„Ich will mit Krefeld Meister werden!“Deutschland-Cup: Daniel Pietta im Interview

Herr Pietta, welche Bedeutung hat der Deutschland-Cup hier in Ihrer Heimat Krefeld für Sie?
Generell hat die Nationalmannschaft eine enorme Bedeutung für mich. Ich bin sehr stolz mit dem Adler auf der Brust spielen zu dürfen. Hier zuhause ist es etwas ganz Besonderes. Meine Familie kommt die Spiele anschauen, ich treffe viele Bekannte – das gibt mir zusätzliche Motivation.
Wohnen Sie im Hotel oder zu Hause?
Ich habe zwei Nächte zu Hause geschlafen, ansonsten wohne ich die Woche über mit den Jungs im Hotel.
Gegen die Schweiz hat das Team mit 3:4 nach Verlängerung verloren. Sie haben ein Tor und eine Vorlage beigesteuert, waren aber auch beim Schweizer Siegtreffer auf dem Eis. Wie haben Sie das Spiel gesehen?
Ja, in der Verlängerung, wenn ein Spieler geschlagen ist, kommt es schnell zu einer 3:2- oder 2:1-Situation. Das haben die Schweizer am Ende gut gemacht. Zu Beginn des Spiels sind wir schwer reingekommen, haben nicht strukturiert gespielt. Ansonsten war das ein guter Auftritt, wir waren im Spiel und hatten ausreichend Chancen zum Sieg. Der 3:3-Ausgleich der Schweizer fiel dann unglücklich.
Mal weg von der Nationalmannschaft. Die finanzielle Lage in Krefeld ist schwierig. Wie sehen Sie die Situation bei den Pinguinen?
Es ist Unruhe da, soviel ist klar. Am Anfang hat es uns arg beschäftigt, wir haben viel darüber gesprochen und uns Gedanken gemacht. Zuletzt haben wir uns wieder besser auf das Sportliche konzentrieren können. Ich habe großes Vertrauen in die handelnden Personen. Wir als Mannschaft sind auf dem Laufenden, Matthias Roos informiert uns. Ich bin guter Dinge, dass die Krefeld Pinguine finanziell breiter aufgestellt weiterexistieren werden. Wir als Spieler haben das aber nicht in der Hand. Unser Job ist das Eishockeyspielen. Wenn wir das erfolgreich tun, macht es den Verantwortlichen einfacher im Hintergrund etwas in Bewegung zu setzen.
Bereuen Sie es manchmal, einen Zehnjahresvertrag in Krefeld unterschrieben zu haben?
Nein! Ich bin stolz in Krefeld spielen zu dürfen – das ist mein Verein. Hier ist meine Familie direkt vor Ort, ich habe hier ein Haus, es geht eigentlich nicht besser als für seinen Heimatverein zu spielen. Natürlich waren die letzten Jahre nicht so erfolgreich, aber ich glaube, dass wir in dieser Saison ein besseres Ergebnis erzielen können als in jüngster Vergangenheit.
Es lief in den letzten Jahren wirklich miserabel in Krefeld: in der vergangenen Saison Elfter. Davor zweimal Schlusslicht und einmal Vorletzter in der Tabelle. Gab es nie den Gedanken bei Ihnen, dass es mal genug ist mit dem Misserfolg?
Zum Ende der Saison 2017/18 bin ich nach Leksand in Schweden gewechselt. Es war eine tolle Erfahrung und da habe ich kurz über einen Wechsel nachgedacht. Dann aber wurde Brandon Reid als neuer Trainer verpflichtet und er hat mich mit seinem Konzept überzeugt. Wir können mit diesem Konzept erfolgreich sein. Es braucht seine Zeit und wir müssen geduldig bleiben. Wir können den Erfolg nicht erzwingen, aber hart dafür arbeiten.
Stellen Sie sich mal vor, es gibt in Krefeld kein DEL-Eishockey mehr. Würden Sie auch in der DEL2 oder Oberliga spielen oder den Club dann verlassen?
Die Frage ist hypothetisch. Ich sehe mich leistungstechnisch in der DEL, aber das müsste ich dann sehen, wenn es soweit ist. Ich glaube, ich bin in einer guten Position, anderswo einen DEL-Vertrag zu erhalten. Noch bin ich nicht in dem Alter, wo ich sage, ich spiele meine Karriere in der zweiten Liga zu Ende. Dafür bin ich zu ehrgeizig. Ich möchte auf dem höchstmöglichen Level spielen.
Eben weil Sie ein ehrgeiziger und beeindruckender Spieler sind, wundern sich viele Eishockey-Anhänger, dass es Sie so lange in Krefeld hält. Bei den Pinguinen ist es schließlich äußerst schwer eine Meisterschaft zu gewinnen…
Es ist schwer, aber nicht unmöglich. Mir bedeutet es viel mehr, mit Krefeld zu gewinnen als mit irgendeinem anderen Club. Ich will nicht irgendwohin wechseln, nur um Teil eines High-Budget-Teams zu sein und sagen zu können, dass ich eine Meisterschaft gewonnen habe. Ich möchte mit Krefeld Meister werden, wenn es irgendwie möglich ist. Auch, wenn die Chancen dafür in München oder Mannheim deutlich höher sind. Wenn ich am Ende meiner Karriere keine Meisterschaft gewonnen habe, werde ich deswegen kein unglücklicherer Mensch sein. Ich gebe weiter mein Bestes und ich will jedes Spiel gewinnen. So kann ich mich auch für die Nationalmannschaft und weitere WM-Teilnahmen empfehlen. Das spornt mich an.