Die Eishockey Exoten: Südafrika – Die fetten Jahre sind vorbei
Als Südafrika,
Mitte der 60er Jahre, von einem wahren Eishockeyboom heimgesucht wurde, liebäugelte
man am südlichsten Zipfel Afrikas mit einer kontinuierlichen Weiterentwicklung
des Eishockeysports. Rund 40 Jahre später hält sich das Interesse allerdings
in Grenzen. Die südafrikanische Eishockey Nationalmannschaft kämpft zwar in
den untersten WM-Divisionen um Punkte, doch ein erneuter Eishockeyboom rückt in
immer weitere Ferne.
Unserer Serie „Die Eishockey-Exoten“, bring Ihnen heute den
Eishockeysport im Land der Springböcke etwas näher
Südafrika – Die fetten Jahre
sind vorbei
Will man den Eishockeysport in Südafrika genauer unter die Lupe nehmen muss man
das Rad der Zeit schon einige Jahrzehnte zurückdrehen. In den 30er Jahren des
vorigen Jahrhunderts bestritten zahlreiche internationale Teams, auf Einladung,
freundschaftliche Länderspiele fernab der Heimat. Im Jahre 1936 wurde die South
African Ice Hockey Association (SAIHA) gegründet welche rund 10 Jahre als
offizielles Mitglied beim IIHF registriert wurde.
Im Volksmund kennt man südafrikanische Mannschaft
vorwiegend unter dem Kosenamen „Springboks“. Die Antilopen-ähnliche Tierart
war in Südafrika weit verbreitet und gilt als Nationaltier und gleichzeitig als
Namensgeber für alle südafrikanischen Sportmannschaften.
Die Anfangszeiten des
Eishockeys beschränkten sich in Südafrika hauptsächlich auf kleine Turniere
und immer wieder fanden Teams aus Kanada und Europa den Weg an den Südzipfel
Afrikas.
In den 60er Jahren nahmen die
Springboks dann schließlich auch an Weltmeisterschaften teil. 1961, beim
erstmaligen Antreten, errangen die Südafrikaner in der Schweiz auch ihren
ersten offiziellen Länderspielsieg. Führungspersönlichkeit im Team der Südafrikaner
war der deutsche Auswanderer und Olympiateilnehmer 1932 und 1936, Rudi Ball.
Das C-WM-Turnier, 1966 in Jesenice (damals Jugoslawien)
beendeten die Springboks ohne Sieg. Diese Zeit brachte auch einen regelrechten
Eishockeyboom nach Südafrika. Die Liga von Halb-Profis, verstärkt mit
zahlreichen renommierten Legionären aus Kanada, Österreich, der Schweiz und
Deutschland lockte wöchentlich bis zu 3000 Zuseher in die Hallen. Als 1967 der
deutsche Topclub Eintracht Frankfurt nach Johannesburg kam war das
Wembley-Eisstadion schon drei Wochen vorher ausverkauft. Aufgrund
wirtschaftlicher Probleme und dem sinkenden Werts des Riads, in den 70er Jahren,
wurden ausländische Spieler zu teuer und das Interesse am Eishockeysport
stagnierte. Seither fristet der Eishockeysport ein eher bescheidenes Dasein im
Schatten der großen Mannschaftssportarten Rugby und Fußball.
Erst im Jahre 1992 nahmen die Springboks wieder an einem WM Turnier teil. Beim
Heimturnier in Johannesburg errang man im D-Gruppen-Turnier den zweiten Platz.
Das Entscheidungsspiel gegen den damaligen Aufsteiger Spanien ging allerdings
mit 0:12 verloren. Bis 1995 spielte Südafrika nun in der letzten Leistungsstufe
und erreichte als beste Platzierung den vorletzten Platz bei einem weiteren
Heimturnier im Jahre 1995. In den letzten zehn Jahren veranstaltete Südafrika
vier Mal Weltmeisterschaftsturniere und spielte bis 2001 kontinuierlich in der
D-Gruppe. Nach der der Abschaffung der D-Gruppe und der Umstellung in
Weltmeisterschafts-Divisionen, im Jahr 2001, werkten die Springboks bis 2004
sogar in der Division II. Beim Turnier in Litauen unterlag man im
Entscheidungsmatch um den Abstieg, den Mannen aus Neuseeland, nach 2:0 Führung,
doch noch mit 2:4. Dieses legendäre Spiel war von zahlreichen Härteeinlagen
geprägt und ähnelte eher einem Rugbymatch.
Beim heurigen WM-Turnier im Mexiko fixierten die Südafrikaner
aber gleich den Wideraufstieg. Bis auf eine Niederlage gegen den Gastgeber,
spielte die Mannschaft des ungarischen Trainers Kristof Kovago sehr souverän
und darf sich nächstes Jahr in Bulgarien oder Neuseeland erneut mit den Teams
der Division II messen.
