Die NHL-Spieler in der Alpenrepublik - Heute: Dan Cloutier
Als sich im Herbst 2004 die
Fronten zwischen NHL-Klubbesitzern und der NHLPA immer weiter verhärteten,
ergriffen etliche Klubs in Europa die Chance ihr Team mit NHL-erfahrenen
Spielern aufzuwerten. Auch der österreichische Rekordmeister EC KAC machte sich
den Lockout, wenn auch notgedrungen, zu Nutze und holte einen absoluten Top-Mann
aus der NHL.
In
unserer Serie „Die NHL-Spieler in der Alpenrepublik“ möchten wir
Ihnen heute Torhüter Dan Cloutier von den Vancouver Canucks und sein Engagement
beim EC KAC ein wenig näher bringen.
Dan Cloutier – Mehr als nur ein Ersatzmann
Als mit Beginn des neuen Jahres die Horrormeldung, dass
KAC- Startorhüter Andrew Verner aufgrund einer Leistenverletzung wohl die ganze
Saison ausfallen muss, in Klagenfurt die Runde machte, war man im Lager des
Rekordmeister sichtlich geschockt. Mit Verner verlor man zu diesem Zeitpunkt den
Ausnahmegoalie der Erste Bank Hockey Liga. Sein junger Back-Up Hannes Enzenhofer
spielte zwar recht ordentlich, doch konnte der 23jährige der Mannschaft nie den
nötigen Rückhalt geben. Zudem hatte die gesamte Mannschaft des KAC zu dieser
Zeit mit erheblichen Formschwankungen zu kämpfen. Beim Vorstand des
Rekordmeisters war also Handlungsbedarf angesagt, doch überstürzen wollte man
im Lager der Rotjacken auch nichts, denn eines war klar: Nur ein absoluter
Top-Goalie konnte „Magic“ Verner ersetzen. Knapp drei Wochen später wurde
dann die Verpflichtung von Dan Cloutier von den Vancouver Canucks bekannt
gegeben und die Meisterhoffnungen des KAC waren auf einen Schlag wieder intakt.
Der Kanadier aus Mont-Loire, Quebec, schlug in der Lindwurmstadt auf Anhieb ein
und brachte den KAC wieder auf die Siegerstrasse. Keine große Überraschung,
denn der mittlerweile 29jährige, zählt zu den besten Goalies der NHL und
behauptete sich in den letzten drei Jahren als Nummer Eins im Kasten der
Vancouver Canucks.
Schon während seiner High-School Zeit machte Dan Cloutier, mit außergewöhnlichen
Leistungen, immer wieder auf sich aufmerksam. Mit den Sault-Ste. Marie
Greyhounds gewann er 1993 den OHL Memorial Cup. Im darauf folgenden Jahr wurde
er an in der ersten Runde des NHL Entry Drafts, an overall Nummer 26, von den
New York Rangers gepickt. 1995 sicherte er sich die Goldmedaille mit dem Team
Kanada bei den Junioren –Eishockeyweltmeisterschaften im eigenen Land und in
der darauf folgenden Saison errang er, mit dem niedrigsten GAA der Liga, die
Dave Pinkey Trophy und wurde zudem ins zweite All Star Team der Onatario Hockey
League gewählt.
In
seinem ersten Profijahr 1996-1977 absolvierte er gleich 60 Spiele für die
Binghampton Rangers in der AHL und wurde ins AHL All-Rookie Team nominiert.
Bereits eine Spielzeit später folgte sein erster Einsatz im Team der New York
Rangers. Am dritten Jänner 1998 bestritt er, im Aufeinandertreffen mit den
Washington Capitals, sein erstes NHL Match. In seinen zwei Spielzeiten mit den
New York Rangers brachte es Cloutier allerdings auf nur 34 Einsätze, einer
davon im Abschiedsmatch des legendären Wayne Gretzky im April 1999. Ansonsten
war die Torhüterposition bei den New York Rangers aber fest in Händen des großen
Mike Richter.
1999 folgte dann der Wechsel zu den Tampa Bay Lightning.
