Fazit Deutschland Cup
Kader für den Deutschland CupEs hat wieder nicht sein sollen. Kurz vor dem Ziel hatten unsere Jungen einfach nicht mehr die Kraft, Kondition und vor allen Dingen nicht die Routine, um gegen die noch in Köln geschlagenen Kanadier zu bestehen. Der Gewinner des Deutschland Cup hieß ´mal wieder Kanada. Doch unter dem Strich war es eine recht gelungene Vorstellung einer Truppe, deren Zusammensetzung fast nichts mehr mit jener des Vorjahres gemein hatte.
Nach dem Spielort Hannover, der irgendwie verbraucht erschien, kamen mit Mannheim/Frankfurt zwei Stadien zum Zuge, die aus verschiedenen Gründen schon einmal Spielstätten dieses Wettbewerbs waren. Mannheim spielte eine Nebenrolle für ein seinerzeit aufgeblähtes Turnier, und Frankfurt sprang für einen Tag ein, weil am Hauptstandort Stuttgart das Eis schmolz. Auch heuer spielte Frankfurt mit seinen tollen Fans (Uwe Krupp lobte explizit die Kulisse in der Mainmetropole) nur den Lückenbüßer. Wie bekannt, sollte in Mannheim am Samstag ein Konzert stattfinden, was letztlich wegen Probleme mit der erneuten Eisaufbereitung abgesagt werden musste. Wie groß das Eishockey-Interesse in Frankfurt ist, verdeutlicht die Tatsache, dass mehr als 4.000 Zuschauer das Match der Schweizer gegen Kanada verfolgten. Auch im Hinblick auf die “bedrängte Lage”, in welcher sich die Medienvertreter befanden, wäre eine Fortsetzung in Frankfurt als “Mitspielort” zu wünschen. Ganz sicher bekommen Pressechef Matthias Scholze und seine Getreuen die Probleme in Zukunft besser in den Griff, zumal die Frankfurter keine Schuld bei den aufgetretenen Schwierigkeiten traf.
Die letzten Tage haben gezeigt, dass ein Turnier mit einem gestrafften Teilnehmerfeld, wobei jeder gegen jeden spielt, immer noch das Beste ist. Drei Spieltage ohne seltsame Gruppeneinteilung ist das Optimum.
Kommen wir zu unserer Mannschaft: Sowohl Dmitrij Pätzold als auch Youri Ziffzer zeigten, dass sie solide, aber keine überragenden Torhüter sind. Letzterer zeigt gegen die Slowakei (besonders gegen den Augsburger Slovak) einige gute Reaktionen. Pätzold hatte das Pech beim Schweiz-Spiel, wenig geprüft zu werden. Schade nur, dass Denis Endras keine Chance bekam, wenigstens für ein Drittel das Trikot anzuziehen.
Die Verteidiger boten durchweg engagierte Leistungen. Ein Gewinn war vor allem der Mannheimer Debütant Sven Butenschön. Der „Schweizer“ Robin Breitbach dürfte allerdings nicht mehr als eine Notlösung sein. Warum er immer wieder berufen wird, ist Krupps Geheimnis. Auch dem Iserlohner Chris Schmidt unterliefen einige Fehler, die ungewohnt bei einem 32-Jährigen sind. Für den mitunter leichtsinnigen André Reiss spricht seine Jugend, was gleichermaßen für den Kölner Moritz Müller gilt.
Bei den Angreifern überzeugte die Reihe Michael Wolf, Michael Hackert und Philip Gogulla. Trotzdem merkte man die Strapazen des Turniers gerade dem smarten Center Hackert an. Im letzten Spiel gegen Kanada bekam der Mann aus Mannheim so gut wie kein Bein aufs Eis. Das Fehlen Wolfs war im Match gegen die Schweiz unübersehbar. Der Straubinger Oldie Billy Trew konnte ihn, bei aller Sympathie, nicht ersetzen. Gewinner Nummer zwei war der Hamburger Richard Mueller. Schon beim Testspiel in Köln spielte sich der Außenstürmer in die Herzen der Besucher. Mit seinen zwei Treffern gegen die Slowaken schaffte er es endgültig, sich auch in den Hirnen der Fans (und des Bundestrainers?) festzusetzen. Der gute André Rankel, Eisbären-Mittelstürmer im „Zivilberuf“, hatte das Pech, neben dem unscheinbaren Duo Polaczek/Trew zu spielen. Gegen die Schweiz sah er zwischen Youngster Patrick Hager und Mueller wesentlich besser aus. Trotz aller negativen Anmerkungen überwog das Licht den Schatten.
Der erste Test für die WM verlief unter dem Strich positiv, wenngleich die Baustellen unübersehbar waren. Auf der einen Seite hatten der rührige und sehr bemühte Pressechef Matthias Fries und seine Getreuen die Sache (und die Kollegen) fest im Griff. Auf der anderen Seite hatten die Medienvertreter weite Wege zu gehen, die in einem Weltturnier unmöglich sind. Wenn beispielsweise Spieler nach den jeweiligen Partien interviewt werden, schafft es ein „Einzelkämpfer“ nicht mehr, die diesbezügliche Pressekonferenz zu verfolgen. Die Fotografen mussten wahre „Marathonläufe“ in Kauf nehmen. Mit dem Aufzug in den dritten Stock, von dort durch das Treppenhaus in Etage Nummer eins, um letztendlich an der Bande zu landen, das ist einfach zu zeitraubend.
Noch ein Blick auf die Zuschauerzahlen: Beim ersten Deutschland Cup in Hannover vor acht Jahren (übrigens mit dem gleichen Teilnehmerfeld wie heuer, wobei dieses Jahr die Slowakei und Deutschland die Platzierungen tauschten) waren rund 1.000 Zuschauer im Durchschnitt weniger gezählt worden als in den Tagen von Mannheim und Frankfurt. Die Niedersachsen, die damals nach drei Jahren das Unternehmen „Deutschland Cup“ neu starteten, hatten gegen das schlechte Image zu kämpfen, das 1997 in Füssen und München mit einer Larifari-Einstellung der Verantwortlichen entstand. Ergo: Soooo schlecht, wie es jetzt geredet wurde, war es in Hannover sicherlich nicht. Dies nur für alle, die gern mit Mund und Griffel nach dem Motto reagieren „Das Alte ist tot, es lebe das Neue.“
(Werner Nieleck)