Die Rapperswil-Jona Lakers wollen hoch – aber wer steigt in der Schweiz ab?Europa im Play-off-Fieber: KHL, Tschechien, Slowakei, Schweiz
Die Rapperswil-Jona Lakers (rote Trikots) wollen mit aller Macht hoch in die National League. (Foto: dpa/picture alliance/KEYSTONE)
KHL
In der KHL wird bereits, im Gegensatz zu allen anderen europäischen Ligen, seit Anfang März Play-off gespielt. In der Hauptrunde blieb dabei SKA St. Petersburg, der Titelverteidiger, auf Titelkurs. Im Gegensatz zur letzten Saison, als man mit 137 Punkten nur auf Platz zwei eintrudelte, punktgleich aber mit dem schlechteren direkten Vergleich gegen ZSKA Moskau, wurde diesmal die Ernte überlegener eingefahren. Wieder war ZSKA Moskau der direkte Konkurrent, nur dass diesmal der Vorsprung gleich 13 Punkte groß war. In der KHL wird, wie in der NHL, die Meisterschaft in vier Gruppen ausgetragen. In der östlichen Region, der Tschernyschow-Division innerhalb der Eastern-Conference, tummeln sich Teams wie Amur Chabarowsk, Sibir Nowosibirsk, Admiral Wladiwostok und natürlich die Chinesen von Kunlun Red Star aus Peking. In der Charlamow-Division spielen zum Beispiel Ak Bars Kasan, Metallurg Magnitogorsk und Awtomobilist Jekaterinburg. Im westlichen Teil der KHL sind die Team auf die Bobrow-Division und die Tarassow-Division aufgeteilt. In der Bobrow-Division sind die westlichsten Mannschaften untergebracht, wie Dinamo Minsk, Jokerkit Helsinki, Slovan Bratislava und Dinamo Riga, in der Tarassow-Division die aus dem Südwesten Russlands, ZSKA Moskau, Lokomotive Jaroslawl, HK Sotschi und HK Witjas Podolsk. Dazu kommen noch weitere Mannschaften in allen Divisionen, die hier jetzt nicht genannt wurden.
Hierbei trafen Jokerit Helsinki (2., Bobrow-Division) auf HK Sotschi (4. Tarassow-Division). Obwohl Helsinki mit Sotschi so seine Probleme in der Hauptrunde hatte, klappte es diesmal perfekt. Nach einem 2:3 am Anfang folgten zweimal ein 7:2, ein 3:2 und ein 2:1 und am Ende war Jokerit im Viertelfinale. Lokomotive Jaroslawl (2. Tarassow) traf auf Torpedo Nischni Nowgorod (3. Tarassow) und gewann die Serie 4:0 (2:1, 2:1, 3:2, 3:2). Äußerst eng ging es zwischen Salawat Julajew Ufa und Avandgard Omsk aus. Am Ende hatte Ufa mit 4:3 (6:4, 2:7, 3:5, 4:2, 2:1, 2:3 und 3:2) die Nase vorn. Das war die knappste Serie des Achtelfinales. Traktor Tscheljabinsk (2. Charlamow) besiegte Neftechimik Nischnekamsk mit 4:1 (4:3, 4:1, 3:2, 2:3, 4:3) und kam ebenso weiter wie Metallurg Magnitogorsk (4. Charlamow) . Der Champion der Jahre 2014 und 2016 setzte sich nach sechs harten Spielen mit 4:2 gegen Awtomobilist Jekaterinburg (3. Charlamow; 3:2, 1:2, 3:1, 1:2, 4:1, 3:1) durch. Titelverteidiger SKA St. Petersburg (1. Bobrow) besiegte Sewerstal Tscherepowez (5. Tarassow) mit 4:0 (4:3, 7:4, 2:1, 2:0) und ZSKA Moskau (1. Tarassow) zeigte gegen den Lokalrivalen Spartak Moskau (3. Bobrow) beim 4:0-Sweep (6:0, 1:0, 3:1, 1:0) seine hervorragenden Defensiv-Qualitäten. Zuletzt soll noch Ak Bars Kasan erwähnt werden, das sich gegen das fernöstlichste Team in den Play-offs, Amur Chabarowsk (3. Tschernyschow) mit 4:1 Siegen (3:0, 3:2, 1:4, 3:1, 2:1) durchsetzen konnte.
