Dilemma bei der IIHF: Russland plötzlich WeltranglistenersterPunkte ohne Teilnahme

Und das, obwohl Russland seit drei Jahren an keinen internationalen Turnieren teilgenommen hat. Zuletzt war Russland bei den Olympischen Spielen im Februar 2022 mit am Start. Nur wenige Wochen später begann der Angriffskrieg gegen die Ukraine, der mit dem Ausschluss Russlands durch die IIHF sanktioniert wurde.
Dennoch erhält das Land weiterhin Rankingpunkte, als ob es aktiv an den Turnieren teilgenommen hätte. Das liegt an einer Entscheidung der IIHF, Russland trotz seiner Sperre die Punkte zuzusprechen, die es gemäß seiner Setzposition bei der WM bekommen hätte. Damit wollte man wohl verhindern, dass Russland bei einer Rückkehr ganz unten neu anfangen muss.
In der Praxis führt diese Regelung jedoch zu einem absurden Ergebnis: Russland sammelt Punkte, ohne zu spielen – und ist nun laut aktueller Berechnung Weltranglistenerster. Denn Russland wurde beim Ausschluss auf dem dritten Weltranglistenplatz (Stand: Olympia 2022) eingefroren und würde nach der gerade zu Ende gegangenen Weltmeisterschaft sogar die Punkte eines Silbermedaillengewinners erhalten. Nationen wie Kanada oder Schweden, die tatsächlich an den letzten Weltmeisterschaften teilgenommen haben, stehen nun schlechter da.
Wäre die Schweiz Weltmeister geworden, hätte sie Platz eins übernommen. Stattdessen ist sie jetzt Dritter – hinter den USA und eben Russland. Dass eine Nation, die gar nicht spielt, mehr Punkte erhält als die meisten aktiv teilnehmenden Teams, ist für viele nur schwer nachvollziehbar.
Auf der offiziellen IIHF-Website ist die neue Rangliste bislang nicht offiziell veröffentlicht. Dort wird Kanada noch als Nummer eins geführt, Platz zwei bleibt leer. Russland wird lediglich ganz unten erwähnt, unter dem Hinweis, dass es nicht am Weltmeisterschaftsprogramm teilnimmt – mit einer kleinen „2“ daneben, die auf die tatsächliche Platzierung hinweist.
Für die IIHF ist die Situation peinlich. Sie hat Russland ausgeschlossen, belohnt das Land aber gleichzeitig indirekt mit einer Top-Platzierung. Auch wenn diese Platzierung praktisch keine Auswirkungen hat – es geht nicht um sportlichen, sondern um symbolischen Wert. Ein Verband, der sich bewusst von Russland distanzieren wollte, hat es nun zum Weltranglistenersten gemacht.
Wie die IIHF mit dieser Situation umgeht, ist offen. Denkbar wäre eine Änderung des Punktesystems oder zumindest eine offizielle Erklärung. Vielleicht wird Russland gar nicht offiziell als Nummer eins geführt – aber laut der derzeitigen Berechnungsmethode wären sie es.
Deutschland verbleibt auf dem achten Platz. Kanada fällt vom ersten auf den vierten Rang zurück, gefolgt von Schweden, Tschechien und Finnland.