Die NHL-Spieler in der Alpenrepublik - Heute: Brad Isbister
Als Anfang Februar der totale Ausfall der gesamten NHL-
Spielzeit immer unausweichlicher schien säumten schon zahlreiche Akteure der
National Hockey League die Meisterschaften der verschiedensten europäischen Länder.
Verstreut über die Topligen von Russland, Schweden, Finnland, Tschechien der
Schweiz, der Slowakei und Deutschland fanden aber auch einige hochkarätige
NHL-Spieler immer wieder den Weg in die weniger renommierten Ligen Europas. Auch
dem kleinen Österreich drückten einige, nicht uninteressante, NHL-Profis, in
der heurigen Spielzeit ihren Stempel auf.
In unserer Serie „Die NHL-Spieler in
der Alpenrepublik“ möchten wir ihnen heute Brad Isbister und sein
Engagement beim HC Tiroler Wasserkraft Innsbruck ein wenig näher bringen.
Zu wenig Zeit für
Umstellung? Brad Isbister – Ein Oiler für die Haie
Als Anfang Ferbruar die NHL-Saison vor der totalen Absage stand war auch der HC
Tiroler Wasserkraft Innsbruck auf der Suche nach einem Torjäger. Die Tiroler
folgten dem Beispiel zahlreicher europäischer Vereine und nahmen den Edmonton
Oilers Flügelstürmer Brad Isbister unter Vertrag. Doch Isbisters erster Weg
nach Europa führte nicht direkt nach Innsbruck. Am Anfang seines
Europa-Engagements wurde Isbister am 02. Februar 2005 vom aktuellen slowakischen
Meister Slovan Bratislava verpflichtet. Mit ihm hätte auch Dallas Stars
Urgestein Richard Matvichuk zum Traditionsteam in die slowakische Hauptstadt
wechseln sollen, doch die Versicherungskosten, vor allem für Matvichuk, waren
dem aktuellen slowakischen Meister zu hoch. Isbisters Spieleragent suchte Ersatz
und bereits zehn Tage später unterzeichnete der Edmonton Oilers Stürmer bis
Saisonende beim HC Tiroler Wasserkraft Innsbruck.
Der
Flügelstürmer wurde als Ersatz für den, zu Sierre (Schweizer Nati B)
abgewanderten, Schweden Henrik Nordfeldt in den Kader geholt und sorgte von
Anfang an für Schlagzeilen in der Erste Bank Eishockey Liga. In seinem ersten
Match gegen die Black Wings aus Linz erzielte der Kanadier gleich zwei Treffer
und beim Heimdebüt gegen die Red Bulls aus Salzburg schlug der Kanadier, im
wahrsten Sinne des Wortes, gehörig ein. Neben zwei Vorlagen sorgte Isbister
auch für eine längere Spielunterbrechung. Grund dafür: Nach einem harten
Check, kurz nach dem dem ersten Bully, ging eine Plexiglasscheibe in der Tiroler
Wasserkraft Arena zu Bruch. Das Spiel konnte erst nach 20 Minuten wieder
fortgesetzt werden.
So gut der Start für den Kanadier auch verlief, in
weiterer Folge hatte Isbister aufgrund der langen Spielpause und der Umstellung
auf die größere Eisfläche doch gröbere Probleme sich auf das Österreichische
Eishockey einzustellen. Coach Tommy Samuelsson
befand das aber aufgrund der zehnmonatigen Spielpause für ganz normal und
prophezeite, aufgrund der überwältigenden Physis und des enormen
Selbstvertrauens, einen starken Brad Isbister in den Play Offs.
Der Schwedische Trainer sollte Recht behalten, denn im
Semifinale war der Power-Forward aus Kanada wieder voll da und agierte in
besserer Spiellaune. Trotz der eklatanten Leistungssteigerung von Isbister zogen
die Haie aber im Semifinale gegen den KAC den Kürzeren. Das entscheidende
Spiel, in der hart umkämpften best-of-five Serie, ging verloren und der HC
Tiroler Wasserkraft verpasste das Finale. Tiroler Fanstimmen zufolge hätte eine
frühere Verpflichtung von Isbister den Ausschlag für einen Finaleinzug der
Haie geben können. Trotz verpasster Endspielteilnahme war man mit dem kurzen
Auftritt des Kanadiers aber trotzdem zufrieden. Isbister sorgte, besonders in
seinen letzten Spielen, mit tollen Aktionen für Begeisterungsstürme in der neu
renovierten Olympiahalle. Darüber hinaus er von der Stimmung in den österreichischen
Hallen sehr angetan. „Bei
den Edmonton Oilers haben wir 16.000 Zuschauer. Aber die machen keinen solchen
Wirbel wie die paar tausend hier in Innsbruck“.
Gefallen
fand der Kanadier auch am Nachtleben der Tiroler Landeshauptstadt. Die Streifzüge
mit seinen Teamkollegen Unterluggauer und Hohenberger kamen bei seinem
Kurzengagement in Innsbruck jedenfalls nie zu kurz.
Die
Nummer 15 des HC Tiroler Wasserkraft Innsbruck erzielte in 16 Spielen, zehn Tore
und bereitete fünf vor. Zudem saß er 47 Minuten in der Kühlbox.