Die Rangers tauschten Dan Cloutier, Niklas Sundstrom und ein Erst- und ein
Drittrunden Draftrecht zugunsten des Erstrunden-Picks der Lightning für den
Draft 2000. Im neuen Umfeld, welches vornehmlich auf junge Spieler aufbaute,
begann der Kampf um einen Stammplatz im Kasten eines NHL-Teams für Cloutier
wieder von vorne. Durch eine Verletzung des nominellen Nummer Eins Schlussmanns
Darren Puppa, stand Dan Cloutier aber schon in der darauf folgenden Saison als
Nummer Eins im Kasten der Lightning. Eine Saison später dann der Wechsel nach
Vancouver. Am siebenten Februar 2001 wechselte Cloutier im Austausch gegen
Adrian Aucoin und ein Zweitrunden-Draftrecht zu den Vancouver Canucks. Im Mai
dieses Jahres folgte er dem Ruf des Team Canada und ersetzte den verletzen
Roberto Luongo bei den Weltmeisterschaften in Deutschland.
Seither ist der 185cm große Torhüter, als Stammtorhüter
der Vancouver Canucks gesetzt. Von der Spielzeit 2001-2002 weg, verbuchte er in
179 Spielen 91 Siege und 14 Shut Outs und erreichte in diesen drei Jahren immer
eine Fangquote von über 90 Prozent.
Neben seinen exzellenten Leistungen im Tor, ist der
Kanadier aber auch für seine Temperamentausbrüche bekannt. Schon einige Male
schlug Cloutier, im wahrsten Sinne des Wortes, über die Stränge und lieferte
sich Faustkämpfe mit gegnerischen Spielern. Eine Kopfnuss gegen New York
Islanders Stürmer Tim Connolly brachte ihm eine Sperre von vier Spielen.
Unvergessen bleibt den New York Rangers Fans sicher sein spektakulärer Fight
mit Tommy Salo, am 04.04.1998, im Derby gegen die New York Islanders.
In der Off Season geht es für den Kanadier etwas ruhiger zu. Die meiste Zeit
verbringt er mit seiner Freundin in seinem Geburtsort Mont-Laurier in Quebec.
Dort hat er genügend Zeit sich auf die neue Saison vorzubereiten, geht zum
Fischen oder spielt ein wenig Fußball oder Baseball. Für sein Engagement in Österreich
gab es zwei Hauptgründe. Zum Einen wollte Cloutier wieder anständig trainieren
und etwas Matchpraxis sammeln, zum Anderen schwärmte sein älterer Bruder
Sylvain immer wieder vom Eishockey in Europa. Der Center spielte in der
Spielzeit 2003-2004 für das Schweizer Nati-A Team Ambri-Piotta. Im Gegensatz zu
Dan, blieb seinem älteren Bruder Sylvain (1992 von den Detroit Red Wings,
Nummer 70 overall, gedrafted), der große Durchbruch in der National Hockey
League aber verwährt. Der Center spielte zwar etliche Saisonen in der AHL doch
in der NHL kam er nur ganze sieben Mal zum Einsatz.
Als Dan Cloutier, Ende Jänner 2005, zum ersten Mal auf österreichischem Eis
stand, waren die Erwartungshaltungen der Klagenfurter Fans sehr groß. Immerhin
musste er den, wegen Adduktorenverletzung rekonvaleszenten, Topgoalie Andrew „Magic“
Verner ersetzen. Cloutier überzeugte von Beginn an durch tadellose Leistungen
und professionelle Einstellung und führte den, zu dieser Zeit völlig von der
Rolle befindlichen KAC, wieder zurück auf die Siegesstrasse. Bis zum fünften
Finalspiel gegen die Vienna Capitals war Cloutier drauf und dran mit dem KAC den
29 Meistertitel der Vereinsgeschichte zu holen. Doch dieselbe Verletzung, die
Andrew Verner Anfang Jänner außer Gefecht setzte, ereilte in der
entscheidenden Phase der Meisterschaft auch den NHL-Keeper Cloutier. Wegen einer
Adduktorenverletzung musste der Frankokanadier passen und Andrew Verner sprang
in den verbleibenden zwei Matches der best-of-seven Serie in die Bresche. Verner
machte seine Sache beim unerwarteten Comeback außerordentlich gut, doch die
entscheidenden Spielen gingen verloren und bescherten den Vienna Capitals den
ersten Meistertitel seit 43 Jahren.
Dan Cloutier verbuchte in 23 Spielen beim KAC, 13 Siege und
zwei Shut Outs. Zudem belegt er mit einem GAA von 2,29 und einer Fangquote von
92,35 Prozent, hinter Andrew Verner, den zweiten Platz in der Torhüterstatistik
der Erste Bank Hockey Liga.
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bestem Dank an Tommy Hafner vom KAC.
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