Die Schweizer Nationalmannschaft feiert ihre RückkehrSpengler Cup 2017
Die Schweiz - hier mit Yannick Rathgeb (links) gegen Aleksandrs Jerofejevs - besiegte Dinamo Riga mit 6:1. (Foto: dpa/picture alliance/KEYSTONE)Der Spengler-Cup gilt als das älteste Eishockey-Mannschaftsturnier der Welt. Seit 1923 wird der Cup ausgetragen, wobei zwei Teams gesetzt sind. Einmal natürlich der Gastgeber, der NL-Verein HC Davos, sowie seit 1983 die kanadische Nationalmannschaft, wobei es sich hier um ein Team kanadischer Spieler aus europäischen Ligen handelt.
Erster Gewinner war übrigens die Uni Oxford aus Großbritannien. Auch deutsche Mannschaften waren dabei, holten auch Siege oder zweite Plätze, wie 1926 und 1928 der Berliner SC als Sieger und 1931 als Zweiter, der Krefelder EV 1951 (Zweiter), der EV Füssen 1952 und 1964 (Sieger) und zuletzt die Kölner Haie 1999 (Sieger).
Welche Dimension der Cup hat, zeigt ein Blick auf das finanzielle Budget. Mit 8,5 Millionen Schweizer Franken liegt der Spengler-Cup im Schweizer Sport auf Platz zwei hinter den Swiss Indoors in Basel. 30 Prozent der Einnahmen kommen von Sponsoren, der Rest vom zahlenden Publikum, vom Hauptsponsor, der Großbank UBS sowie einigen weiteren kleineren Geldgebern. Dass alle Spiele mit 6300 Zuschauern ausverkauft sind, muss wohl nicht erwähnt werden und auch die Presse ist zahlreichen vertreten. Bis zu 200 Journalisten sind für den Cup akkreditiert.
Und es gibt in diesem Jahr eine Sensation, jedenfalls für schweizerische Verhältnisse, deren Fortsetzung allerdings in den Sternen steht. Erstmals seit 1979 spielt wieder die Schweizer Nationalmannschaft mit. Hauptgrund ist neben der Attraktivität auch ein sportlicher Grund. Die „Nati“, wie sie in unserem Nachbarland genannt wird, sieht den Cup als letztes großes Vorbereitungsturnier vor den Olympischen Spielen in Südkorea.
1979 sah die Eishockeywelt noch ganz anders aus. Die Schweizer Nationalmannschaft war zweitklassig, musste stellenweise gegen die Drittklassigkeit ankämpfen. Interessant für alle Nostalgiker der damalige Kader: Tor: Anken, Jäggi; Verteidigung: Dubuis, Girard, Hofmann, Kramer, Kölliker, Zenhäusern (+); Sturm: Blaser, Conte, Dellsperger, Fuhrer, Holzer, Lörtscher, Mattli (+), Schmid, Soguel, Widmer, Wittwer, Zahn.
Dieses Team wurde damals mit vier Niederlagen in vier Spielen Letzter, unterlag dabei der Düsseldorfer EG mit 6:13, Krylja Moskau mit 1:6, Dukla Jihlava mit 4:5 und AIK Stockholm mit 0:6. Die DEG dagegen gewann sensationell mit 3:2 gegen AIK Stockholm, 4:3 gegen Dukla Jihlava und hatte im Auftaktspiel dem Favoriten aus Moskau ein 6:6 abgerungen. Da auch Moskau alle Spiele gewann, hing es am Ende am Torverhältnis und da war Krylja um fünf Tore besser.
Genug mit den Rückblicken, kommen wir zur aktuellen 91. Ausgabe des Spengler-Cups. Weitere Teilnehmer sind der KHL-Club Dinamo Riga, der finnische Vertreter HPK Hämeenlinna sowie der tschechische Verein Mountfield HK Hradec Kralove.
Nationalteam Schweiz: Im Gegensatz zu 1979 sehen sich die Schweizer als Mitfavorit auf den Cup-Wettbewerb. Im Team steht der aktuelle Kader, da Nati-Trainer Patrick Fischer den Wettbewerb sehr ernst nimmt.
HC Davos: Gleich vorweg der neue Rekord, der vermutlich nur ein Jahr halten wird. Kult-Trainer Arno del Curto wird seinen HCD zum 22. Mal beim Cup coachen und es ist keineswegs so, dass ein verstärkter HCD (Gastspieler sind Lofquist vom EHC Biel, Morin vom SC Bern und Sallinen vom EHC Kloten) chancenlos sein wird. Zuletzt gewann Davos 2011 den Titel, scheiterte von 2013 bis 2015 dreimal in Folge im Halbfinale.
