Eishockey und die Welt der Mode
Bild1 (Foto: stock.adobe.com © Fxquadro)Vor allem Fußballer oder Basketballer bringt man, wenn es um die Freizeit der Spieler und ihr öffentliches Auftreten geht, in der Regel mit Mode in Verbindung. Viele der Stars scheinen neben ihrer Karriere als Sportler fast schon eine Karriere als Model anzustreben oder werden gar kollaborativ tätig, indem sie mit Modefirmen zusammenarbeiten und eigene Kollektionen entwerfen. Vom Dasein als Influencer mal ganz abgesehen, da ein solches fast jeder große Fußballer und Basketballer zu führen scheint.
Doch auch, wenn viele Sportfans es nicht mitbekommen, haben auch Eishockeyspieler seit Langem ein größer werdendes Bewusstsein für Kleidung und Mode. Die meisten von ihnen sind elegant und stilsicher unterwegs. Viele Jahre lang sorgte ein Schneider in Montreal für den richtigen Auftritt der Stars und entwarf und produzierte unzählige Anzüge nach Maß. Schließlich ist da auch noch die Spielfeldmode im Eishockey, die sich ebenfalls wandelt. Höchste Zeit, einen Blick auf die modischen Aspekte in der Welt des Eishockeys zu werfen.
Sport, Spieler, Stars und große Marken
Sportartikelhersteller profitieren immer davon, dass Sportler ihre Kleidung tragen oder ihre Ausrüstung benutzen. Je professioneller die Sportler sind, desto größer ist natürlich auch ihre mediale Präsenz. Können Sportartikelhersteller die Spitze der Sportler für sich gewinnen, sorgen sie im Grunde für die beste Werbung, die man sich vorstellen kann.
Da überwiegend große Marken über die finanziellen Mittel verfügen, die Topspieler zu bezahlen und als Testimonials zu gewinnen, wird man auf Trikots oder in Stadien der bekanntesten Teams nie kleinere Unternehmenswerbung finden.
Hin und wieder kommt es auch vor, dass sich Trends verselbstständigen und Unternehmen davon profitieren, ohne dies gezielt geplant zu haben. Ein konkretes Beispiel wäre der Adidas Superstar. Das Unternehmen aus Herzogenaurach konzipierte das bereits seit 50 Jahren bestehende Modell ursprünglich als Basketballschuh. Doch die Hip-Hop Gruppe Run DMC vereinnahmte den Superstar kurzum für sich und thematisierte ihn sogar in ihrer 1986 releasten Single "My Adidas". Dadurch wurde der Schuh viel mehr unter Hip-Hoppern und somit gerade bei Tänzern und Breakdancern beliebt – Basketball wurde damit kaum gespielt.
In der Regel jedoch können Unternehmen Spieler oder gleich ganze Vereine mit großzügigen Verträgen für sich gewinnen. Um beim Beispiel Adidas zu bleiben: Der deutsche Sportartikelgigant löste 2017/ 2018 auch Reebok (seit 2006 ebenfalls zugehörig zur Adidas-Group) als Ausrüster der NHL ab und wird vermutlich zumindest für eine Dauer von sieben Jahren die amerikanische Eishockeyliga mit Spielbekleidung und Schutzhelmen ausstatten.
Mit dem spanischen Fußballverband hat Adidas ebenfalls noch einen Vertrag. Bis 2026 wird der Hersteller sowohl die Nationalmannschaft der Frauen, als auch der Männer mit Trikots und Trainingsanzügen versorgen.
Zurück zum Eishockey: Rebook war und Adidas ist natürlich nicht der alleinige Ausrüster der Eishockeyspieler. Welche großen Namen müssen rund diesen Sport noch genannt werden und wer stellt eigentlich Schlittschuhe, Stöcke und Handschuhe zur Verfügung, wenn Adidas sich nur um Helme und Kleidung kümmert?
Ausrüster der NHL – Von CCM und Koho zu Adidas
Die Anfänge der 2000er Jahre
Vor den 2000er Jahren hatten die verschiedenen Teams der NHL Verträge mit verschiedenen Sportartikelherstellern. Nur in vereinzelten Fällen stattete ein einziger Hersteller alle oder zumindest einen Großteil der NHL-Teams aus. Zu den großen Namen gehörten
- CCM,
- Koho,
- Nike,
- Starter
- und Pro Player.
In den 2000er Jahren fing alles an. Die NHL wurde plötzlich nur noch von einem oder einigen wenigen Herstellern ausgestattet.