Im Viertelfinale trafen Traktor Tscheljabinsk und Salawat Julajew Ufa aufeinander. Die beiden Kontrahenten lieferten sich die spannendste Serie, ging es doch am Ende über volle sieben Spiele. Letztendlich hatte Tscheljabinsk die Nase vorn, gewann es doch die siebte Partie überraschend in Ufa mit 2:1. Die Spiele davor waren aus Sicht von Tscheljabinsk 2:1, 2:3, 2:3, 4:1, 0:1 und 7:1 ausgegangen. In der Serie zweier Ex-Meister, auch Kasan war 2009 und 2010 erfolgreich, war schließlich Kasan gegen Magnitogorsk mit 4:1 relativ klar siegreich. Lediglich der Auftakt in Kasan ging mit 4:3 an die Gäste von Metallurg, danach hielt sich Kasan mit 4:1, 5:2, 3:2 und 3:1 schadlos. Meister St. Petersburg musste in dieser Runde seine erste Niederlage hinnehmen, kassierte nach einem deutlichen 4:0 eine überraschende 1:2-Heimniederlage. Danach riss sich der Meister wieder zusammen und gewann dreimal in Folge: 2:0, 4:1 und 3:1. Der letzte westeuropäische Vertreter, Jokerit Helsinki musste in dieser Runde auch die Segel streichen. Am Ende stand gegen die Defensivspezialisten von ZSKA Moskau ein 2:4 (0:4, 0:2, 2:1, 1:2, 2:1 und 3:4).
Im aktuell laufenden Halbfinale, den Conference-Finals, steht es zwischen SKA St. Petersburg und ZSKA Moskau 1:1 (4:5, 2:0) und Ak Bars Kasan gegen Traktor Tscheljabinsk 2:0 (2:1, 4:3).
Tschechien
Fast gleichzeitig wie in der KHL endete auch die Hauptrunde im benachbarten Tschechien. Sieger wurde der HC Pilsen. Die Spieler aus der berühmten Bierstadt kamen am Ende als einziges tschechisches Team auf über 100 Punkte, genauer 107, und lagen acht Punkte vor den zweitplatzieren aus Hradec Kralove. Interessant, dass Hradec Kralove sich im Gegensatz zum Vorjahr um zehn Punkte verbesserte und um zwei Plätze, doch das reichte nicht für die Leistung von Pilsen. Der HCP verbesserte sich gar um 37 Punkte, stand 2016/17 nach der Vorrunde auf Platz neun. Wo wir bei den Hinterbänklern sind, die sich drastisch verbessert haben: Titelverteidiger Kometa Brünn war im Vorjahr mit 84 Punkten und Platz sechs gestartet und hatte sich danach den Titel geholt. Jetzt kamen sie, nach einem extrem schwachen Start, der sie stellenweise auf Platz zwölf geführt hatte, mit 90 Punkten auf Rang fünf. Da geht noch was und Kometa ist für seine Kondition berühmt. Den dritten Platz holte übrigens Europapokal-Halbfinalist HC Ocelari Trinec (92) vor Vitkovice (92). Den sechsten Platz kassierte Dynamo Pardubice (76), dass im Zieleinlauf hauchdünn die Nase vor Bili Tigry Liberec (76), HC Olmütz (75), HC Zlin (74) und Sparta Prag (71) hatte. In die Abstiegsrunde mussten Pirati Chomutov (68), HK Mlada Boleslav (65), Altmeister Dukla Iglau (57) und der HC Litvinov (50).
In der Pre-Play-off-Serie, die ebenfalls wie in der KHL als Best-of-Five-Serie gespielt wird, setzte sich der HC Olmütz mit 3:1 gegen den HC Zlin (3:2, 1:3, 2:1 und 3:2) sowie Bili Tigry Liberec mit einem 3:0-Sweep (3:2, 4:1 und 4:1) gegen Sparta Prag durch. Damit war kein Team aus Prag für das Viertelfinale qualifiziert.
