Die NHL-Spieler in der Alpenrepublik - Heute: Mike Siklenka

Als
sich im Herbst 2004 die Fronten zwischen NHL-Klubbesitzern und der NHLPA immer
weiter verhärteten, ergriffen etliche Klubs in Europa die Chance ihr Team mit
NHL-erfahrenen Spielern aufzuwerten. Die großen Stars spielen in den Topligen
von Russland, Schweden, Finnland, der Schweiz oder kehrten zu ihren Heimvereinen
in die Slowakei und nach Tschechien zurück. Doch auch im kleinen Österreich
landeten mittlerweile einige, nicht uninteressante, NHL-Profis.
In
unserer Serie „Die NHL-Spieler in der Alpenrepublik“ möchten wir
Ihnen heute Mike Siklenka und sein Engagement in Klagenfurt ein wenig näher
bringen.
Das fehlende Glied: Mike Siklenka – Rückhalt, Tore und Fights
Als der regierende österreichische Eishockeymeister, EC KAC, einige Tage vor
dem Beginn der heurigen Saison den Verteidiger Chris Bartolone kurzerhand aus
dem Kader entließ staunte die österreichische Eishockeyszene nicht schlecht.
Der Italo-Kanadier wurde ja erst kurz vor den letztjährigen Play Offs (im
Tausch gegen Jaako Niskavaara) für zwei Jahre verpflichtet, absolvierte
immerhin das gesamte Vorbereitungsprogramm im Sommer und hatte zudem einen gültigen
Zweijahresvertrag in der Tasche. Doch der neue schwedische Trainer Mats Waltin
hatte wenig Geduld mit Bartolone und warf den 34jährigen schon vor Begin des
ersten Meisterschaftsspiels, gegen Aufsteiger Salzburg,
aus dem Kader. Laut Waltin passte der Italo-Kanadier ganz und gar nicht
in sein System. „Bartolone hat zwar die Vorbereitung gut mitgemacht, er passt
aber überhaupt nicht in mein Konzept." In diesem, als Torpedohockey
bezeichnetem, System übernimmt der linke Verteidiger eine libero-ähnliche
Defensivfunktion. Der rechte Verteidiger spielt hingegen sehr offensiv.
Bartolone (seit Anfang November bei den Graz 99er unter Vertrag) war anscheinend
auf beiden Positionen schwer überfordert.
Bereits fünf Spieltage später wurde mit dem 194 cm großen und 104 Kilogramm
schweren Mike Siklenka (Dallas Stars) ein neuer Legionär präsentiert, der auch
schon ein wenig NHL-Luft geschnuppert hat. Der gelernte Flügelstürmer galt als
Wunschspieler von Trainer Mats Waltin, allerdings war in Klagenfurt von Anfang
an klar, dass der Hüne als Verteidiger zum Einsatz kommen wird. "Er ist
genau der Mann, der uns im Mannschaftsgefüge noch gefehlt hat und der unserer
Defensive Rückhalt und die nötige Balance geben wird“.
Am 08.10.2004 feierte der 24jährige Kanadier dann sein Debüt
im Dress des KAC und zeigte sich dem hohen Erwartungsdruck bisher mehr als
gewachsen. Das fehlende Glied im System des Rekordmeisters war endlich gefunden.
Siklenka, mit dem Ruf einer der härtesten Verteidiger in
der AHL zu sein, nach Klagenfurt gekommen, ist ein kompromissloser Aufräumer
vor dem Tor und geht dahin wo es wirklich weh tut. Er bringt Ruhe ins
Defensivspiel der Rotjacken und flößt seinen Gegnern durch beinhartes
physisches Spiel gehörigen Respekt ein. Zudem besticht er immer wieder durch
Offensiv-Vorstöße ins gegnerische Drittel und verfügt über den
wahrscheinlich härtesten Schuss in der Erste Bank Eishockey Liga. Derzeit führt
er die Torschützenliste der Verteidiger mit 16 Treffern an und rangiert mit 34
Scorerpunkten in der internen Statistik des Rekordmeisters, hinter Tony Iob und
Steve Washburn, auf dem dritten Rang.
Dass der Abwehrrecke, wenn gefordert, auch gehörig
zulangen kann, stellte er diese Spielzeit schon einige Male unter Beweis.
Capitals-Raubein Dave Chyzowski, der die aktuelle “Böse Buben”-Wertung der
österreichischen Liga mit 166 Strafminuten anführt, kann seinem letzten Fight
mit Siklenka (hält zurzeit bei 156 Strafminuten) ein Lied davon singen.
Mike Siklenka wurde am 18.12.1979 in Meadow Lake in der kanadischen Provinz
Saskatchewan geboren. In der Saison 1997-1998 in der Saskatchewan Junior Hockey
League (SJHL) beim Team von Lloydminster wurden die NHL-Scouts auf den
baumlangen Verteidiger aufmerksam und im NHL entry draft des Jahres 1998 wurde
Siklenka in der fünften Runde als Nummer 118 overall, von den Washington
Capitals gedrafted.
Im darauf folgenden Jahr spielte er noch eine Saison auf
Amateurniveau für die Seattle Thunderbirds in der Western Hockey League (WHL)
ehe er in der Spielzeit 1999/2000 den Einstieg ins Profigeschäft wagte.
Die folgenden drei Jahre verbrachte Siklenka abwechselnd bei den Washington
Capitals-Farmteams der Richmond Renegades (ECHL) und der Portland Pirates (AHL).
Am 27. Jänner 2002 unterschrieb er eine free agent Vertrag
bei den Philadelphia Flyers und durfte in dieser Saison zum ersten Mal NHL-Luft
schnuppern. Allerdings schoben ihn die Flyers nach einem Match wieder zum
Farmteam Philadelphia Phantoms in die AHL ab. Turbulent dann die Ereignisse in
der Saison 2003/2004. Im Oktober wurde er als off Waiver von den New York
Rangers geholt und bestritt in New York seine zweite NHL Partie. Das sollte es
mit Siklenkas NHL-Auftritten dann auch schon gewesen sein, denn nur knapp einen
Monat später wurde er von den Flyers zurückgeholt und spielte wieder bei den
Philadelphia Phantoms in der AHL, ehe er nach nur einem Match mit den Trenton
Titans (ECHL), am 16.02.2004, im Austausch mit Steve Gainey zu den Dallas Stars
getradet wurde. Den Hauptteil der letzten Saison war Siklenka beim Dallas
Stars-Farmteam Utah Grizzlies in der AHL im Einsatz und kam in 26 Spielen auf
drei Tore, sechs Assists und 74 Strafminuten.
Bei seinen bisherigen Engagements in SJHL, WHL, ECHL und AHL brachte er es immer
auf über 100 Strafminuten pro Spielzeit. Ob er in der NHL jemals Fuß fassen
kann scheint eher unwahrscheinlich, doch auf die größere Eisfläche in Europa
hat sich der Blueliner hervorragend eingestellt und wird für den KAC in den, am
17. März beginnenden, Play Offs eine tragende Rolle spielen.
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