From Coast to Coast: Ein Bayer zwischen San José und St. John’s
From Coast to Coast: Ein Bayer zwischen San José und St. John’sZunächst einmal herzliche Grüße nach Deutschland, vor allem natürlich in meine Heimatstadt Deggendorf! Was ich gerade erlebe, daran haben die Leute dort ja großen Anteil. Das wird nicht vergessen, nur keine Sorge! Dass ich noch vor kurzem bei der Deggendorf Fire mittrainieren durfte, um mich bis zu meiner Abreise fit zu halten, war super, danke noch mal!
Im Moment sitze ich gerade in Halifax auf dem Flughafen. Eigentlich war geplant, dass ich von San José zurück nach St. John’s fliege. Unterwegs erreichte mich die Nachricht, dass ich doch am Freitag schon mit meinem neuen Team, den St. John’s Fog Devils, gegen die Screaming Eagles auswärts in Cape Breton spielen soll. - Vielleicht komme ich noch dazu, euch auch davon zu berichten. - Innerhalb einer halben Stunde wurde also mein Ticket geändert, und so bin ich jetzt in Halifax gelandet und warte darauf, dass es endlich weiter geht. Von einem Moment auf den anderen kann hier plötzlich alles anders sein.
Überhaupt waren die letzten Tage ziemlich verrückt. Wie ihr ja schon vor einigen Wochen bei Hockeyweb lesen konntet, war ich zum Rookie-Spiel der San José Sharks gegen die Anaheim Ducks eingeladen. Also ging es mit dem Flieger mal fix rüber an die Westküste. In San Francisco angekommen wartete eine Limousine auf mich, mit der ich dann nach San José chauffiert wurde. Na hallo, dachte ich da so bei mir, ich bin’s doch nur, Timo! – Weiter ging es dann mit der Einkleidung. Wenn man will, bekommt man Klamotten von oben bis unten in dreifacher Ausführung. Na ja, und was soll ich über Kabine und Trainingshalle erzählen? Groß. Nein, riesig! NHL-Size eben. Der Wahnsinn! Untergebracht hat man uns im Hotel Hilton. Mein Zimmerkamerad war Logan Couture, der Erstrunden-Draftpick der Sharks. Netter Typ. Genau wie die anderen aus der Mannschaft, die sich etwa zur einen Hälfte aus Spielern vom Farmteam aus Worcester und zur anderen eben aus uns Rookies zusammensetzte. Da waren also schon ein paar Kracher bei.
Das Spiel gegen die Rookie-Ducks war ziemlich intensiv. Mit der kleineren Eisfläche habe ich keine Probleme, fühle mich sogar richtig wohl. Woran ich mich aber noch gewöhnen muss, ist der verdammt kleine Bereich hinter dem Tor, in dem ich als Torwart den Puck spielen darf. Geärgert hat mich die blöde Strafe, die ich gleich zu Beginn kassiert habe, weil ich einen tief gespielten Puck zu weit außerhalb meines Torraums festhielt, anstatt ihn gleich weiterzuspielen. Danach war ich aber hellwach, was auch nötig war. Dreißig Schüsse donnerten mir die Ducks auf den Kasten, nur gegen den einen abgefälschten konnte ich nichts machen. Letzten Endes haben wir das Match dann verdient mit 2:1 gewonnen. Hinterher hagelte es reichlich Lob auch für meine Leistung, was mir runter ging wie Öl. Auf der Homepage der Sharks wurde dann sogar geschrieben, dass meine Leistung entscheidend für den Sieg war. Als ich den Bericht gelesen und gesehen habe, wer da so alles an wichtigen Leuten aus der Sharks-Organisation zitiert wurde, war ich schon ziemlich stolz. Ich denke, diese Chance habe ich ziemlich gut genutzt. Der Generalmanager der Sharks, Doug Wilson, sprach auch noch mit mir. Wenn ich mich so weiter entwickle wie bisher, sagte er, stehen meine Chancen gut, schon in ein oder zwei Jahren für Worcester in der AHL zu spielen.
Nicht zu vergessen: Dmitri Pätzold und Thomas Greiss habe ich auch getroffen. Leider hatten sie nicht allzu viel Zeit, so dass wir nichts weiter gemeinsam unternehmen konnten. Sie steckten gerade mit Nabokov im Extra-Training. Einer von beiden wird sicher der Backup im NHL-Team. Bin gespannt, wer am Ende die Nase vorn hat. Wäre schon eine tolle Angelegenheit, wenn die Sharks dann irgendwann mal ein deutsches Goaliegespann hätten. Dass ich da gern dazu gehören würde, ist wohl keine Frage! Aber das ist erstmal noch Zukunftsmusik. Die Gegenwart findet bei den Fog Devils und bei meiner Gastmutter Sherry in St. John’s statt. - Mein erstes Spiel für die Foggies lief an sich ganz gut, zum Sieg reichte es leider noch nicht gegen Cape Breton. Aber noch fehlen uns ja vier Jungs, die derzeit noch in den NHL-Camps stecken. Die kommen nächste Woche zurück, dann kann schon einiges ganz anders aussehen. Gekämpft haben wir trotzdem ordentlich und einen Rückstand aufgeholt; die Eagles gewannen vor 6000 Zuschauern am Ende glücklich mit 4:3. Mal schauen, wie es für uns so weiter läuft. Denn schließlich haben wir uns vorgenommen, nicht länger ein Underdog der Liga zu sein. Davon werde ich euch aber später auf Hockeyweb noch berichten.
Also dann, nochmals herzliche Grüße in die Heimat!
Euer Timo Pielmeier