Ab der Saison 2000/ 2001 und bis zur Saison 2005/ 2006 war alleinig The Hockey Company für die Ausstattung aller NHL-Teams zuständig. The Hockey Company ist der weltweit größte Hersteller von Hockeyausrüstung und produziert und vertreibt spezielle Produkte wie Hockeyschlittschuhe, Schläger, Trikots und Bekleidung sowie Schutzausrüstung. CCM, JOFA, und KOHO stellen die drei großen und relevantesten Marken des Unternehmens dar.
Während CCM von 2000 bis 2006 die weißen Trikots stellte, war KOHO für die dunklen und die Alternativ-Jerseys zuständig. Eine große Neuerung die mit der Übernahme der NHL-Ausstattung durch die Hockey Company einherging, war, dass plötzlich das Herstellerlogo auf dem Rücken unter dem Kragen der Spieler angebracht war. Vorher war es üblich gewesen, dass Hersteller ihr Logo an der Rückseite des Taillensaums anbringen.
2007-2017: Die große Zeit für Reebok?
Bereits 2004 wurde CCM zusammen mit KOHO von Reebok übernommen. Anschließend wurde ein Teil des Sortiments von CCM auch unter dem Namen Reebok angeboten. Alle offiziellen NHL-Trikots im Speziellen wurden hingegen nur noch von Reebok (Rbk Hockey) angeboten. Günstigere Replika-Trikots hingegen waren weiterhin von CCM erhältlich.
Das Jahr 2007 schließlich sollte deshalb einen Wendepunkt in der Spielerbekleidung darstellen, weil die neuen "Edge-Uniformen" von Reebok das erste Mal beim NHL All Star Game am 24. Januar in Dallas, Texas präsentiert wurden. Aufsteigende Superstars, wie Alex Ovechkin (mit mittlerweile über 700 Toren in der NHL) oder Sidney Crosby (Sid the kid) waren unter den ersten, die Reeboks neue Trikots trugen.
Reebok bewarb diese Trikots damit, dass sie leichter und wasserabweisender seien, als bisherige Spielerkleidung und dass sie Spielern damit mehr Flexibilität verleihen. Fast alle Teams der NHL änderten in Anpassung an die neuen Trikots zumindest Teile ihrer Ausrüstungs- und Kleidungsdesigns.
Da sich einige Spieler irgendwann über die Edge-Uniformen beschwerten, modifizierte Reebok diese sie und brachte im Jahr 2008 eine angepasste Version mit weiteren Ärmeln unter dem Namen "Edge 2" auf den Markt. Auch, wenn diese Uniformen, mit weiteren kleinen Anpassungen, besser bei Spielern und Fans ankamen, war die Edge-Reihe doch stets in der Kritik. Viele vermissten die gewohnten, alten Trikots und ikonischen Designs, die mit der Reebok-Kleidung verlorengingen.
2017 bis heute: Adidas als Ausrüster der Profis
Spannend wird es, zu sehen, wie es mit den NHL-Trikots weitergehen wird. Schließlich ist Reebok längst Teil der Adidas-Group – es sitzt also am Ende noch immer der gleiche Hersteller am Hebel. Die sogenannten ADIZERO-Trikots jedoch wurden wiederum als leichter, luftiger und widerstandsfester beworben, als die Edge-Trikots aus der Vergangenheit.
Bislang scheinen die Spieler gut damit zurechtzukommen. Man darf gespannt sein, ob unter der Marke Adidas der durch Reebok unter Eishockeyfreunden doch ein wenig angeschlagene Ruf wieder nachhaltig ausgebessert werden kann.
Ein Schneider für die Anzüge der NHL-Spieler
Giovanni Vacca – Mode von Montreal in die Playoffs
Jedes Jahr während der Playoffs der NHL sieht man sie, bevor sie sich in ihre Trikots und Sportoutfits werfen, stolz in die Arena maschieren: Die Profis der amerikanischen Eishockeyliga, schick mit Anzug und Lederschuhen, wie aus einem italienischen Modekatalog. Schon seit Jahrzehnten ist vor allem ein einziger Schneider für viele dieser schicken Outfits zuständig: Der italienische Schneider Giovanni Vacca.
Wayne Gretzky, Kevin Stevens oder auch Sidney Crosby – Giovanni Vacca kleidete sie alle ein.
Vacca und sein Sohn betreiben ihren Laden "Giovanni Clothes inc" in Little Italy in Montreal. Hunderte von Anzügen für NHL-Spieler entstanden in diesem Laden – darunter auch etliche für diverse Finalisten des letztjährigen Stanley Cups, wie zum Beispiel Alex Pietrangelo, der Kapitän der St. Louis Blues.