Brad
Isbister wurde am siebenten Mai 1977 in Edmonton, Alberta, geboren. Seine
Juniorenzeit (1993-94 bis1996-1997) verbrachte er beim Team der Portland Winter
Hawks in der WHL. Namhafte Teamkollegen bei den Hawks waren Dave Scatchard, Adam
Deadmarsh und Richard Zednik. Durch sein körperbetontes Spiel und sein viel
versprechendes Offensiv-Potential wurden die NHL-Scouts der Winnipeg Jets
schnell auf ihn aufmerksam. Im NHL Entry Draft von 1995 wurde Isbister in der
dritten Runde (overall Nummer 67) schließlich von den Jets gepickt. Doch auf
eine Chance in der National Hockey League musste der Kanadier noch zwei Jahre
warten. In der darauf folgenden Saison blieb er im Team der Portalnd Winter
Hawks und erzielte in 45 Spielen 89 Scorerpunkte. Am ersten Juli 1996 wurde das
Winnipeg Jets Franchise nach Phoenix transferiert und aus den Jets wurden die
Coyotes. Für Isbister änderte das anfänglich nicht allzu viel, denn er
schaffte erst in der darauf folgenden Saison den Sprung ins Profi-Eishockey.
Nach der Berufung ins WHL Western 2nd All-Star-Team und der Goldmedaille mit dem
Team Canada bei den IIHF Junioren Weltmeisterschaften in Finnland im Jahr 1997
kam Isbister zum AHL-Team der Springfield Falcons. Dort sollte es den bulligen
Flügelstürmer aber nicht lange halten. Bereits im Herbst 1997 machte er sein
erstes NHL-Spiel im Dress der Phoenix Coyotes gegen die Chicago Blackhawks. Die
Saison 1998-1999 verpasste er, aufgrund einer langwierigen Verletzung, zum größten
Teil und wurde am 20. März 1999 mit einem Drittrundendraftrecht (Brian Collins)
im Austausch gegen Robert Reichel und zwei weitere Draftrechte (3te Runde Jason
Jespers und 4te Runde Preston Mizzi) zu den New York Islanders getradet.
In
New York traf er, mit Dave Scatchard, einen guten alten Bekannten aus Tagen bei
den Portland Winter Hawks. Zudem stand, mit Jason Krog, ein Spieler im Team der
Islanders den Bradley Isbister Jahre später bei seinem Engagement in Österreich
wieder treffen sollte. Die erste volle Saison bei den Islanders war für den
Kanadier auch sein bisher erfolgreichstes NHL-Jahr. Isbister beendete die
Spielzeit 1999-2000 als zweitbester Punktespieler der Islanders. Seine Bilanz:
22 Toren und 20 Vorlagen, bei 100 Strafminuten in 64 Matches. Vor ihm lag nur
der polnische NHL-Veteran Marius Czerkawski (35 Tore und 35 Vorlagen).
In
den Jahren 2000 und 2001 verstärkte er das Team Canada bei den Eishockey
Weltmeisterschaften in Russland und Deutschland und war in Köln, mit fünf
Toren, bester Torschütze der Kanadier. Isbister etablierte sich von nun an als
Cheking Line Winger in der dritten oder vierten Sturmreihe der Islanders. Durch
seine Vorliebe für Faustkämpfe erlangte er den nötigen Respekt in der
Millionenliga, doch seine Kritiker sahen in seiner aggressiven Spielweise das
Offensivpotential immer mehr schwinden. Isbister spielte fast vier Jahre für
das Team aus New York ehe er am 11. März 2003 mit Raffi Torres, im Tausch gegen
Janne Niinimaa und einen Zweitrunden Drafpick (Evgeni Tunik), zu den Oilers nach
Edmonton wechselte.
Die
erste volle Spielzeit bei den Oilers rutschte der Kanadier zwischen zweiter und
vierter Angriffsreihe hin und her. Die Zuseher in Edmonton sahen einen beherzt kämpfenden
und emsig arbeitenden neuen Stürmer aber die Effizienz vor dem gegnerischen Gehäuse
ließ zu wünschen übrig. Isbister verbuchte für die Oilers in 51 Partien zehn
Tore und acht Assists.
Sein
bisherige NHL-Bilanz in sieben Saisonen in der National Hockey League: 409
Spiele, 93 Tore und 80 Vorlagen bei 517 Strafminuten in der Regular Season.
Zudem ein Tor, zwei Assists und 31 Strafminuten in 14 Play Off Begegnungen.
Ehe
sich der Kanadier, aufgrund des Lock Outs, aufmachte um für den HC Tiroler
Wasserkraft aus Innsbruck auf Torjagd zu gehen, unterschrieb er am 15.07.2004
einen neuen Zweijahresvertrag bei den Edmonton Oilers. Der Kontrakt bringt ihm
fast 1,5 Millionen Dollar pro Jahr ein. Die kolportierten 3000 Euro, die er in
Innsbruck pro Match einheimste, wirken dagegen eher bescheiden.
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Copyright (c) für die Fotos beim HC Tiroler
Wasserkraft Innsbruck. Mit bestem Dank an Stefan Wibmer
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