IIHF: Die vereinten Puck-Nationen - Zürich, der Nabel der Eishockeywelt
Continental-Cup-Finale in UngarnZürich, Brandschenkstraße 50, eine Villa in feinster Gegend. Das ist der Regierungssitz des Eishockey-Weltverbandes IIHF (International Ice Hockey Federation). Das dreistöckige Gebäude ähnelt einer Fürstenresidenz mit Eingang durch einen gepflegten Park über eine beachtliche Freitreppe umrahmt von großen Steinfiguren. Ein repräsentativer Bau aus den 1920er Jahren. Daneben ein Neubau mit rund 500 qm Bürofläche. In der Villa residiert der Präsident und der Stab um Generalsekretär und Finanzverwaltung. In der Zentrale arbeitet ein Stab von 25 Personen, die in drei Departements aufgeteilt sind. Chef der gesamten Administration ist seit 1985 Generalsekretär Jan Ake Edvinsson aus Schweden. Sein Stellvertreter und designierter Nachfolger ist der Deutsche Hannes Ederer.
In diesem Bereich liegt die Organisation und Finanzverwaltung des Verbandes. Im Sport-Departement, geleitet von Sport-Direktor Dave Fitzpatrick, wird der weltweite Sportbetrieb organisiert. Das dritte Departement ist für die Bereiche PR und Marketing zuständig, wird von PR und Marketing-Direktor Kimmo Leinonen aus Finnland geführt und ist u.a. auch für die weltweite Medienbetreuung zuständig.
Dieser mit Fachleuten besetzte Stab von Profis aus zahlreichen Ländern untersteht dem Council, dem von den Mitgliedsnationen gewählten Vorstand des Weltverbandes. Präsident ist der Schweizer Rene Fasel (54) . Er war aktiver Spieler beim HC Fribourg und später internationaler Schiedsrichter (37 Länderspiele). Im Council gibt es drei Vizepräsidenten. Der Finne Kalervo Kummola (59), ein Berufs-Offizieller und Mitglied im Parlament seines Landes. Der US-Amerikaner Walter Bush (75), der Eishockeychef der US-Amateure, und der Japaner Shoichi Tomita (68), ein Wirtschaftsfachmann, der als aktiver Torhüter bei Olympia 1960 und bei der WM 1962 für Japan spielte. Der IIHF-Schatzmeister Dr. Hans Dobida (75), Bankfachmann aus Österreich war in jungen Jahren Eishockey- und Handballspieler. Mit im Kreis der „Regierenden“ auch Ehrenpräsident Miroslav Subrt (78) aus der Tschechischen Republik, der Erfahrungen als Amateurspieler in Prag sammelte und als der Statistikfachmann des Welt-Eishockeys gilt.
Ehemalige aktive Puckjäger sind auch im Kreis der Council-Miglieder. Der Brite Frederik Meredith (66) spielte früher in Kanada und England, der Kanadier Murray Castello (70) spielte als Profi in der NHL für Chicago, Boston und Detroit. Für Spartak und Dynamo Moskau spielte einst der russische Verbandsboss Alexander Steblin (56), Nationalspieler für Jugoslawien war der Slowene Ernest Aljancic (59).
Für den CF Barcelona, Casco Viego und Puigcerda schnürte der Spanier Frank Gonzales (49) die Schlittschuhe. Council-Mitglied ist auch Generalsekretär Jan Ake Edvinsson (64), der in Schweden als Fußballer und Tennisspieler aktiv war.
Keine aktive Vergangenheit hat der Slowakische Diplomat Juraj Siroki (54), der auch Präsident von Slovan Bratislava ist. Auch zwei Damen gehören dem Council an. Die deutsche Teamärztin der Frauen-Nationalmannschaft Beate Grupp (39) und die Schwedin Doris Högne (49).
Zum Arbeitskreis des Weltverbandes gehören außerdem noch 19 Kommittees, die überwiegend in beratender Funktion tätig sind. Im Kreis der Mitglieder finden wir auch zwei ehemalige Weltstars. Der Russe Boris Majorov, einst Olympiasieger und Weltmeister, arbeitet im Coaching-Committee und der Lette und einstige Puckzauberer Helmut Balderis gehört dem Oldtimer-Kommittee an. Deutschland ist in diesem Bereich auch vertreten. Hannes Ederer gehört dem Evaluation-, der Insurance-, dem Legal- und dem Statuten-Kommittee an. DEB-Generalsekretär und Sportdirektor Franz Reindl ist Mitglied im Sport-Kommittee, DEB-Präsident Hans-Ulrich Esken gehört dem Legal-Kommittee an, DEB-Sportdirektor Michael Pfuhl arbeitet im Development-Kommitte, Dr. Gerhard Mösslang ist Vorsitzender im Disziplinary-Kommittee und Eckard Schindler ist im Kommittee für Inline-Hockey.
Der Eishockey-Weltverband ist im Kreis der internationalen Fachverbände der
Verband mit dem größten Arbeitsaufwand. Jährlich werden Weltmeisterschaften in den Bereichen Senioren, U20-und U18 Junioren organisiert. Dazu kommen noch die jeweiligen Titelkämpfe der Frauen, der Continental-Cup und im Inline-Hockey.
Die Teilnehmernationen in den einzelnen Wettbewerben verdeutlichen die Breiten-wirkung, die der Weltverband erreicht. Senioren: A-WM: 16 Nationen; Division I und II: jeweils 2 Gruppen mit 6 Nationen; Division III: 5 Nationen. Das sind Teams aus insgesamt 45 Ländern. U20-Meisterschaften in 4 Leistungsklassen mit 40 Nationen, U18-Meisterschaften in 4 Leistungsklassen mit 41 Nationen; Frauen-Titelkämpfe in 4 Leistungsklassen mit 27 Nationen und Inline-Hockey mit 16 Ländern in zwei Gruppen. Geht man 20 Jahre zurück, dann hat man Vergleichszahlen, die den weltweiten Aufschwung im Eishockeysport verdeutlichen. Damals gab es eine WM-A-Gruppe mit 8 Teams und je eine B- und C-Gruppe mit 8 Teilnehmern im Seniorenbereich. Bei den Juionren gab es eine jährliche WM mit einer A- und B-Gruppe mit je 8 Nationen und eine C-Gruppe mit 6 Teams. Daneben fand noch eine Junioren-Europameisterschaft in drei Leistungsklassen mit 19 Ländern statt. Damals gehörten 39 Länder dem Weltverband an, heute sind es 63 Länder. (Horst Eckert)