Der Spielstil der Springboks gilt als unkonventionell und
es wird der Mannschaft oft nachgesagt, sich eher am Rugbysport zu orientieren.
Im Vergleich zu den zierlichen und wendigen Mexikanern oder dem, doch sehr europäisch
geprägten, Spielstil der Luxemburger, konzentrieren sich die Südafrikaner seit
jeher auf hartes Körperspiel. Die Gardemaße der Gebrüder Bock sprechen Bände:
Das Brüderpaar wechselt sich im Nationalteam zwar auf der Torhüterposition ab,
doch 110 Kilo auf knapp 200cm Körpergröße wirken für einige Hobbyakteure der
Division III doch ein wenig furchteinflößend.
Überragende Einzelkönner, wie bei vielen anderen Teams in
dieser Leistungsstufe, findet man in den Reihen der Springboks eher nicht. Die südafrikanische
Mannschaft baut auf ein homogenes Mannschaftsgefüge mit hartem, traditionell
Rugby-ähnlichem Spielstil. Hervorzuhebender Akteur ist Südafrikas
erfolgreichster Torschütze aller Zeiten, Michael Edwards. Der 27jährige Stürmer
der Krugersdorp Wildcats brachte es in internationalen Begegnungen auf bisher 32
Tore und 24 Assists.
Die ewige Länderspielbilanz, seit dem ersten Antreten bei
der WM 1966 in Lausanne, erscheint jedenfalls eher trist. Aus 67 Partien gingen
die Springboks, mit einem Torverhältnis von 294:557, nur 21 Mal als Sieger vom
Platz und rangieren derzeit an 40. Stelle der Weltrangliste.
Die nationale Meisterschaft in Südafrika teilt sich in zwei Provinzligen auf,
welche am Ende der Saison im „Inter Provincial Tournament“ den Südafrikanischen
Meister ausspielen. Insgesamt kämpfen 102 gemeldete Spieler in fünf
verschiedenen Eishallen um den Title der SAIHA.
In der Gauteng Province League rackern die Pretoria Ama-Horneys, die Krugersdorp
Wildcats, die Johannesburg Scorpions und die Young Knights (das U20 National
Team) um den Provinz-Titel. Die letzten zwei Jahre konnte sich das Team der
Krugersdorp Wildcats sowohl den Titel in der Provinz-Liga als auch den der
nationalen Meisterschaft sichern.
Die Western Province Ice Hockey Association ist in Kapstadt
beheimatet. Von Februar bis Oktober kämpfen dort die Eagles, Sharks, Rams und
Wolves um die begehrte Trophäe der WPIHA. Spielort ist das Eisstadion in der
Grandwest Casino and Entertainment World
Die Meisterschaft der Damen, U20 und U18 wird nach
demselben Prinzip wie die Herrenliga ausgespielt.
Dameneishockey steckt in Südafrika sicherlich noch in den Kinderschuhen. Der
nationale Verband zählt 60 registrierte Spielerinnen, welche seit 1999 an
Weltmeisterschaftsturnieren teilnehmen. Um endlich einmal den Aufstieg aus der
untersten Spielklasse zu schaffen richtete Südafrika, im März 2005, erstmals
ein Damen- WM-Turnier der Division III aus. Vor Heimpublikum in Kapstadt konnten
die Südafrikanerinnen allerdings nicht überzeugen, gewannen kein einziges
Spiel und müssen nächstes Jahr in der neu gegründeten Division IV erneut ihr
Glück versuchen.
Die U20-Mannschaft ist auch seit sieben Jahren bei Qualifikationsturnieren für
die Weltmeisterschaften dabei. Ähnlich wie die Damen, spielen die Jungs der U20
auch vorwiegend in der letzten Leistungsstufe. Zuletzt erreichten sie den
vierten Rang beim Divisions III Turnier in Mexiko. Ein wenig besser schlagen
sich die Unter-18jährigen. Nach dem Aufstieg in die Division II im Jahre 2004
in Sofia, mussten die Südafrikaner beim heurigen Turnier in Estland zwar wieder
absteigen doch im nächsten Jahr bestehen reelle Chancen auf den Wiederaufstieg.
Copyright (c) für alle Texte bei
Simon Kazianka
. Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil der Texte darf ohne schriftliche
Genehmigung des Autors in irgendeiner Form (Druck, Fotokopie o. ä.)
reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt
oder verbreitet werden.
Copyright (c) für die Fotos bei www.hockeyarchives.info
Lesen sie auch alle weiteren Artikel der Serie „Die Eishockey Exoten“:
III - 2005