Eddy Rinke - Ein Deutscher in Nordamerika

Eddy Rinke, 26.07.1991
in Riga/Lettland geboren, spielte in dieser Saison für die Sudbury
Wolves in der Ontario Hockey League (OHL). Er ist Stürmer und
absolvierte 55 Saison Spiele in denen er 9 Tore und 10 Assist
erzielte. In den Play-offs kam er noch einmal in vier Spielen zum
Einsatz und schoss 1 Tor. Genaueres über sein erstes Jahr in
Nordamerika und seine Karriere erzählt er uns selbst:
Eddy, zuerst wäre es
schön, wenn du dich den Lesern einmal vorstellst:
Mit
zwei Jahren stand ich das erste Mal auf Schlittschuhen. Mein Vater
hat mit mir und später auch mit meinem Bruder Ralf fast täglich
geübt. Er ist selber Trainer und hat uns damals, wie auch heute
unglaublich viel unterstützt. Damals wohnten wir in Ebersberg (bei
München) und so dauerte es nicht lange bis wir beim EC Klostersee
Eishockey spielten. Mit acht Jahren bin ich dann mit meiner Familie
wieder zurück nach Lettland gegangen. Dort habe ich in verschieden
Mannschaften erfolgreich weitergespielt. 2006 hatte ich dann auch
meinen ersten Einsätze in der lettischen U16-Nationalmannschaft. Mit
15 musste ich mich dann entscheiden wie und wo ich mit dem Eishockey
weitermache. In Lettland gab es zu dieser Zeit nicht die
Trainingsbedingungen die mich auf das profesionelle Eishockey
vorbereiten konnten. Also entschied ich mich wieder zurück nach
Deutschland zu gehen und hatte Glück, dass mich Herr de Raaf in sein
Jungadler-Team aufnahm. Das war wohl die beste Entscheidung die ich
treffen konnte. Ich spielte eine Saison für die Jungadler und eine
weitere für die Iserlohn Young Roosters.
Im Frühjahr 2009
fragte dann die lettische U18-Nationalmannschaft an, ob ich bei der
B-WM spielen würde. Keine leichte Entscheidung, denn ich sollte in
Kürze meine deutsche Staatsangehörigkeit bekommen und wäre danach
für die lettische als auch für die deutsche Nationalmannschaft
gesperrt. Gleichzeitig stand aber der Draft zur CHL an und ich
entschied mich zu spielen. Wir schafften den Aufstieg in die
Elitegruppe und im Juni wurde ich von Sudbury Wolves in die OHL
gedrafted.
Dein erstes Jahr in Nordamerika ist
vorbei. Wie ist dein Fazit, hat es sich gelohnt den Schritt nach
Sudbury zu machen?
Auf jeden Fall! Seit ich klein bin
träumte ich davon, irgendwann in Kanada zu spielen.
Als ich
von den Wolves gedrafted wurde war ich schon sehr stolz und wollte
natürlich mein bestes Hockey zeigen. Der Coach und auch die anderen
Verantwortlichen in der Organisation haben mir den Einstieg auch sehr
einfach gemacht. Im Laufe der Saison gab es zwar auch einige Dinge
die hätten besser funktionieren können, aber diese Erfahrungen muss
jeder mal machen. Sportlich gesehen war die Saison wie eine
Achterbahnfahrt. Ich hatte einen sehr guten Start, hatte dann aber
auch ein Loch, wo ich es nicht so lief und ich auch nicht die Eiszeit
bekam, die ich mir vorstellte. Nach der Weihnachtspause lief es dann
wieder sehr gut und ich konnte auch wieder einige Tore machen. Danach
verletzte ich mich allerdings (Eishockey in Kanada ist schon einiges
härter wie in Deutschland) und musste ca. 10 Spiele ausetzen. Leider
schieden wir dann in der ersten Runde der Play-off aus. Dennoch
glaube ich, das ich als „Rookie“gezeigt habe das ich gut auf
Top-Niveau mithalten kann. Zudem habe ich meine Schwächen erkannt
und werde im Sommertraining hart daran arbeiten, um in der nächsten
Saison noch besser auf das Spiel in Kanada vorbereitet zu sein.
Du
lebst sicher in einer Gastfamilie, wie ist das Leben dort?
Nun,
es ist eben Nordamerika. Es sind alle unglaublich nett, auf der
anderen Seite ist es eine ganz andere Kultur. Das merkt man vor allem
beim Essen. Das ist schon ein wenig gewöhnungsbedürftigt. Auf jeden
Fall werde ich mir für nächstes Jahr ein paar Kochbücher
mitnehmen!
