riesig. „Er kann nirgendwo frei herumlaufen. Die Leute wollen Autogramme. Ständig muss er Interviews geben. Bevor er da war, kamen 2000 bis 3000 Fans. Jetzt ist die Halle mit 5000 Zuschauern voll. Und es wollen viel mehr kommen“, kommt der Jungstar aus dem Staunen nicht mehr raus.
Andreas Johansson, der mit Jagr einige Jahre in Pittsburgh spielte, hat auch erlebt, wie extrem die Eis-Ikone in Tschechien beliebt ist. Der 45-Jährige erinnert sich an eine Anekdote: „Ich war mal bei einem Tennisturnier in seiner Heimat, das er organisiert hat. Selbst als wir am Abend nach Hause gingen, herrschte Chaos. Taxifahrer hielten mitten auf der Straße einfach an, überließen ihre Passagiere ihrem Schicksal, nur um Jagr die Hand zu geben. Unfassbar. So etwas hatte ich noch nie erlebt. Es war völlig krank.“ Und er fuhr fort: „Vor einem NHL-Match erzählte er mir einmal, dass er lieber mit nordamerikanischen Journalisten spricht, als mit seinen eigenen Landsleuten. Ich kann nicht mit ihnen reden, sagte er, sie denken, ich bin Gott.“
Svedlund ist von den Fähigkeiten des Superstars überzeugt. Das Alter spielt da keine Rolle: „Er ist einfach gut, groß und stark. Wenn er in der Angriffszone ist, nimmt ihm keiner den Puck ab.“
Der ewige Jagr? Kein Problem, meint Kumpel Johansson: „Wenn er sich entschieden hat, noch mit 50 zu spielen, dann wird er dies auch tun. Er liebt den Sport, jetzt mehr denn je. Hockey ist sein Leben. Und ich denke, er genießt es jetzt mehr noch als früher. Dafür hat er mehr und härter trainiert als die meisten anderen. Er hatte einen eigenen Schlüssel für die Trainingshalle. Er kam mit Bleiweste zum Workout. Die hat er manchmal auch auf Reisen privat getragen. Ein Perfektionist. Auch mit der Ausrüstung. Der Materialwart in Pittsburgh hatte wirklich viel zu tun.“ Dies bestätigt der ehemalige Torwart Johan Hedberg, der ebenfalls mit Jagr in Pittsburgh spielte: „Der Typ, er war damals schon 37, ist noch um neun Uhr am Abend allein in die Trainingshalle gegangen.“ Der 45-Jährige, heute als Assistenztrainer bei den San Jose Sharks tätig, schließt nicht aus, dass Jagr sogar in die NHL zurückkehrt. Er lacht: „Bei seinem riesigen Hinterteil ist es immer noch schwer, ihm den Puck abzunehmen. Ich wäre nicht überrascht, wenn im November irgendein NHL-Team anruft und ihn haben will.“
Der Mann mit der Rückennumer 68 hat schon weiße Stellen im Bart. Jagr ist eine regelrechte Langzeit-Eishockeymaschine. Der (fast) unkaputtbare Athlet. Zumindest hofft man das in Kladno, wo man sehnsüchtig auf das Comeback des Helden wartet. Dies wurde mehrmals angekündigt. Aber immer wieder verschoben. Noch bittet der Evergreen on Ice um Zeit. Jagr will hundertprozentig fit sein: „Es geht darum, nicht wieder verletzt zu werden und sich gut zu fühlen. Ich will nicht nur eine Zirkusnummer sein. Das würde nicht viel helfen.“ Jagr verlässt sich auf seinen einzigartigen Instinkt in seiner einzigartigen Karriere. Also müssen die Fans weiter warten, bevor der Volksheld auf das Eis zurückkehrt. Denn er ist und bleibt ein Perfektionist.