Doch Vacca hat schon für etliche andere, noch größere Stars geschneidert und das seit den 1990er Jahren. Auf dieser Liste stehen Namen, wie:
- Wayne Gretzky
- Rob Blake
- Kevin Stevens
- Theo Fleury
- Brian Leetch
- Mark Recchi
- Sidney Crosby
- Shea Weber
- Joe Thornton
- Brent Burns
Den Start als Schneider in der Sportwelt machte Vacca bei den Baseballspielern. Einer der ersten großen Stars der "Montreal Expos", Rusty Staub" kam eines Tages in seinen Laden, weil er einen guten Anzug für bezahlbares Geld wollte. Schnell verbreitete sich die Botschaft, dass Vacca das ermöglichte, in der Major League Baseball und immer mehr Spieler ließen sich von ihm ankleiden.
1994 schneiderte Vacca dann auch einige Anzüge für Stanley Cup Teilnehmer – darunter auch solche für die Gewinner des Cups, die New York Rangers. Auch der ehemalige Manager der Rangers, Neil Smith, trug einen Vacca-Dress.
Seit das weltweite Sportbusiness zum Millionengeschäft geworden ist, findet auch NHL-Spieler ihren Weg allerdings nur noch höchst selten persönlich in Vaccas Laden. Die Zeiten ändern sich und so musste auch Vacca sich anpassen. Heute ist Vaccas Sohn, Domenico, in den Staaten unterwegs, besucht interessierte Spieler und stattet sie in ihrer Heimat aus.
Auch Eishockeyspieler werden modebewusster
Es besteht kein Zweifel daran, dass die Vacca-Familie einen wichtigen Teil zur Wahrnehmung von Eishockey-Profis außerhalb des Spielfeldes beigetragen hat. Während Fußballer und Basketballer häufig experimentierfreudiger, verspielter und jugendlichere Mode tragen, sich dabei nicht selten aber auch einmal einen Fauxpas erlauben, sind Eishockeyspieler häufig für ihre Stilsicherheit und klassische, "erwachsene" Mode bekannt. Wenn sie denn überhaupt in den Fokus der Öffentlichkeit und Medien kommen, was Mode betrifft.
Allerdings dürfte das immer häufiger der Fall werden. Denn, so beobachten es auch die Vaccas, das Modebewusstsein von Eishockeyspielern wird ebenfalls immer größer. Außerdem ändern sich die Figurtypen vieler Spieler. Wo früher hauptsächlich breitschultrige, große Männer Eishockey spielten, finden sich heute unter den Profis auch häufiger kleinere, flinke Spieler.
Doch sowohl der "klassische" Spielertyp, als auch der Neue, scheint heute genauer zu wissen, was er modisch haben möchte. Während früher noch weitere, lockerere Anzüge unter Eishockeyspielern angesagt waren, sind es heute eher Slim Fits. Vacca betont, dass noch Anfang der 2000er Jahre die meisten Spieler ihm um seine Meinung fragten – heute dagegen scheinen sie sich selbst ihre besten Berater zu sein.
Die Wertschätzung der Mode und vor allem auch die persönliche Inszenierung hat in den vergangenen zehn, zwanzig Jahren in der NHL genau wie in der NBA oder NFL immens unter dem Großteil aller Spieler enorm zugenommen. Das amerikanische Magazin "Sports Illustrated" titelte 2019 "How Athletes Are Turning Arena Entrances into Fashion Shows" (Wie Sportler den Einlauf ins Stadion in Modeshows verwandeln) und berichtete genau von diesem Phänomen. Immer mehr Spieler achten darauf, dass alles gut sitzt und zueinander passt, die Schuhe fleckenfrei sind und die Ausstrahlung stimmt, bevor sie durch den Spielertunnel die Arena betreten.
P. K. Subban, seit Juni 2019 Abwehrspieler bei den New Jersey Devils, berichtet davon, wie er während der Saison 2011/ 2012 noch einiges an Kritik und Häme dafür einstecken musste, dass er sich traute, einen bordeauxfarbenen Anzug mit Pumamuster im Innenfutter zu tragen. Heute dagegen, sagt er, sei es ganz normal, dass man Spieler mit karierten Anzügen und Hüten in Arenen einlaufen sehe. Warum auch nicht? Schließlich handelt es sich dabei um einen Weg, die Persönlichkeit auszudrücken, ohne, dass man diese als Spieler dafür in Interviews verbal zum Ausdruck bringen müsste.
Eishockey-Spieler und ihre Alltagsmode
P.K. Subban
Auch, wenn sich die NHL in Sachen Mode lockert und öffnet und immer mehr Spieler sich trauen, modisch einmal etwas aus der Reihe zu tanzen, zählt der bereits erwähnte P.K. Subban unter den bekannten Eishockeyspielern sicherlich zu den stylischsten.