Beim ersten Spiel für Sudbury waren
ca. 3700 Zuschauer da, wie war es für dich vor so einer großen
Kulisse, dein erstes Saison Spiel zu bestreiten?
Das ist
schon beeindruckend. Wir hatten zwar auch in Mannheim Spiele vor über
1000 Zuschauer, aber das ist in Kanada noch mal was ganz anderes. Vor
allem musste ich mich ja auch gleichzeitig an das kleinere Eis und
das schnellere Spiel gewöhnen. Vor dem ersten Spiel war ich
jedenfalls ein wenig nervös. Aber sobald der Puck fällt vergisst
man das alles und ist nur noch auf das Spiel fokussiert.
Bereits
im Dritten Spiel der Saison erzieltest du dein erstes Tor, drei
Spiele Später gelang dir sogar das erste „Zwei-Tore-Spiel“.
Welches der beiden Spiele war für dich wertvoller?
Auf
jeden Fall das Tor gegen Barrie! Es war ja nicht nur mein erstes Tor,
es war auch noch ein schönes Solo und das spielentscheidende Tor.
Der Puck hat einen Ehrenplatz bei mir zu Hause!
Ich hoffe,
das ich demnächst auch mal drei Tore in einem Spiel schiesse. Das
wäre dann das nächste persönliche Highlight.
In
der Ontario Hockey League spielen neben dir auch noch zwei andere
Deutsche, Philip Grubauer in Windsor und Björn Krupp in Belleville.
Kennt man sich untereinander, oder war das kein Thema bei Spielen
gegeneinander?
Philip habe ich während der Saison
einige Male getroffen. Er hat ja vorher noch bei den Belleville Bulls
gespielt.
Da halten wir Spieler untereinander schon ein
wenig Kontakt, auch zu anderen Spielern und Freunden in der CHL und
natürlich in Europa.
Du bist in Riga/Lettland
Geboren, Spieltest für die Lettische Nationalmannschaft, trotzdem
giltst du als Deutscher. Welche Familiäre Konstellation sorgte
dafür?
Ich bin in Ebersberg geboren worden
und war von Geburt an Lette. Letztes Jahr hatte ich dann die
Möglichkeit Deutscher zu werden und habe mich, wie mein Bruder Ralf
auch, dafür entschieden die Staatsangehörigkeit zu
wechseln..
Wie kam es dazu, dass du für die
Lettische Nationalmannschaft und nicht für die Deutsche aufläufst?
Wie gesagt, das lag eben an meiner Nationalität. Ich
hoffe, das ich irgendwann auch mal in der deutschen Mannschaft
spielen kann. Mein Bruder Ralf hat ja schon mal das deutsche
Nationaltrikot bei zwei U17-Testländerspielen gegen die Slowakei
überziehen dürfen. Bei mir wird das wegen der Sperre (Einsatz für
Lettland bei der U18-WM in Asiago) sicherlich noch einige Jahre
dauern. Vielleicht bei Olympia 2018 in München?
Ihr
habt den Aufstieg zur „A-WM“ der U18 geschafft. Wie fühlte sich
das an?
Das war ein klasse Gefühl. Wir waren ja schon
als die Favoriten nach Italien gefahren. Wir wollten unbedingt den
Aufstieg schaffen. Entsprechend groß war die Erleichterung und die
Freude als wir im „Endspiel“ gegen Dänemark gewinnen konnten.
Das haben dann in der Nacht dann auch kräftig gefeiert. Trotzdem
möchte ich auf jeden Fall auch nochmal gegen die „großen“
Eishockeynationen spielen.
Wie sieht deine
Zukunft aus? Was hast du dir vorgenommen? Was sind deine nächsten
Schritte? Kannst du dir vorstellen einmal in der DEL zu Spielen oder
liegt dein Hauptaugenmerk auf Nordamerika?
Ich habe
bereits mit dem Sommertraining angefangen und bereite mich noch
intensiver auf die neue Saison vor. Ich habe mir ein sehr hohes Ziel
gesetzt und sehe die Chance es zu erreichen. Ich möchte mich in
Nordamerika durchsetzen. Darauf werde ich mich im Moment
konzentrieren. Aber grundsätzlich ist die DEL natürlich auch eine
Option. Die Hallen kenne ich ja schon (fast) alle.
Damit
Danke ich dir für das beantworten der Fragen und hoffe das es
nächste Saison weiter aufwärts geht für dich!
Danke
auch und schöne Grüße an alle Eishockeyfans.
Interview: Christian
Binas