Das Viertelfinale brachte dann wirklich spannende Serien. Titelverteidiger Kometa Brünn packte den Hammer aus und schickte das besser platzierte Ostrau mit einem 4:0-Sweep (3:2, 3:2, 4:0 und 3:1) in die Sommerpause. Hauptrundensieger HC Pilsen ließ sich nur einmal kurz schocken, kam am Ende auf ein 4:1 gegen den HC Olmütz (2:3 ,4:2, 4:3, 2:0, 5:0). Richtig heftige Serien lieferten sich der HC Ocelari Trinec und Dynamo Pardubice sowie Mountfield HK Hradec Kralove und Bili Tigry Liberec. Beide Serien gingen über sieben Spiele. Trinec bezwang Pardubice im siebten Spiel überraschend mit 8:1, nachdem die Spiele zuvor 3:2, 4:1, 2:3, 0:3, 3:2 und 3:6 ausgegangen waren. Mountfield setzte sich im finalen siebten Spiel mit 2:1 durch. Zuvor hatte es aus Sicht von Hradec Kralove ein 3:2, 3:1, 2:4, 0:3, 1:2 und 2:1 gegeben.
Aktuell laufen die Halbfinalspiele und eine Serie wäre schon fast zu Ende gegangen. Der HC Ocelari Trinec hatte Mountfield HK am Abgrund, verpasste aber im vierten Spiel den vierten Sieg und unterlag zu Hause mit 1:2. Der favorisierte HC Pilsen unterlag Kometa Brünn zweimal auf eigenem Eis, einmal mit 2:3, einmal mit 1:4. Am 5. April hat Brünn die Chance, mit einem Heimsieg sich einen Matchpuck zu erspielen.
Slowakei
In der Slowakei spielen nur elf Mannschaften in der Extraliga, wobei Slovan Bratislava als Platzhirsch seit einigen Jahren nicht mehr mit dabei ist, lieber in der spielstärkeren KHL aktiv ist. Dazu kommt noch das U-20-Junioren-Nationalteam, das gelegentlich Spiele in der Extraliga absolviert, wobei diese Spiele den Gegnern voll angerechnet werden.
Vorjahresmeister HC Banska Bystrica musste in dieser Saison anerkennen, dass eine Titelverteidigung leicht gesagt als getan ist. In der Vorjahrhauptsaison kam man noch mit 119 Punkten und sieben Vorsprung vor Nitra über die Ziellinie, jetzt reichte es nur zu 108 Punkten und Platz vier. Nitra wiederum vergoldete seine gute Form vom Vorjahr, gewann die Hauptrunde mit 112 Punkten, knapp vor dem HC Zvolen (110) und Dukla Trencin (109). Der Champion der Jahre 2014 und 2015, der HC Kosice, der u.a. mit dem Ex-Augsburger Blake Kessel antritt, landete nur auf Rang fünf. Etwas im toten Winkel schließlich der HC Poprad (91) sowie MsHK Zilina (71), das sich zu den Play-offs noch Verstärkung in Form des Rosenheimers Chase Witala geholt hat. Gerade noch in die Play-offs geschafft hat es der Tabellenachte HC Nove Zamky (60).
Die erste Play-off-Runde war eine klare Angelegenheit. Zwei der vier Topmannschaften und zwar der HK Nitra gegen Nove Zamky und Dukla Trencin gegen Poprad kamen mit einem Sweep weiter. Banska Bystrica, immerhin Titelverteidiger, setzte sich gegen Kosice mit 4:1 durch und im Z-Duell Zvolen gegen Zilina mit 4:2.
Im Halbfinale dann die Sensation. Man soll Totgeglaubte nie unterschätzen und genau das tat wohl Hauptrundensieger Nitra gegen Banska Bystrica. Das Team um Nitra Troy Milam, 2016/17 noch in Iserlohn tätig, unterlag Banska Bystrica mit 0:4 (1:2, 2:4, 3:6 und 2:5). Banska kann übrigens mit einem echt orientalischen Akteur aufwarten. Der 28-jährige Akim Aliu dürfte für ein Nationalteam aus Nigeria spielen, wenn es denn eines gäbe. Allerdings hat er auch einen ukrainischen Pass sowie einen kanadischen. Im zweiten Halbfinale steht es zwischen Zvolen und Trencin 1:1.