Neben einer James Norris Memorial Trophy als bestbewerteter Verteidiger der Liga und zwei Berufungen ins erste ALL-Star-Team sowie einem Titel bei der Western Conference mit den Nashville Predators ist Subban seit Langem für seine auffallende Garderobe bekannt. Auf quasi allen roten Teppichen sämtlicher hochkarätiger NHL-Events zieht Subban die Aufmerksamkeit seiner Umgebung auf sich.
Besonders seine Vielfalt an Hüten mit runder Krempe, seine farbenfrohen Kombinationen und aussagestarken Anzüge (die ihm Vergleiche mit der kanadischen Hockey-Ikone Don Cherry einbrachten, der ebenfalls für seine extravaganten Anzüge bekannt war; durch xenophobe Aussagen allerdings weniger Stil im Bereich des Humanitären bewies) sind immer wieder ein echtes Highlight für die Mode-Presse.
Subbans Stilbewusstsein über viele Jahre hinweg hat ihm nicht nur etliche Schlagzeilen und vielgeklickte Fotos eingebracht. Kürzlich erst zierte er gemeinsam mit seiner Verlobten und Weltcup-Skirennfahrerin Lindsey Vonn sogar das Cover der Sports Illustrated Fashionable 50-Ausgabe und zählt damit – zumindest nach Meinung der SI – zu den aktuell stylischsten Sportlern der Welt.
Henrik Lundqvist
Obwohl Eishockey eine spannende, schnelle und nicht nur in den USA beliebte Sportart ist, lässt sich sagen, dass es beim Fußball und Basketball immer noch ein wenig "auffälliger" zugeht. Sowohl das Spiel selbst, als auch die Spieler sind häufiger in der Presse und in vielen Fällen auch freiwillig als Influencer oder Mode-Fans in den sozialen Medien unterwegs. Außerdem wuchsen viele NHL-Spieler in eher kleineren Städtchen auf. Letztlich ist Eishockey auch noch einmal weniger ein Sport, bei dem der einzelne Spieler als Individuum so stark ins Rampenlicht gerät. Meistens geht es um das ganze Team.
Doch Spieler, wie P.K. Subbans und seit einiger Zeit auch Henrik Lundqvist, der Torwart der New York Rangers, zählen zu denen, die aus dem Raster fallen. Durch ihre Art und ihr Selbstverständnis im Bezug auf ihre Freizeitgarderobe motivieren sie immer mehr Teamkollegen dazu, über den Rand der Eisfläche hinauszuschauen und sich auch modisch etwas zu trauen.
Dass das zu Akzeptanz in der Modewelt führen kann und nicht mit bemitleidenden oder amüsierten Seitenblicken enden muss, hat der Schwede Lundqvist ebenfalls längst bewiesen. Er trägt nicht nur klassische Anzüge, mit denen er nichts falsch machen kann und die ihm den Namen Spitznamen Agent 007 – Lundqvist, Henrik Lundqvist eingebracht haben.
Stattdessen kombiniert er auch einmal ein blaues Samtsakko mit Wildlederschuhen oder eine Lederjacke mit modernem Schnitt zu einem legeren weißen Shirt. Kein Wunder, dass der Schwede bei den neunten annual Style Awards im Jahr 2012 den Preis für den stylischsten männlichen Sportler gewann. Lundqvist führt darüber hinaus auch etliche andere Top-Style-Listen unter Sportlern an; die GQ widmete ihm im November 2014 sogar eine eigene Kolumne: „6 Styles, die man von Henrik Lundqvist stehlen kann“.
Brent Burns
Als dritten und letzten möchten wir natürlich auch noch auf den Kanadier Brent Burns hinweisen, der für die San Jose Sharks als einer der besten Abwehrspieler der NHL unter Vertrag steht. Burns nämlich steht zu seiner auffälligen Zahnlücke mindestens genauso, wie zu seinem extravaganten Kleidungsstil. Zurecht, wie wir finden. Denn obwohl seine Anzüge meist über die Grenzen des Alltagsgeschmacks hinausgehen und als gewagt bezeichnet werden dürfen, zählt Burns doch auch zu den ausgesuchten Spielern, die die Fotografen auf den roten Teppichen jedes Mal wieder konkurrenzlos ans sich binden können.
Seien es karierte Anzüge, Anzüge in Camouflage-Optik, Doppelreiher in waldgrün, Sakkos mit Blumendrucken oder wilde Kombinationen mit Cowboystiefeln und entsprechendem Hut – Burns überrascht immer wieder und fühlt sich in seinen Outfits sichtbar wohl. Die bereits erwähnte Zahnlücke und sein wilder, langer Bart runden die Looks ab und machen ihn damit für uns eindeutig zu einem der stylischsten Männer der NHL.