Grizzlys Wolfsburg spielen in … Helsingborg?Schwedenreise der Niedersachsen

​Die Grizzlys Wolfsburg verlieren auch das zweite Testspiel ihrer Schwedenreise. Am Freitag gab es in Helsingborg eine klare 2:6 (0:2, 2:3, 0:1)-Niederlage gegen den Vizemeister Rögle BK. Zwei Tage zuvor unterlag man den Malmö Redhawks mit 2:4. Hockeyweb hat den Anlass genommen und einen genaueren Blick auf Helsingborg geworfen – eine Stadt die wenig mit Eishockey in Verbindung gebracht wird.

Mit seinen 150.000 Einwohnern ist Helsingborg die achtgrößte Stadt Schwedens, dennoch verbindet man die Stadt eher weniger mit Eishockey. Vielen Schwedenurlaubern ist die am Öresund gelegene Stadt durch die 20-minütige Fährüberfahrt von Dänemark aus bekannt, von wo aus sie ihre Reise weiter in den Norden, in die Wälder mit ihren roten Holzhütten und zu den Seenlandschaft, fortsetzen.

Fußball dominiert das Stadtbild

Wie in weiten Teilen Südschwedens ist Fußball auch in Helsingborg die dominierende Sportart. Im Stadtbild prägend ist der Zweitligaklub Helsingborgs IF. Die bekannteste Persönlichkeit der Stadt ist Henrik Larsson, einst FC Barcelona und Celtic Glasgow. An der Strandpromenade wurde ihm zu Ehren die Stadt ein Denkmal errichtet.

Ein weiterer Publikumsmagnet ist Handball. Die schwedische Nationalmannschaft trägt regelmäßig Spiele in der modernen Multifunktionsarena aus. Im vergangenen Jahr war Helsingborg einer der Austragungsorte der Damen-Europameisterschaft. Auch im in Schweden sehr beliebtem Unihockey ist Helsingborg in der obersten Liga vertreten und lockt dabei mehrere Hundert Zuschauer zu den Heimspielen. Selbst Henrik Larsson spielte anfangs Unihockey auf hohem Niveau.

Helsingborgs Hockey Club: Nicht einmal 50 Jahre alt

Der Helsingborgs Hockey Club wurde 1977 gegründet, für schwedische Verhältnisse ein relativ junger Verein. Dennoch hat er in den letzten Jahren einen bemerkenswerten Aufstieg erlebt. Heute zählt der HHC 530 registrierte Spieler, wobei der Großteil aus Nachwuchsspielern besteht. Damit steht der Verein auf einer Stufe mit den beiden SHL-Teams aus der Region Skåne, Rögle BK und Malmö Redhawks, die über professionelle Akademien verfügen. Der Verein besitzt drei Eisflächen und der heimische Olympiarinken fasst etwa 2100 Zuschauer.

Insolvenz und Neustart

Die erste Mannschaft spielte über längere Zeit in der drittklassigen Hockeyettan, musste jedoch im Jahr vor der Pandemie Insolvenz anmelden und in der fünften Liga (Division 3) einen Neustart wagen. Grund für die Insolvenz war die wirtschaftlich nicht tragbare Anwerbung von Spielern von außerhalb und nicht ausreichender Förderung und Ausbildung des eigenen Nachwuchses. Viele der Juniorenspieler, die den Sprung in den Seniorenbereich nicht schafften, mussten zu anderen Vereinen wechseln oder das Eishockeyspielen ganz aufgeben.     

Neuanfang mit Fokus auf Nachwuchsförderung

Aus dem finanziellen Kollaps zog die Klubführung Konsequenzen und entschied, den Nachwuchsbetrieb vom Herrenbetrieb zu trennen, um die finanziellen Mittel für der jüngeren Generationen zu sichern. Diese Mittel stammen vor allem von lokalen Sponsoren. Mittlerweile ist der HHC in jedem Jahrgang mit mindestens einer Mannschaft vertreten. In Zusammenarbeit mit Schulen wurde ein Eishockeygymnasium für Jungen und Mädchen in der Stadt gebildet, wo es den Jugendlichen ermöglicht wird, Schule mit Eishockey zu kombinieren.

Zusätzlich bietet der Klub die Hockeyfritids (Hockeyfreizeit) an. Dabei werden die Kinder zwei Mal pro Woche nach der Schule von den Trainern mit Bussen abgeholt und ermöglicht ihnen so zusätzliche Eiszeit über das reguläre Training hinaus. Für Neuanfänger kann sogar Ausrüstung zur Verfügung gestellt werden. Jeden Sommer veranstaltet der Verein ein Sommertrainingslager mit Coaches vom Färjestads BK und an den Wochenenden finden separate Hockey- und Laufschulen für die Jahrgänge 2015 bis 2020 sowie für Mädchen statt.

Vision 45: Eine echte Eishockeykultur in der Stadt

Die Herrenmannschaft schaffte vor zwei Jahren den Aufstieg in die Division 2 und gehört nun wieder zum Stammverein. Die Zuschauerzahlen bei den Heimspielen bleiben jedoch überschaubar und liegen zwischen ein- und zweihundert. Das langfristige Ziel ist es, sich mit eigenen Talenten wieder in der Hockeyettan zu etablieren und mit dem im Jahr 2015 erarbeiteten Fahrplan Vision 45 bis 2045 eine authentische und lebendige Eishockeykultur in der Stadt zu schaffen.

Übrigens: Bei Rögle spielte heute in der dritten Reihe auf dem rechten Flügel Axel Smeds, Jahrgang 2004, Heimatverein: Helsingborgs HC.