Dinamo Riga: Der lettische KHL-Club, der unter anderem mit zwei Kanadiern (Stollery, McMillan) antritt, schwächelt im Augenblick in der KHL, belegt mit 38 Punkten in der Bobrov-Divison nur den letzten Platz. Das bedeutet aber nicht, dass die Letten Kanonenfutter im Cup sind. Immerhin hält Dinamo die Hälfte der lettischen Nationalmannschaft unter Vertrag.
HPK Hämeenlinna: Auch Hämeenlinna spielt in der finnischen Liiga nicht die Rolle, die es sich wünscht. Aktueller Zwölfter von 15 Vereinen, die Play-offs sind in Gefahr. Der erste Teilnehmer der Liiga seit 2004, damals IFK Helsinki, wird verstärkt durch zwei Gastspieler (Santala aus Kloten und Vincour von Kometa Brünn).
Mountfield HK Hradec Kralove: Im Gegensatz zu Riga und Hämeenlinna spielt Mountfield HK in der tschechischen Extraliga um den Titel mit, liegt allerdings mit sieben Punkten Rückstand auf Tabellenführer HC Pilsen (71) auf Platz zwei. Im letzten Jahr scheiterte Mountfield erst im Halbfinale knapp am Team Kanada (3:4).
Team Kanada: Sie stehen vor einem historischen Triumph. Sollte es nach 2015 und 2016 in diesem Jahr den dritten Cup-Gewinn in Folge geben, dann hätte Team Kanada den HC Davos mit 15 Titeln eingeholt. Dementsprechend gehen die europäischen Ahornblätter ins Rennen. 13 Kanadier verdienen ihr Geld in der Schweizer NL, der Rest kommt aus europäischen Topligen und der AHL. Einziger deutscher Bezug: Der frühere Straubinger Keeper Barry Brust, der aktuell bei Fribourg unter Vertrag steht, wird in Kanadas Tor stehen.
Der aktuelle Turnierstand:
Bereits der Start war beeindruckend. Die Schweizer Nationalmannschaft, im Spiel keineswegs dominierend, zerpflückte in Sachen Effizienz den KHL-Verein Dinamo Riga mit 6:1. Eric Blum nach 90 Sekunden, Raphael Diaz zwei Minuten später und Damien Brunner in der elften Minute brachten die Schweizer schnell mit 3:0 in Führung. Nachdem Indrasis im Powerplay Riga mit 1:3 heranbrachte, war die lettische Herrlichkeit auch schon wieder vorbei. Postwendend erhöhte Dominik Schlumpf auf 4:1 und im letzten Drittel Luca Fazzini und Lino Martschini auf 6:1. So nennt man einen Einstand nach Maß.
Kanadas Auswahl startete mit einem 5:3 gegen Mountfield. Lukas Vopelka brachte die Tschechen in Führung aber noch vor der ersten Pause drehten Bartley (Örebro/SHL) und Curtis Hamilton (Lapeenranta/Liiga) das Ergebnis. Der Lette Oskars Cibulskis konnte im Mitteldrittel ausgleichen. Der Berner Mason Raymond brachte Kanada in der 29. Minute wieder mit 3:2 in Führung. Durch ein Unterzahltor von McIntyre (Zug) erhöhte Kanada auf 4:2, ehe Andris Dzerins noch einmal auf 3:4 verkürzte. Natürlich nahm Mountfield seinen Keeper vom Eis und das rächte sich mit dem 5:3 des Kanadiers Pierre-Alexandre Parenteau (Jekaterinburg/KHL).
Im dritten Spiel des Turnieres zeigte dann Riga, dass das 1:6 im ersten Spiel eine Eintagsfliege gewesen war. Dreimal gingen die Letten in Führung (Tore: Kristo 2 und Skvorcovs), dreimal glichen die Finnen aus (Tore: Turunen, Lehtivuori und Vincour). Nach 61:05 traf schließlich Rigas Indrasis zum entscheidenden 4:3.
Ohne eine echte Chance waren die Tschechen von Mountfield im Spiel gegen die Davoser Gastgeber. Besonders die Leihakteure Morin und Sallinen überzeugten vor 6300 begeisterten Zuschauern. Morin brachte den HCD bereits nach 37 Sekunden in Führung. Im Mitteldrittel erhöhten Sallinen, Sciaroni im Powerplay und Buck auf 4:0, dem Morin in der 43. Minute auch das 5:0 folgen ließ. Den tschechischen Ehrentreffer markierte Simanik in der 45. Minute, ebenfalls in Überzahl.
Am heutigen 28. Dezember geht es weiter mit den Begegnungen der Schweiz gegen Hämeenlinna (15.10 Uhr) sowie Kanada gegen den HC Davos (20.15 Uhr).