Die NHL-Spieler in der Alpenrepublik - Heute: Eric Chouinard

Lesedauer: ca. 4 Minuten

Die NHL-Spieler in der Alpenrepublik


Heute: Eric Chouinard – Der Kurzauftritt


Als sich im Herbst 2004 die Fronten

zwischen NHL-Klubbesitzern und der NHLPA immer weiter verhärteten,

ergriffen etliche Klubs in Europa die Chance ihr Team mit

NHL-erfahrenen Spielern aufzuwerten. Für die „arbeitslosen“ Akteure

hieß es in Form zu bleiben und da in Nordamerika die Betätigungsfelder

durch vertragsrechtliche Gründe sehr beschränkt sind (Die AHL kommt für

Spieler mit gültigen Verträgen nicht in Frage), entschlossen sich

zahlreiche Spieler ein kleines Zubrot in Europa zu verdienen.

Die großen Stars spielen in den

Topligen von Russland, Schweden, Finnland, der Schweiz oder kehrten zu

ihren Heimvereinen in die Slowakei und nach Tschechien zurück. Doch

auch im kleinen Österreich landeten mittlerweile einige, nicht

uninteressante, NHL-Profis.


In unserer Serie „Die NHL-Spieler in der Alpenrepublik“

möchten wir Ihnen heute den Kurzauftritt von Eric Chouinard beim

Bundesliga-Aufsteiger Red Bulls Salzburg ein wenig näher bringen.



Tradition verpflichtet nicht unbedingt : Eric Chouinard - Kurzauftritt bei den Red Bulls Salzburg


Am 27.10.2004 holte das Schlusslicht der Erste Bank Eishockey Liga Red

Bulls Salzburg den 24jährigen Eric Chouinard ins krisengeschüttete

Team. Nach zweiwöchigem Probetraining waren sich Vereinsführung und

Trainerstab des Aufsteigers sicher mit dem kanadischen Center eine

Topverstärkung an Land gezogen zu haben. Da Chouinard keinen gültigen

Vertrag in der NHL besaß (Minnesota löste den bis 2005 laufenden

Kontrakt im August 2004) unterbreitete man ihm gleich einen

Einjahresvertrag und ganz Salzburg rieb sich, aufgrund des namhaften

NHL-Zugangs, schon die Hände. Rund zwei Monate später verabschiedeten

die Red Bulls Salzburg ihre vermeintliche Verstärkung aber auch schon

wieder. Um herauszufinden, was sich hinter dem Namen Chouinard

verbirgt, müssen wir das Rad der Zeit allerdings um einige Jahre

zurückdrehen.


Als Eric Chouinard am achten Juli 1980 das Licht der Welt erblickte,

war die Chouinard-Familie gerade eifrig mit dem Umzug von Atlanta nach

Calgary beschäftigt. Grund dafür war nicht die Geburt ihres Sohnes

sondern der Verkauf des NHL-Teams Atlanta Flames nach Calgary. In

Zeiten als noch Teams von den USA nach Kanada transferiert wurden, war

Guy Camil Chouinard ein Star der damaligen Atlanta Flames. Erics Vater

erzielte in 578 Spielen der regular-season 575 Scorerpunkte, zudem

verbuchte er in 46 Play-Off Begegnungen, 9 Tore und 28 Vorlagen für die

Atlanta/Calgary Flames und die St.Louis Blues. In der Saison 1978/79

erhielt Guy Chouinard, aufgrund seiner 50 Tore und 57 Assists, die

Atlanta Ellman’s Trophy (MVP) und spielte in den folgenden Jahren an

der Seite des legendären „Magic“ Kent Nilsson im Team der Calgary

Flames. Im Alter von 28 Jahren beendete er, wegen Streitigkeiten bei

der Vertragsverlängerung in St. Louis, seine Karriere relativ früh.


Der Name Chouinard ist in Kanada eng mit dem Eishockeysport verbunden.

Erics Cousin Mark, dessen Vater auch in der NHL agierte, hat zurzeit

einen gültigen Vertrag bei den Minnesota Wild und brachte es immerhin

auch schon auf 204 NHL-Spiele. Derzeit ist der drei Jahre ältere Cousin

bei den IF Frisk Asker Tigers in Norwegen engagiert.


Aufgrund der väterlichen Vorbelastung setzte man in Eric Chouinard

schon seit Beginn seiner Karriere große Erwartungen. Im Jahr 1998 wurde

er als Nummer 16 overall pick, von den Montreal Canadiens, in Runde

eins des NHL entry drafts gedarfted. Schon damals wurden ihm ein guter

Torriecher und exzellente Stocktechnik nachgesagt und aufgrund seiner

Größe wurde er als komfortabler Flügelspieler eingestuft. Wenn es

allerdings darum ging als Center das Spiel zu machen und in der

Defensive zu arbeiten enttäuschte Chouinard auf allen Linien. Zudem

standen seine eisläuferischen Fähigkeiten schon immer in Frage.


Nach zwei Jahren in diversen Farmteams debütierte er am 17.01.2001 im

Trikot der Montreal Canadiens. Richtig durchsetzen konnte er sich bei

den „Habs“ aber nie und wurde zwei Jahre später für eine

Zweitrunden-Pick im entry draft 2003 zu den Philadelphia Flyers

transferiert.


Im Dezember 2003 ging es, im Austausch für einen Fünftrunden-Pick nach

Minnesota, wo die Wild seinen Zweijahresvertrag (700 000 Dollar/ Jahr)

schließlich im August 2004 auflösten. Chouinards NHL Bilanz: 89 Spiele,

11 Tore und 11 Vorlagen.


Im Oktober 2004 wurde Chouinard dann den Red Bulls aus Salzburg

angeboten. Das Tabellenschlusslicht der österreichischen Eishockeyliga

testete den Kanadier für zwei Wochen und nachdem Vereinsvorstand und

Trainerstab beschlossen, dass Chouinard den sportlichen Anforderungen

des Bundesligaaufsteigers mehr als gerecht werden sollte, unterschrieb

er am 27.10.2004 einen Einjahresvertrag in der Mozartstadt. In seinem

ersten Europa-Engagement geriet der 24jährige aber schon nach wenigen

Spielen ins Kreuzfeuer der Kritik. Dem Kanadier wurden Lustlosigkeit,

zu wenig Körpereinsatz und zu viele vergebene Chancen vorgeworfen.

Zudem entpuppte er sich nicht als die gewünschte Leitfigur im Team der

Red Bulls und wurde von einigen Fans als „Eisprinzessin“ gescholten.


Mehrere Einzelgespräche brachten nicht den erhofften Umschwung und der

Legionärsplatz von Chouinard wurde, kurz nach Weihnachten, mit dem

zweifachen Stanley Cup Gewinner Jay Pandolfo (New Jersey Devils)

besetzt. In dieser Phase musste auch Coach Jorma Siitarinen und Stürmer

Matti Kaipainen den Verein, aufgrund nicht erfüllter Erwartungen,

verlassen. Chouinard machte bei seinem Kurzauftritt in Salzburg in 16

Begegnungen 5 Tore und 5 Vorlagen und saß 42 Minuten auf der Strafbank.


Copyright (c) für alle Texte bei

Simon Kazianka. Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil der Texte darf ohne

schriftliche Genehmigung des Autors in irgendeiner Form (Druck,

Fotokopie o. ä.) reproduziert oder unter Verwendung elektronischer

Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.


Copyright (c) für die Fotos bei GEPA pictures, Martin Parzer. Mit bestem Dank an die Red Bulls Salzburg



Den ersten Teil unserer Serie über Jason Krog finden Sie hier: Link



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