Schweiz
Die Schweiz steht Kopf. Vor zwei Jahren holte sich der SC Bern als Tabellenachter nach einer Play-off-Siegesserie noch die Meisterschaft und in diesem Jahr scheint diese Rolle an den Zürcher SC zu gehen. Was ist passiert?
Der Hauptrundensieger steht mit dem Rücken zur Wand. Vor einigen Wochen konstatierte noch eine Schweizer Tageszeitung: „Der SCB kann sich eigentlich nur selbst schlagen.“ Und sie meinte anschließend, dass die Berner die Play-offs im Schnelldurchgang absolvieren würden. Genau das Gegenteil war der Fall und schuld waren daran zwei Dinge. Viertelfinalgegner Servette Genf hatte zu viel mit sich selbst zu tun, unterlag in der Serie 1:4 und konnte nur beim Heimsieg (4:1) und im abschließenden fünften Spiel in der Hauptstadt (2:5) stellenweise mithalten.
Auf der andern Seite die ZSC Lions. Die Hauptrunde wurde mit Glück als Tabellensechster abgeschlossen. Das war dem Start geschuldet, der stark war. Im Herbst holten die Zürcher die Punkte, die sie am Ende retteten. Auch der Trainerwechsel von Hans Wallson zu Hans Kossmann schien nicht zu fruchten und alle glaubten, dass nach dem Viertelfinale Schluss sein wird. In diesen Play-offs bekamen die ZSC Lions von ihrem Trainer neue Flügel verliehen. Nachdem sie den EV Zug von der Platte geputzt hatten, gelang ihnen dies auch gleich beim 3:2-Auftakt in Bern. Es folgte zwar einer Berner 4:3-Erfolg nach Verlängerung in Zürich, aber dann schlugen die Lions wieder zu, kamen zu einem zweiten Auswärtssieg (3:2) und dann sogar zu einem 3:1. Am 5. April kommt es zur fünften Partie und die muss der Titelverteidiger gewinnen, wenn er nicht frühzeitig in die Sommerferien möchte.
Aber auch die zweite Halbfinalserie ist nicht von schlechten Eltern. Der Tabellendritte aus Biel zeigte sich zunächst von seiner besten Seite, gewann die ersten beiden Spiele mit 7:3 und 2:1. Dann entdeckten die Luganesi ihre wahren Talente, kamen mit einem unglaublichen 6:3 in Biel nach 0:3-Rückstand und einem folgenden 5:1, wiederum nach Rückstand, zurück und ebenfalls am 5. April wird die Frage entschieden, ob der Tessiner Altmeister sich den Weg ins Finale ebnen wird oder ob die Bieler wieder zurückkommen werden.
In den Play-downs sieht alles nach einem Abstiegskrimi aus. Nach der langweiligen Zwischenrunde, die erwartungsgemäß an Langnau und Lausanne ging, kommt es im Augenblick zum Abstiegsduell zwischen Ambri-Piotta und dem Altmeister aus Kloten. Die Klotener, die seit 1962 in der höchsten Schweizer Eishockeyliga aktiv sind und in den Jahren 1993 bis 1996 viermal in Folge Meister wurden, haben das gleiche Problem wie der SC Bern im Halbfinale. Sie müssen die nächste Runde gewinnen, aber im Gegensatz zu Bern haben sie noch einen kleinen Rettungsanker. Sollte die Serie gegen Ambri-Piotta mit 1:4 verloren gehen, dann steht noch eine weitere Best-of-Seven-Serie an und zwar gegen den Meister der zweitklassigen Swiss League. Hier führt der Hauptrundensieger und Schweizer Pokalsieger von 2018, die SC Rapperswil-Jona Lakers, mit 2:1 gegen den EHC Olten.
Kloten hätte in dieser letzten Runde, die am 13. April beginnen würde, im Zweifelsfall in der siebten Spielrunde Heimrecht und noch alle Chancen. Allerdings haben die Lakers sich eine Motivation auf die Fahnen geschrieben: Aufstieg um jeden Preis.