Geschichte des Spengler Cups: Der Kreis hat sich geschlossen
Spengler Cup: Zwei Stürmer für MannheimDer Spengler Cup ist eine Institution in Davos, die den Vorteil hat, dass sie nach einer Art «Zauberformel» funktioniert. Dazu braucht es: Den Kurort und seinen Hockey Club Davos, den Termin zwischen Weihnachten und Silvester, die garantierte TV-Präsenz seit 40 Jahren, die einmalige Stadion-Konstruktion und die Tradition. Wenn ein Turnier bei der 75. Austragung einen Zuschauerrekord verbuchen kann, spricht das für sich.
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Der Spengler Cup Davos ist auch berühmt geworden für eine
einzigartige Stimmung im und um das Stadion. Wo sonst dürfen sich neben dem HC
Davos auch die anderen Teams als Heimmannschaft fühlen? Wo sonst treffen sich
an einem kleinen Platz so viele verschiedene Gesellschaftsschichten? Der Run auf
Tickets des nächsten Turniers beginnt eigentlich schon mit dem Finale des
aktuellen.
Der Spengler Cup hat sportliche Highlights produziert und
Superstars präsentiert. Es begann 1923 mit den kanadischen Studenten der
englischen Elite-Universität von Oxford. LTC Prag, praktisch identisch mit dem
CSSR-Nationalteam, setzte mit seiner Siegesserie vor und nach dem Krieg
sportliche Massstäbe. Die Diavoli Rosso Neri aus Mailand wurden durch den
Spengler Cup einer grösseren Öffentlichkeit zum Begriff. ACBB Paris
begeisterte bei seiner Titel-Triplette von 1959 bis 1961 mit francokanadischem
Individualismus.
Die Zeit der unfassbaren Sputniks
Zwischen 1965 und 1983 gewannen nur noch tschechoslowakische
und russische Mannschaften in Davos und trugen damit der internationalen
Kräfteverteilung Rechnung. Bei Slovan Bratislava stach die Präsenz des
Superstars Vaclav Nedomansky heraus. Der Armeeverein von Dukla Jihlava eroberte
die Sympathien der Davoser bei seinen Auftritten und fünf Cup-Siegen mit seinen
Persönlichkeiten wie Jan Suchy oder den Gebrüdern Holik. Die sowjetischen
Sputniks von Leningrad, Moskau und Woskresensk blieben unfassbar und manchmal
unfassbar gut.
Erst mit der Integration eines Teams Canada wurde das
Ungleichgewicht ausgeglichen. Die Kanadier, meist ein Konglomerat aus Spielern,
die in der Schweiz tätig sind, fehlten seither an keinem Turnier und siegten
achtmal. Ihr Coach Andy Murray wurde mit sechs Erfolgen in gleich vielen
Teilnahmen zum sogenannten Mr. Spengler Cup, bevor er Weltmeister wurde und in
die NHL abwanderte.
Die Kanadier und Färjestad mit seinen NHL-Cracks Hakan Loob
und Bengt-Ake Gustafsson bildeten das willkommene Gegengewicht zu den Klubs aus
dem Ostblock, die in den 90er-Jahren ihre Dominanz wegen der Öffnung der
Grenzen zur NHL verloren. Die damals berühmteste Mannschaft der Welt, ZSKA
Moskau, zeichnete 1991 mit Trainer Wiktor Tichonow für den bisher letzten
russischen Sieg im Spengler Cup verantwortlich.
Forechecking an der Bartheke
War das Turnier in den 80er-Jahren zuweilen fast eine
Exhibition, so ist der Wille zum Sieg bei den Teilnehmern seither wieder
stärker ausgebildet. Deutliches Zeichen dafür ist der stete Rückgang der
Torquote. Geblieben ist die Hassliebe im Stadion zu den deutschen Gästen, deren
rustikaler Stil jeweils die einzigen Pfiffe provozierte. Die Kölner Haie hatten
1999 die deutsche Durststrecke beendet, die 1964 nach dem Sieg des legendären
EV Füssen in Davos begonnen hatte.
Ein zentraler Faktor ist aber das einheimische Team
geblieben. Als es in den 70er-Jahren in der Nationalliga B dümpelte, ersetzte
es das Schweizer Nationalteam mehr schlecht als recht und provozierte das
intensivste Forechecking an den Bartheken der hohen Promenade.
Bei den drei Turnieren zwischen 1990 und 1992 vertraten
Kloten, Lugano und Fribourg den in der heimischen Liga erneut abgestürzten
Heimklub mit unterschiedlichem Erfolg. Die Auftritte von Slawa Bykow und Andrei
Chomutow sorgten aber so oder so für Spektakel.
Der HC Davos ist Rekord-Turniersieger
Der HCD ist bei 61 Teilnahmen mit 12 Turniersiegen die
erfolgreichste Mannschaft des Spengler Cups. Auf den vorletzten Sieg vor zwei
Jahren musste er allerdings 42 Jahre warten. 1957 und 1958 hiessen die
Protagonisten der Triumphe Werner Bassani (Goalie), Watschga Dürst oder Stu
Robertson. Bei den Siegen der letzten zwei Jahre waren es Lars Weibel, Patrick
Fischer, Lonny Bohonos oder Reto von Arx.
Die zwei jüngsten Turniersiege des HCD dokumentieren trotz
Verstärkungsspielern aber auch die Fortschritte der Schweizer Akteure, die in
den 80er-Jahren an einen derartigen Erfolg nicht zu träumen gewagt hätten.
Seit dem Wiederaufstieg in die Nationalliga A im Jahr 1993 erreichte der HCD
nicht weniger als sechs Mal das Finale. Damit ist der Kreis geschlossen: In
ähnlicher Position und Stärke präsentierte sich der junge HCD nur in den
ersten Spengler Cups nach 1923.
(Dieser Artikel basiert auf einem Kapitel des Spengler-Cup-Jubiläumsbuchs
«Zauberformel» von Daniel Germann und Werner Schweizer. Dieses ist in jeder
Buchhandlung erhältlich oder kann im Online-Shop auf der HCD-Website www.hcd.ch
bestellt werden.)