TUI-Nations-Cup vor Standortwechsel? - Abschied aus Hannover möglich
„Ich habe mich am Freitag, als ich in die Halle kam, gezwungen nur auf das Eis zu sehen und mir im Hinblick auf die Zuschauerränge Scheuklappen aufzusetzen!“ Bei DEB-Sportdirektor Franz Reindl war der Frust über die fast schon peinliche Zuschauerresonanz und die herrschende Geisterkulisse schon am vorletzten Tag des neu geschaffenen TUI-Nations-Cups unüberhörbar: „Es gibt trotz des bis 2008 laufenden Vertrages mit unserem Partner, der TUI-Arena hier in Hannover, sicherlich dringenden Gesprächsbedarf und wir werden uns daher auch sehr kurzfristig zusammensetzen müssen.“ Dabei stimmt für den Alt-Internationalen das Konzept durchaus: „Wir hatten in Mannheim unter der Woche 23.000 Zuschauer; das Team hat mit dem 7:2 über die USA den richtigen Appetitanreger abgeliefert, aber das Produkt wird hier einfach nicht angenommen. Also muss man sich Gedanken machen.“
Sicherlich, auch das musste der Sportdirektor eingestehen, spielt auch der Abstieg der Poss-Boys eine Rolle, aber dies eher nur am Rande. Vielmehr müssen sich die Verantwortlichen die Frage gefallen lassen, ob sie die Werbetrommel sowohl regional, als auch überregional in ausreichendem Maße gerührt haben, oder ob es nicht tatsächlich größere Versäumnisse in der Vermarktung des Fünf-Nationen-Turnieres gegeben hat. Fakt ist, dass man bei sechs Austragungen des Cups in der EXPO-Stadt nicht wirklich etwas hinzugelernt hat, und der Wechsel des Turnierdirektorpostens von Marco Stichnoth zum Arena-Geschäftsführer war sicherlich auch nicht gerade förderlich.
Und ob man die im Einzugsgebiet der TUI-Arena sicherlich reichlich vorhandenen Eishockeyinteressierten tatsächlich mit Attraktionen wie „Bull-Riding“ und Gladiatorenkämpfen in die Halle locken kann, hat sich nicht ganz unerwartet als echter Trugschluss erwiesen. Zwar attestierte Reindl dem Partner Arena durchaus eine engagierte Arbeit, aber eine mögliche weitere Konsequenz ließ er durchaus offen: „Wir kommen immer gerne nach Hannover. Organisation und Umfeld für die Mannschaften stimmen, aber die Zuschauer wollen unser Team hier offensichtlich nicht sehen. Da ist es doch legitim nachzudenken, wenn sich das Interesse andernorts anders verhält, und es Standorte gibt, die gerne zugreifen wollen.“
Aus Mannheim waren schon unter der Woche deutliche Ansagen zu hören, die das komplette Turnier schon im kommenden Jahr nur allzu gern in der SAP-Arena sehen wollen. „Man muss nun sicher erst einmal die Gespräche abwarten“, tritt Reindl zumindest öffentlich noch auf die Bremse: „Aber auch für die sportliche Entwicklung unserer Mannschaft ist es nicht förderlich, wenn es ihr in den Heimspielen dermaßen an der Unterstützung mangelt. Ich würde ja gerne jemanden ob dieser Situation beschimpfen, aber ich wüsste leider nicht wen.“ Seitens des Namenssponsors TUI war am Wochenende kein Statement zu Verlauf und Zukunft des Turniers zu erhalten. Hier will man zunächst einmal die Gespräche der nächsten Tage und die Auswertung der Veranstaltung abwarten. (Michael Kramer - Foto: City-Press)