Die Russische Superliga – Der Eishockey-Riese ist auf Volldampf – Teil 2

Auch
der derzeitige Tabellenzweite aus Sankt
Petersburg, der sich seit dem Einstieg der Gazprom ebenfalls zu den
Neureichen zählen darf und vorher eher in den Niederungen der Tabelle
anzutreffen war, verstärkte sich in Person von Denis Shvidki (aus Chabarovsk
gekommen), Andreas Johansson von Färjestads BK und dem 36-jährigen Jamie Heward
von den L.A Kings namhaft. Als weiterer Neuzugang soll in den kommenden Tagen
der zurzeit noch bei den New York Rangers unter Vertrag stehende Darius
Kasparaitis präsentiert werden. Während man in Sankt Petersburg , auf der Suche
nach einem weiteren Verteidiger, auch ein Auge auf die Verteidiger Daniil
Markov und Aleksej Semenov geworfen hatte, fiel die Wahl letzten Endes auf den
bereits 35-jährigen unverwüstlichen Kasparaitis, während Gegenkandidat Daniil
Markov zumindest bis zum Saisonende für Dynamo moskau auflaufen wird.
Das
obere Viertel der Tabelle schließt, auf dem sechsten Platz hinter den Moskauer
Vereinen CSKA und Dynamo stehend, Lokomotiv
Yaroslavl ab. Die nach der bereits im September erfolgten Ablösung von
Trainer Paul Gardner vom Finnen Kari Heikkilä trainierte Mannschaft, nimmt
langsam immer mehr Fahrt auf. Zu verdanken ist der Aufschwung von Lokomotiv,
welches nicht ausschließlich aus Tradition diesen Namen trägt, sondern vielmehr
die russische Eisenbahngesellschaft “RZD” als Hauptsponsor hinter sich weiß,
nicht zuletzt auch Publikumsliebling Aleksej Yashin. Die
Sensationsverpflichtung des letzten Sommers scheint die Eingewöhnungsphase
hinter sich zu haben und wächst zunehmend in die ihm angedachte Rolle als
Leader der Mannschaft, für die er bereits in der Lock-out-Saison 2004-2005
auftrat.
Neben
Yashin, war auch für den Kanadier Randy Robitaille eine solche Leaderrolle im
Team vorgesehen. Doch der 32-jährige beendete
nach nur 14 Spielen und 9 erzielten Punkten sein Russlandabenteuer
vorzeitig, da er seiner erkrankten Frau in Kanada beistehen wollte.
Einen
faden Beigeschmack hinterließ die Geschichte um den plötzlichen Abgang
Robitailles jedoch erst dann, als jener wenige Tage später einen auf 600.000 Dollar dotierten Einjahresvertrag mit
den Ottawa Senators abschloss, was jedoch deutlich weniger ist, als die für ihn
vorgesehenen 1,5 Millionen, mit denen man ihm das Leben in Yaroslavl versüßen
wollte.
In
den Medien bringt man nun Robitailles Abgang direkt mit der Entlassung Paul
Gardners in Verbindung, da beide sich noch aus gemeinsamen Tagen in Nashville
kannten. Auf Robitaille angesprochen, reagiert selbst der neue Trainer Kari
Heikkilä verstimmt. „Ob ich mit Robitailles Flucht gerechnet habe? Er rief mich
am Vortag seines Abflugs nach Kanada an und erzählte von familiären Problemen.
Dass er nicht wiederkehren würde, gab er aber nicht offen zu. Er hätte lieber
die Wahrheit sagen sollen!“ Wo letztendlich die Wahrheit in dieser Sache liegt,
maßen wir uns nicht an zu beurteilen. Beruhigend für beide Seiten wird aber
sein, dass Robitaille wie gewünscht wieder in Kanada weilt, während Yaroslavl
sich von seinem Verlust wenig geschockt präsentiert und sich allmählich im
Favoritenfeld etabliert.
Als
erklärte Favoriten waren auch Avangard
Omsk und AK Bars Kazan in die
Saison gestartet. Für die Mannschaften, die sich noch in der Saison 2005-2006
im Finale der Superliga gegenüberstanden, verläuft die Saison bislang jedoch
jenseits aller Erwartungen.
In
Omsk scheint man sich nach sehr schwachem Start nun langsam wieder am Riemen zu
reißen und hat sich im Laufe der letzten Wochen in kleinen Schritten aus dem
Tabellenkeller auf den 10. Tabellenplatz vorgekämpft, von wo aus man mit neuem
Selbstbewusstsein weiter nach oben
klettern möchte.
Auch
in Kazan strotzt man nur so vor Selbstbewusstsein. Dieses schöpft man derzeit
jedoch nur aus der Hoffnung, dass die innerhalb der letzten Woche verkündeten
Namen der möglichen Neuverpflichtungen zur Öffnung des Transfermarktes Anfang
November, auch die an sie gestellten Erwartungen erfüllen werden. (Anm. d.
Autors: Lesen Sie hierzu das Interview mit Stürmer Danis Zaripov zur Situation
in Kazan)
Der
aktuelle Kader und dessen Abschneiden
enttäuschte im bisherigen Saisonverlauf auf ganzer Linie und liegt
derzeit auf dem 14. Tabellenplatz. Mit einem satten, 24 betragenden, Rückstand
auf Tabellenführer Ufa. Angesichts dieser ernüchternden Zahlen, ist es daher um
so beruhigender, dass man als Ligakrösus mit einem Etat von ca. 67 Millionen
US-Dollar noch gewisse Reserven hat, die man nun beim Großangriff auf den
europäisch-amerikanischen Markt großzügig freigemacht hat. (Adam Cienski)