Die alte Garde regiert und reformiert jetzt das russische Eishockey

In den 80er Jahren
beherrschten sie mit der Sbornaja und ihren Klubs die Eishockeywelt. Jetzt
haben sie die Macht im russischen Eishockey übernommen.
Die Rede ist von den
einstigen Superstars Vyacheslav Fetisov, Sergej Makarov, Vladislav Tretjak und
ihren Kollegen.
Der einstige
Weltklasseverteidiger, NHL-Profi und Rebell gegen die Methoden des Trainers
Viktor Tichonov, Vyacheslav Fetisov ist
unter Präsident Putin als Sportminister ein mächtiger Mann geworden. Sein
besonderes Augenmerk gilt natürlich den Puckjägern, die nicht mehr so dominant
sind wie zu seiner großen Zeit. Mit finsterem Blick, der einst die gegnerischen
Angreifer traf, sieht er die Resultate der Sbornaja, die ins zweite Glied der
Weltklasse abgesunken ist.
Dieser finstere Blick traf
aber auch Verbandspräsident Alexander Steblin, unter dessen Führung das
russische Eishockey, wie Fetisov kritisiert, tief abgesunken ist.
Er und sein Mitarbeiter im
Sportministerium, der ehemalige Weltklassestürmer Sergej Makarov suchten sich
den ehemaligen Supergoalie Vladislav Tretjak als neuen Präsidenten aus. Ihn
hatte Fetisov taktisch klug zu einem Sitz im russische Parlament, der Duma
verholfen. Er arrangierte für seine Freund Tretjak einen sicheren Wahlreis
außerhalb von Moskau. Dafür kam Tretjak, der als Torwarttrainer der Chicago
Black Hawks und mit Wayne Gretzkys Hilfe als Werbeikone seine Dollars in den
USA verdiente nach Moskau zurückkehrte. Dort hatte er als Nebenverdienst eine
Eishockeyschule, denn seine Pension als Oberstleutnant der Armee lag unter 100
Dollar pro Monat ! Er, der einst der Vertreter der Jugendorganisation
Komsomolsk in der Sbornaja war, hat in Übersee viel gelernt. Er ist auch als
Funktionär ein echter Profi – und das brauchen die Russen.
Tretjak war der zweite
ehemalige Weltklassespieler nach dem zwischenzeitlich verstorbenen Puckzauberer
Anatolj Firsov, der in die Duma einzog.
Gerade erst zum Präsidenten
des Verbandes gewählt, krempelte Tretjak alles um. Er sorgte, dass der bisher
abgelehnte Vertrag mit der NHL zum Thema Ablösesummen unterzeichnet wurde. Er
erkannte sofort, dass es u.a. auch das Torhüterproblem ist, an dem die Sbornaja
kränkelt. In der Liga spielen in fast allen Spitzenklubs Goalies aus Übersee.
Ab sofort müssen die Klubs, die ausländische Keeper verpflichten 7.5 Millionen
Rubel (250 000 Euro) Verbandsabgabe bezahlen. Für jeden weiteren der vier
erlaubten Ausländer pro Team sind 45 000 Euro fällig. Sportminister Fetisov
unterstützt diese Aktionen mit seinem „staatlichen Segen“.
Der nächste Schritt ist
schon vorbereitet. Der schon in der nordamerikanischen NHL tätige Trainer
Zinatulu Bilyaledtinov soll neuer Chefcoach der Sbornaja werden. Er soll die Mischung
aus NHL-Eishockey und „russischer Schule“ herstellen. Und das neben seinem
Trainerjob beim Landesmeister Bars Kazan. Dazu Fetisov: „Es ist besser dass der
Nationalcoach auch einen Verein traniert, damit ist er immer im Betrieb.“ Er
meinte sicher seinen ehemalige Trainer Viktor Tichonov der auch die Sbornaja
und den Spitzenklub CSKA Moskau betreute.
Seinen Namen nennt er
natürlich nicht, denn die beiden sind sich nicht grün.
Bilyaledtinov spielte in
seiner aktiven Zeit beim CSKA-Lokalrivalen Dynamo Moskau, (Polizei) während
Fetisov, Tretjak und Makarov bei CSKA, dem Armeeklub spielten.
Als Sbornaja-Berater sollen
weiterhin Boris Michailov (früher CSKA) und Vladimir Yurzinov (früher Dynamo)
tätig bleiben.
(Horst Eckert)