Deutsches Team kämpft für OlympiaDeutschland-Cup
Am Sonntag geht es deshalb für die Bürger der designierten Ausrichterstandorte München, Garmisch-Partenkirchen, Ruhpolding und Königssee zum dritten Mal binnen acht Wochen an die Wahlurnen. Anders als beim letzten gescheiterten Versuch für 2018 soll die Bevölkerung diesmal vor der Bewerbung ihre Zustimmung zum sportlichen Großereignis geben. Dafür müssen sich mindestens jeweils 10% der Wahlberechtigten an der Abstimmung beteiligen und an jedem Standort überwiegend "ja" zu Olympia sagen. Während dieses Quorum in den Gemeinden zumeist als unproblematisch angesehen wird, gilt es in der Landeshauptstadt immerhin ca. 104.000 Wähler zur Stimmabgabe zu motivieren. In Anbetracht von immerhin schon etwa 100.000 versandter Briefwahlunterlagen sollte aber auch diese Hürde genommen werden können.
Nun nutzt der Deutsche Eishockey-Bund (DEB) den Deutschland-Cup, um mit seiner olympischen Kernsportart nochmals an allen Tagen Werbung unter den Sportanhängern für deren Zustimmung zu machen: Mit einem speziell dafür entworfenen Aufwärmtrikot soll die Kampagne „OJa22“ vom Team unterstützt werden. Zwei Bullykreise ziert zudem das Logo. Und vor dem Spiel der deutschen Mannschaft gegen die Schweiz bezeugten etwa 200 Jugendliche aus den vier Orten mit symbolischen Fackeln ihren Willen, die olympischen Ringe in ihre Heimat zu holen. Drei Bronzemedaillengewinner von 1976, Kapitän Alois Schloder, Erich Kühnhackl und Franz Reindl erinnerten auf dem Eis an die magischsten olympischen Momente des deutschen Eishockeys und die Faszination der Welt-Sportspiele.
Mit dem nachhaltigsten Konzept der Geschichte soll nicht nur die eigene Bevölkerung gewonnen, sondern auch die Zustimmung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) erreicht werden: Nur ein Prozent der geplanten Sportstättenflächen müssen dauerhaft neu bebaut werden; 84 Prozent der Sportstätten werden jetzt schon genutzt, der Rest würde nach den Spielen wieder zurückgebaut werden. München zehrt noch heute von den infrastrukturellen Verbesserungen der Sommerspiele 1972; ganz Oberbayern könnte diesmal vom Ausbau des öffentlichen Nah- und Fernverkehrs profitieren. Und die Werbewirkung für den nicht nur touristischen Wirtschaftsstandort ist nicht hoch genug zu bewerten.
Sollte die Bevölkerung am Sonntag „OJa“ zu Olympia sagen, könnte München die erste Stadt in der Geschichte werden, die sowohl Sommer- als auch Winterspiele beheimatete. Barcelona hat als möglicher Wettbewerber um diesen Titel bereits wegen ausbleibender Finanzzuschüsse des kriselnden Landes den Rückzug erklärt. Beijing (China) bleibt jedoch in der Verlosung für 2022. Zudem haben Oslo (Norwegen), Krakau (Polen & Slowakei), Lemberg (Ukraine) sowie Almaty (Kasachstan) ihre Kandidatur erklärt. Die Chancen für München werden im internationalen Vergleich als ausgesprochen hoch eingeschätzt. Die Entscheidung über die Vergabe fällt auf der 127. IOC-Session am 31. Juli 2015 in Kuala Lumpur.
Zunächst einmal ist aber die Hürde „dahoam“ am Sonntag zu nehmen. Ausgerechnet die an Bürgerentscheide gewöhnte Schweiz hat ein Beispiel für das mögliche Scheitern eines solchen Unterfangens gegeben: Während die Bürger der designierten Ausrichterorte St. Moritz und Davos mehrheitlich für eine Kandidatur 2022 stimmten, lehnten die Befragten ihres gesamten Kantons Graubünden mit knapper Mehrheit diese ab. Wer also noch zweifelt, seine Stimme für Olympia abzugeben, kann sich im Internet unter www.oja22.de oder aber gleich an der Olympia-Eishalle an den Informationsständen über die Bewerbung informieren.
Der Garmisch-Partenkirchner Reindl, inzwischen Generalsekretär des DEB, wirbt leidenschaftlich für die Spiele: „Ich hatte das Glück, dreimal als aktiver Eishockey-Nationalspieler an Winterspielen teilnehmen zu dürfen. Das sind emotionale und sonst nie erreichte Höhepunkte in einem Sportlerleben. Ich möchte alles dafür tun, dass wir die Chance bekommen, Winterspiele nun auch in unserer Heimat ausrichten zu dürfen.“ Bleibt also zu hoffen, dass dieser demokratische Olympiakampf des deutschen Teams erfolgreicher endet, als der letzte sportliche!