Eishockey in der saudischen Wüste

Eishockey in der saudischen WüsteEishockey in der saudischen Wüste
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In fast allen Eishockeyligen dieser Welt steht der amtierende Meister längst fest und die Spieler befinden sich im Sommerurlaub bzw. beschäftigen sich mit ganz anderen Dingen als Eishockey. Nicht so in Nordamerika, wo bekanntlich gerade der Stanley-Cup-Sieger gesucht wird und - jedenfalls bis letzte Woche - in Saudi-Arabien. Eishockey? Saudi-Arabien? Ja, auch da wird Eishockey gespielt, und in der vergangenen Woche fand dort sogar ein Turnier statt.

Neben den gastgebenden Dhahran Saad Falcons, die gar drei Teams stellten, waren auch auch ein Team aus der saudischen Hauptstadt Riyadh sowie eine Mannschaft aus dem benachbarten Inselstaat Bahrain am Start. Das Team aus Dhahran, dass seine Spiele in der Eishalle des durch einen Terroranschlag 2003 zu trauriger Berühmtheit gekommenen Oasis Compounds in Al-Khobar austrägt, ist seit Jahren bei vielen Turnieren, sowohl in der Golfregion als auch im restlichen Asien, vertreten, die Jugendmannschaft nimmt sogar regelmäßig an internatinalen Turnieren in Europa und Südafrika teil. Zuletzt startete das Herrenteam der Falcons im April beim Mighty-Camels-Cup in Dubai und scheiterte nur knapp in der Gruppenphase. Da es aufgrund der Entfernungen und der strikten saudischen Visaregularien kaum externe Gegner gibt, die man auf heimischem Eis empfangen könnte, spielen die Falcons eine aus drei Teams bestehende interne Miniliga aus. Der Großteil der Akteure besteht aus – wie sollte es auch anders sein – kanadischen Spielern, die zum größten Teil für den weltgrößten Ölkonzern Saudi Aramco tätig sind, aber auch einige Europäer, so zum Beispiel der ehemalige Moerser Holger Fechner, gehören zum Aufgebot des Teams von der saudischen Ostküste.

Im Team aus der Hauptstadt Riyadh steht mit Goalie Oliver Eberz (früher unter anderem Eintracht Frankfurt) ein weiterer Deutscher auf saudischem Eis. Das Eishockey in Riyadh lag einige Jahre brach, die Hockeyenthusiasten haben sich auf Ballhockey beschränkt, welches einmal pro Woche auf dem Gelände der kanadischen Botschaft gespielt wird. Nach und nach stellte sich aber heraus, dass es inzwischen wieder einige Eishockeyspieler in der Stadt gibt und so entschloss man sich, erneut ein Team ins Leben zu rufen. Ab August wird man dann auch wieder regelmäßig auf der kleinen Eisfläche in der Riyadher Hayat-Mall trainieren. Das Team aus der Hauptstadt besteht ebenfalls zum größten Teil aus Kanadiern, aber auch US-Amerikaner, Schweden und Finnen jagen inmitten der arabischen Wüste dem schwarzen Hartgummi hinterher. Der größte Teil des Teams aus Riyadh hat bisher die Farben der Saad Falcons aus Dhahran getragen, ab Herbst möchte man aber mit einem eigenen Team an internationalen Turniern teilnehmen. „Anfangs ist es schon etwas schräg, wenn man bei bis zu 50 Grad Außentemperatur seine Eishockeytasche ins Auto wuchtet, aber mit der Zeit gewöhnt man sich daran. Und Eisstadien sehen innen drin wohl überall auf der Welt ähnlich aus, auf dem Eis vergisst man dann recht schnell, dass man sich in einem exotischen Eishockeyland befindet“, berichtet Eberz. „Das Klima zum Beispiel in Phoenix ist mit dem in Riyadh durchaus vergleichbar, und in Phoenix wird ja sogar (noch) NHL gespielt“, so Eberz weiter. „Wir zahlen in Dhahran kein Eisgeld oder Beiträge, das wird alles durch Sponsoren abgedeckt. Allerdings gibt es auch kein Spritgeld, was bei Benzinkosten von umgerechnet neun Eurocent pro Liter aber absolut zu verschmerzen ist. Daher sind auch die knapp 400 Kilometer pro Strecke zum Training oder zum Turnier nach Dhahran finanziell durchaus zu verkraften“.

Die Mannschaft aus dem kleinen Nachbarland Bahrain, das über den King-Fahd-Causeway mit Saudi-Arabien verbunden ist und nur knapp 30 Minuten Fahrtzeit von Dhahran entfernt liegt, kam sogar mit einigen einheimischen Spielern über die Grenze. In Saudi-Arabien ist der Anteil der einheimischen Akteure dagegen noch sehr überschaubar. „In Dhahran gibt es im Jugendbereich einige saudische Spieler, aber bis man von einer ‚echten‘ saudischen Eishockeymannschaft sprechen kann, werden wohl noch etliche Jahre ins Land ziehen“. Wie in vielen anderen Ländern steht auch im Königreich der Fußball unangefochten an erster Stelle, und das wird sich in absehbarer Zeit wohl kaum ändern.

Das Turnier gewonnen hat übrigens das Team Dhahran II mit Holger Fechner, dass im Finale gegen das eigene Team III mit 7:5 triumphierte. Das neue Team aus Riyadh mit Goalie Oliver Eberz, dass mit zwei Niederlagen zu Beginn nur schleppend ins Turnier fand, qualifizierte sich schließlich doch noch für das Halbfinale und scheiterte dort in der Overtime denkbar knapp mit 4:5 gegen Dhahran III. Eine Neuauflage des Turniers ist für Anfang Dezember geplant. Bis dahin werden sowohl die Teams aus Dhahran als auch aus Riyadh die Farben Saudi-Arabiens bei diversen Turnieren in der Golfregion und im restlichen Asien vertreten.


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