Die KHL wenige Tage vor dem Saisonstart

Dienstag nächster Woche geht es los: Mit fünf Partien startet die KHL in ihre Premierensaison. Bei einigen Vorbereitungsturnieren und –spielen in den zurückliegenden Tagen holten sich die Teams den letzten Schliff. Die Trainer haben im Wesentlichen ihre Formationen gefunden, reagieren auf entdeckte Defizite aber auch noch mit der Verpflichtung neuer Spieler. Schauen wir aber trotzdem voraus:
Die KHL ist unterteilt in vier Divisionen. Die Teams einer solchen spielen jeweils vier Mal gegeneinander, je zwei Mal geht es gegen die Mannschaften der anderen Staffeln. Ähnlich wie in der NHL qualifizieren sich die 16 punktbesten Teams für die Play-off. Deren erste Runde wird im Best of Five- ausgespielt, danach geht es bis einschließlich der Finalserie im Best of Seven-Modus weiter. Der Sieger der offenen russischen Meisterschaft erhält fortan als Trophäe den Gagarin Cup, benannt nach dem ersten Kosmonauten im Weltall.
Bobrow Division: Atlant Mytischtschi, Dinamo Minsk, Spartak Moskau, Metallurg Nowokusnezk, Salawat Julajew Ufa, Sewerstal Tscherepowez
Tarassow Division: Chimik Woskressensk, Metallurg Magnitogorsk, MWD Moskowskaja Oblast, Traktor Tscheljabinsk, ZSKA Moskau, SKA St. Petersburg
Charlamow Division: Amur Chabarowsk, Dinamo Riga, Avangard Omsk, Lada Togliatti, Sibir Nowosibirsk, Lokomotive Jaroslawl
Tschernyschow Division: AK Bars Kasan, Barys Astana, Dynamo Moskau, Neftechimik Nischnekamsk, Torpedo Nischni Nowgorod, Witjas Tschechow
Momentan ist es gewiss noch schwierig, die Stärke aller Klubs genau einzuschätzen. Allerdings dürfte Avangard Omsk mit Top-Star und Liga-Aushängeschild Jaromir Jagr ebenso zu den Meisterschaftsfavoriten zählen wie auch der Titelträger der letzten RSL-Saison Salawat Julajew Ufa. Gute Chancen, um die Meisterschaft mitzuspielen, werden gleichwohl AK Bars Kasan, SKA St. Petersburg und Metallurg Magnitogorsk sowie der Mannschaft von Ex-NHL-Star Alexei Jaschin, Lokomotive Jaroslawl, zugeschrieben. Die „Eisbahner“ scheiterten in der vergangenen Saison bekanntlich im RSL-Finale an Salawat. In einem breiten Mittelfeld auf ziemlich ausgeglichenen Niveau, in dem hart um die Play-off-Plätze gerungen werden wird, dürfte sich Spartak Moskau, das Team der beiden deutschen Nationalspieler Dmitrij Kotschnew und Eduard Lewandowski wieder finden. Spartak wird es übrigens am Premierentag - quasi in einem Lokalderby - mit Atlant Mytischtschi zu tun bekommen, das sich wohl auch eher im oberen Teil des Klassements aufhalten sollte. Kotschnew liefert sich also gleich zu Beginn ein Torwartduell mit Enfant Terible Ray Emery. Witjas Tschechow mit dem ehemaligen DEL-Torjäger Ahren Spylo gehört eher nicht zum Favoritenkreis, könnte aber überraschen. Vor allem dann, wenn der andere deutsche Nationaltorhüter in Diensten eines KHL-Klubs, Dimitri Pätzold, seine Qualität nachweisen kann, Verteidiger Derrick Walser doch noch zum Team stößt und sich Raubein Chris Simon auf seine durchaus vorhandenen spielerischen Fähigkeiten konzentriert.
Der ehemalige Freiburger Oleg Znarok, nunmehr Chefcoach des HK MWD Moskowskaja Oblast, glaubt von vornherein mit seiner Mannschaft kleinere Brötchen backen zu müssen. Znarok bekannte schon vor Wochen, dass es jetzt noch zu früh für den HK MWD wäre, das Ziel Meisterschaft auszugeben. Sehr interessant dürfte hier aber werden, ob sich die DEL erfahrenen Verteidiger Jean-Francois Fortin und Jeff Jillson, der bei seinem Engagement bei den Berliner Eisbären keine Kufe vernünftig aufs Eis bekam, durchsetzen können. Um die Qualitäten eines Jame Pollock muss man sich hingegen wohl eher nicht sorgen. Der Ex-Kölner Ivan Ciernik wird mit seinem neuen Arbeitgeber Sibir Nowosibirsk dem Gagarin Cup vermutlich auch nicht sehr nahe kommen.
Ebenfalls eine spannende Sache sollte sein, wie die ausländischen Neulinge Dinamo Riga (Lettland), Barys Astana (Kasachstan) und Dinamo Minsk (Weißrussland) in der KHL abschneiden. Zum einen sorgten alle drei Klubs in ihren Vorbereitungsspielen zwar für einige Achtungserfolge, kamen zum anderen aber auch häufiger - nicht nur gegen Top-Klubs - gewaltig unter die Räder. Insbesondere in Minsk war die Vorbereitungsphase mit dem überraschenden Trainerwechsel Jim Hughes für Paul Gardner eine recht aufregende. Noch um einiges schwerer wird es zweifelsohne für den russischen Klub Chimik Woskressensk, das erst vor ein paar Wochen für die zahlungsunfähigen „Automobilisten“ aus Jekaterinburg in die KHL aufrückte. Chimiks Planungen waren ursprünglich auf eine Saison in der zweiten, der Wysschaja Liga ausgerichtet, wo man in der vergangenen Spielzeit immerhin die Meisterschaft errang. Chefcoach Jurij Nowikow beklagte letztens bereits recht deutlich, dass diese kurze Zeit bei weitem nicht ausreiche, ein wirklich konkurrenzfähiges Team auf die Beine zu stellen. Allerdings haben die KHL-Klubs noch bis in den Januar hinein die Möglichkeit, ihre Kader weiter aufzurüsten.
Die KHL sorgte noch bevor der erste Puck gespielt war in diesem Sommer für reichlich Aufregung in der gesamten Eishockeyszene. Ab kommenden Dienstag beginnt der sportliche Alltag, in dem die Liga auch beweisen muss, dass sie mehr kann als nur mit viel Krawall auf dem Transfermarkt für Aufsehen zu sorgen. Sie muss sich bei den Fans etablieren und diese freilich in möglichst großer Zahl in die Arenen locken. Die Öffentlichkeitsarbeit, der Umgang mit der Presse bedarf dringender Verbesserung. Und nicht zuletzt gilt es Entscheidungen zu treffen, die auf Nachhaltigkeit setzen und die KHL so für den „Rest“ der Eishockeywelt berechenbar und damit zu einem Partner statt zu einem gefürchteten Gegner werden lassen. Viel zu tun für KHL-Boss Alexander Medwedew und seine Mitstreiter. Für Spannung, die auch das Interesse des Auslands an der KHL noch weiter verstärken sollte, ist somit aber auf längere Sicht in allen Bereichen gesorgt. (mac)
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