FASZINATION STANLEY-CUP Teil 4
Der Goalie war ein armer Hund
1875, beim ersten Spiel in
Montreal standen pro Team acht Mann auf dem Eis. Manche Mannschaften spielten
auch mit neun Akteuren. Doch die ersten Hallen in Kanada gehörten den Kunst-
und Paarläufern. Besitzer waren private
Klubs. Der Victoria Skating- Rink in Montreal, wo das erste Spiel stattfand,
gehörte dem örtlichen Karneval-Verein. Die anderen Eisläufer setzten dann
durch, daß die Eishockeyteams reduziert werden, damit sie die Eisflächen nicht
mehr so zerkratzen. Damals war die Eisbereitung von Hand (ohne Zamboni)
schwierig. Die Puck-Sportler gaben nach und reduzierten zuerst auf sieben und
dann auf sechs Mann pro Team. Dazu kamen bis Mitte des 20. Jahrhunderts
maximal drei Ersatzspieler.
Im Bereich Ausrüstung gab es
ein strenges Reglement. So durfte man Anfangs keine breiten
Torwart-Beinschienen haben. Auch breitere Stockschaufeln durfte der Keeper erst
um 1890 verwenden. Und er durfte sich nicht auf das Eis legen, sondern nur
„stehend“ abwehren. Legte er sich hin, mußte er zwei Dollar Strafe bezahlen.
Ein armer Hund“ war der Goalie damals. Gesichtsmasken gab es auch noch nicht.
Das Spiel war knallhart.
Europäer nannten es „Holzfäller-Hockey“. Die Regeln waren einfach. Zuerst hielt
man sich an die Rugby-Regularien und fügte den Satz „ am Kragen packen ist
verboten“ hinzu. Dann hat der Student William Fleet Robertson die Regeln
erneuert. Die erste Stanleycup-Jahre litten auch noch an den unterschiedlichen
Regeln – und an der Zahl der erlaubten Spieler. Im Westen durften sieben Cracks
auf das Eis, im Osten nur sechs ! Als die NHL startete, wurden die Regeln
einheitlich.
Goldgräber wollen den Cup
12 800 Km –Reise mit Schiff, Bahn und Schlitten
Dawson City, eine im Goldrausch um 1895 entstandene
Holzhüttenstadt am Yukon wollte 1905 den
Stanleycup gewinnen. Das Team der Dawson City Klondikers, das man auch „The
Nuggets“ nannte, bestand aus Gold-gräbern, Polizisten, Provinzbeamten und einen
Lehrling. Das war der 17-jährige Torhüter Albert Forrest. Initiator des
Abenteuers Stanleycup war der „König des Klondike“ Joe Boyle, ein in Toronto
geborener Gold-Millionär. In Dawson nannte man ihn Abenteuerer, Hassardeur und
Spekulant. Boyle hat unterstützt durch die Familie Rothschild mit Gold große
Geschäfte gemacht. Er organisierte auch die Stromversorgung der Stadt und
verdiente nochmals viele Dollars. Später mischte er bei der russischen
Oktoberrevolution mit – aber leider als Helfer des Zaren auf der falschen
Seite. Er flüchtete nach London, wo er 1923 verstarb.
In die Geschichte des Stanleycups ging er ein, weil er das
größte Fiasko eines Teams verursacht hatte. Er machte Ende 1904 den
Funktionären klar, daß sein Dawson City-Team als Herausforderer der Ottawa
Silver Seven anerkannt werden muß. Das kostete eine Stange Dollars !
Ottawa akzeptierte die Herausforderung und am 19. Dezember
1904 machte sich das Team auf den Weg in die Hauptstadt. 6 400 Km Anreise waren
zu bewältigen. Die erste Etappe ging mit Hunde-schlitten von Dawson 500 Km nach
Whitehorse. Dort mußte man drei Tage pausieren, weil ein Schneesturm die
Weiterreise verhinderte. Dann reiste man mit der Eisenbahn weiter bis Skagway
in Alaska. Per Schiff ging es dann der Küste entlang nach Seattle (USA). Von
dort wieder mit der Bahn über die Rocky Mountains nach Ottawa. Nach 24 Tagen
kamen sie dort an und stiegen im
„Russel-Hotel“ ab. Sie hatten kaum trainiert. Nur ab und zu ließ man sie Nachts
im Speisewagen Schuss- und Torwarttraining machen !
Am 13. Januar fand das erste Match gegen die Silver Seven
statt. Es ging dank der Superleistung des 17-jährigen Goalies nur 2:9 verloren. Am 16. Januar fand Match Nummer
zwei statt. Dawson bekam einen fürchterliche Klatsche und verlor 2:23. Das war
neuer Stanleycup-Rekord.
Die 6 400 Km zurück nach Dawson dauerten wieder fast drei
Wochen. Und dort mußten die Boys noch jahrelang den Spott der Kollegen hören.
Foto:
Billy Gilmour war einer der Rekord-Torjäger bei Ottawa
Die schon veröffentlichten Teile finden Sie unter:
http://www.duisburgweb.de/Almanach_eishockey_international/index.htm